Tag der Wohnungslosen: Diakonie fordert bezahlbaren Wohnraum

Mit „Mecki 2.0“ schafft Hannover eine neue Anlaufstelle für Menschen ohne Obdach
Eine als Mann lesbare Person mit Jacke und Mütze hält eine Tür mit Aufschrift Straßensozialarbeit auf.
Bild: epd-bild/Harald Koch

Zum Tag der Wohnungslosen am 11. September fordern Sozialverbände und Kirchen mehr bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum. Hannover reagiert auf die steigende Zahl der Menschen ohne Obdach mit der neuen Anlaufstelle „Mecki 2.0“.

Begegnung am Mecki

Das Diakonische Werk Hannover lädt am Tag der Wohnungslosen, 11. September, von 12 bis 16 Uhr zur Begegnung vor dem Kontaktladen Mecki am Raschplatz ein. Es gibt Informationen rund um das Thema Wohnungslosigkeit, Live-Musik sowie die Möglichkeit, mit Betroffenen und Engagierten zu sprechen.

Hannover. Mit „Mecki 2.0“ schafft Hannover eine neue Anlaufstelle für Menschen ohne Obdach. „Es gibt eine wachsende Zahl an wohnungslosen Menschen“, sagt Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp. Unter ihnen seien zudem immer mehr Frauen, jüngere Menschen und Familien. Die alten Räumlichkeiten von „Mecki“ seien den Herausforderungen nicht mehr gewachsen.

Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) nannte die geplante Anlaufstelle in der Augustenstraße, an der Rückseite des Hauptbahnhofs, „eine wichtige Institution für die soziale Infrastruktur unserer Stadt“. Die neue Einrichtung biete Hilfe für Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit im nördlichen Bereich des Hauptbahnhofs und darüber hinaus. „Ich hoffe, sie wird viele Menschen erreichen.“

Die Eröffnung sei für das dritte Quartal 2026 geplant, hieß es. Dafür werde ein bestehendes Gebäude saniert und ausgebaut. Im Erdgeschoss ist ein Tagestreff vorgesehen, darüber hinaus entstehen auf drei Etagen medizinische Behandlungsräume und Notfallschlafstellen. Ebenfalls geplant sind Ruheräume.

Insgesamt sollen 17 Schlafplätze zur Verfügung stehen, zehn für Männer und sieben für Frauen. Geplant sind Räume mit je eigener Sanitäreinheit. Männer und Frauen sollen auf getrennten Etagen untergebracht werden.

In der neuen Einrichtung sollten insbesondere Frauen in den Blick genommen werden, sagte die Sozialdezernentin der Region Hannover, Andrea Hanke. Das sei im Allgemeinen nicht der Fall. Feldkamp ergänzte: „Wir sichern das Ziel, Teilhabe für Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu schaffen.“

Für den Tagestreff und die medizinische Ambulanz stehen den Angaben zufolge 575 Quadratmeter zur Verfügung. Die Etagen mit den Schlafstätten umfassen insgesamt 650 Quadratmeter. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit von Stadt, Region, Diakonie und der städtischen Immobilientochter Hanova. Den Angaben zufolge wird „Mecki 2.0“ die bestehenden Einrichtungen „Mecki I“ und „Mecki II“ ersetzen.

„Wohnen ist ein Menschenrecht“

Eine als Frau lesbare Person mit Pagenfrisur sitzt mit übereinanderliegenden Händen.
Bild: epd-bild/Rolf Zöllner
Elke Ronneberger ist Vorständin der Diakonie Deutschland für Sozialpolitik.

Zum Tag der Wohnungslosen am 11. September fordern Sozialverbände und Kirchen von Bund, Ländern und Gemeinden, mehr bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. Allein in Niedersachsen waren zum Stichtag am 31. Januar 2024 nach Angaben des Landesamts für Statistik rund 33.000 Kinder, Frauen und Männer wegen Wohnungslosigkeit untergebracht. 10.465 Personen – und damit fast ein Drittel der in Niedersachsen untergebrachten Wohnungslosen – waren minderjährig. Wie viele Menschen außerdem auf der Straße leben, ist nicht bekannt.

Mark Brockmann von der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen beklagte einen jahrzehntelangen Stillstand und eine Fehlentwicklung im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Immer mehr Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen seien, fänden keinen Wohnraum mehr, der durch die staatlichen Leistungen abgedeckt werde. Bezahlbar sei nur prekärer Wohnraum, der die gesundheitliche Situation der Menschen nicht verbessere, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Auch die Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, rief die Politik auf, für ausreichend soziale und gemeinnützige Wohnungen zu sorgen, die auch ökologische Standards erfüllen. „Immer mehr Menschen haben keine eigene Wohnung – selbst, wenn sie arbeiten.“ Sie verwies auf Daten der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, denen zufolge bereits 13 Prozent der Klientinnen und Klienten der Wohnungsnotfallhilfe erwerbstätig sind. Zudem seien viele Familien wohnungslos. Elf Prozent aller erfassten Personen lebten mit mindestens einem Kind zusammen.

Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, Kerstin Tack, betonte: „Wohnen ist ein Menschenrecht. Niemand darf in einem der reichsten Länder der Welt gezwungen sein, auf der Straße zu leben.“ Nur wenn Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft an einem Strang zögen, könne die Wohnungslosigkeit wirksam bekämpft werden.

Am Tag der Wohnungslosen machen Initiativen und Sozialverbände mit Aktionen und Infoständen auf die Situation wohnungsloser Menschen aufmerksam. Diakonie-Chefin Ronneberger kündigte an, an der Aktion „Gemeinsam zu Tisch“ der Diakonie in Bremen teilzunehmen. Vor und in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ wird sie ein öffentliches Mittagessen mit Menschen in prekären Lebenslagen besuchen. In Hannover will die Diakonie vor dem Kontaktladen Mecki am Raschplatz informieren.

epd Niedersachsen-Bremen