Eine Gruppe von Menschen sitzt an einem Holztisch und spricht über den Glauben, vor ihnen liegen aufgeschlagene Bibeln.

Das Christliche Glaubensbekenntnis

Ein Fundament des Glaubens

Was ist das Glaubensbekenntnis? Es ist die kürzeste Zusammenfassung dessen, was Christinnen und Christen auf der ganzen Welt verbindet. In wenigen Sätzen formuliert es die zentralen Inhalte des christlichen Glaubens. Es ist ein persönliches „Ich glaube“ und gleichzeitig ein gemeinsames „Wir glauben“ der Kirche – seit fast 2000 Jahren.

Das Bekenntnis ist mehr als nur ein Text. Es ist ein Anker in der Liturgie des Gottesdienstes, ein zentraler Bestandteil bei der Taufe und Konfirmation und ein persönliches Zeugnis. Es verbindet uns mit der langen Geschichte der Kirche und gibt unserem Glauben Worte. Die beiden wichtigsten und ältesten Bekenntnisse der Christenheit sind das Apostolische und das Nizänische Glaubensbekenntnis.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis: Der Glaube der Kirche

Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist das bekannteste Bekenntnis in der evangelischen Kirche. Sein Name verweist auf die Apostel, die engsten Jünger Jesu. Es fußt auf ihren Lehren und fasst die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen zusammen – von der Schöpfung bis zum ewigen Leben.

Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Amen.

Bedeutung und Verwendung in der evangelischen Kirche

Fast jeden Sonntag wird das „Apostolicum“ in unseren Gottesdiensten gemeinsam gesprochen. Es ist ein starkes Zeichen der Gemeinschaft. Wenn ein Mensch getauft wird, bekennen die Eltern und Paten diesen Glauben für das Kind. Bei der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen selbst ihr „Ja“ zu diesem Glauben und erhalten Gottes Segen. Es ist somit ein fester Begleiter an den wichtigsten Stationen des Glaubenslebens.

Das Nizänische Glaubensbekenntnis

Das Nizänische Glaubensbekenntnis, genauer Nizäno-Konstantinopolitanum, ist etwas ausführlicher als das Apostolische. Es entstand auf den großen Kirchenversammlungen (Konzilien) von Nizäa (325 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.). Sein Ziel war es, den Glauben an die Dreieinigkeit Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist – präziser zu formulieren.

Text des Nizänischen Glaubensbekenntnisses

Wir glauben an den einen Gott,
den Vater,
den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat,
Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott,
Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.

Amen.

Ökumenische Bedeutung

Das Nizänische Glaubensbekenntnis ist das wichtigste ökumenische Bekenntnis. Es verbindet evangelische, katholische und orthodoxe Christinnen und Christen auf der ganzen Welt und wird daher oft in besonderen, ökumenischen Gottesdiensten gesprochen. 

Häufige Fragen zum Glaubensbekenntnis

Wo steht das Glaubensbekenntnis in der Bibel?

Das Glaubensbekenntnis ist kein direktes Zitat aus der Bibel. Es ist vielmehr eine Zusammenfassung der zentralen biblischen Aussagen. Die Inhalte des Bekenntnisses sind aber fest in der Heiligen Schrift verankert. So bekennt der Apostel Paulus bereits um das Jahr 55 n. Chr.: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift“ (1. Korinther 15, 3-5).

Was ist der Unterschied zwischen dem evangelischen und katholischen Glaubensbekenntnis?

Die Texte des Apostolischen und des Nizänischen Glaubensbekenntnisses sind in der evangelischen und katholischen Kirche nahezu identisch. Ein kleiner, aber historisch bedeutsamer Unterschied findet sich im Nizänischen Bekenntnis in der Zeile über den Heiligen Geist: Die westlichen Kirchen (katholisch und evangelisch) beten „der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“, während die orthodoxen Kirchen das „und dem Sohn“ (lateinisch: filioque) nicht sprechen.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis wird im evangelischen Gebrauch oft von der „christlichen Kirche“ gesprochen, während die katholische Fassung „katholische Kirche“ sagt. „Katholisch“ bedeutet hier jedoch „allumfassend“ und meint die eine, weltweite Kirche Christi.

Warum sprechen wir heute noch ein so altes Bekenntnis?

Ein Bekenntnis aus alter Zeit zu sprechen, kann eine tiefe spirituelle Erfahrung sein. Es schafft eine Verbindung:

  • Zur Gemeinschaft: Wir stimmen in den Chor der Gläubigen ein, der über Jahrhunderte und über alle Kontinente hinweg reicht.
  • Zur Tradition: Es verankert unseren persönlichen Glauben in der reichen Geschichte und Theologie der Kirche.
  • Zu uns selbst: In einer sich schnell wandelnden Welt bietet das Bekenntnis einen festen Halt und eine klare Orientierung für unser Leben und unseren Glauben.

Das Bekenntnis im Leben: Mehr als nur Worte

Das Glaubensbekenntnis ist kein starres Dogma, sondern eine lebendige Einladung. Es ruft uns dazu auf, über unseren eigenen Glauben nachzudenken und ins Gespräch zu kommen. Es ist die Grundlage für das kirchliche Leben, von der Taufe über die Konfirmation bis hin zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Gemeinde.

Wenn Sie Fragen zum Glauben haben, sich taufen lassen möchten oder eine passende Kirchengemeinde suchen, sind wir für Sie da.

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