Die Vesperkirche – für Uschi und Matthias zum Verlieben schön

Bild: Harald Langguth

Die Vesperkirche – für Menschen im Weserbergland wird die dritte Auflage 2025 in der Marktkirche mit den kostenlosen Mittagessen, warmem Popcorn zwischendurch sowie Kaffee und Kuchen nachmittags immer wichtiger. „Mir sagen viele, dass sie nach Hause kommen und hier ein Stück Geborgenheit finden“, berichtet Dr. Heike Köhler, Pastorin der Stadtkirchengemeinde. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 2.700 Besuchende verzeichnete die Vesperkirche in diesem Jahr. Über 30 Organisationen von A – wie Amnesty International Hameln bis W – Weisser Ring – boten vom 16. bis 19. Oktober ein abwechslungsreiches Programm in der Marktkirche: in diesem Jahr unter dem Motto „Himmelsschlüssel“.

Einen ganz besonderen Schlüssel fanden Uschi Wille aus Hameln und Matthias Heinze aus Rinteln bereits bei der Vesperkirche 2024 – den Schlüssel zu ihrer Liebe. Am Freitag feierte das Liebespaar sein Einjähriges unter tosendem Beifall in der Vesperkirche. Heike Köhler hatte das süße Geheimnis öffentlich gemacht und gratuliert. „Ihre Herzlichkeit und Fröhlichkeit waren für mich sofort ansteckend“, berichtet Matthias über seine Uschi. Der gelernte Einzelhandelskaufmann war vergangenes Jahr nur durch Zufall in die Marktkirche geraten. Er hatte bei seinem Freund Henning Wehrmann Fotos von der Vesperkirche 2024 im Status gesehen – und war dann aus Neugierde hingegangen. „Seine tollen braunen Augen und seine sympathische Art haben mich gleich fasziniert“, sagt Uschi, die seit vielen Jahren ehrenamtlich beim DRK Hameln arbeitet. Beide teilen ein gemeinsames Hobby: Sie reisen gerne in andere Städte und nutzen dazu das Deutschlandticket. 

Auf das Mitmachthema „Himmelsschlüssel“ hatten sich die meisten Organisationen an ihren Ständen eingestellt. Die Alzheimer Gesellschaft Hameln-Pyrmont bot einen Koffer als Schlüssel für die Erinnerung dementer Menschen. Kleine handgeschriebene Zettel wiesen dabei den Nutzer auf zentrale Eckpunkte seines Lebens hin – Gänsehautfaktor inbegriffen: „Mein Beruf - Vermessungsingenieur.“ „Meine Frau ist tot.“ „Meine Kinder heißen Ulf, Lars und Monika.“ „Man könnte den Erinnerungs-Koffer auch als Vergissmeinnicht-Koffer bezeichnen“, bekräftigt Gabriele Lösekrug-Möller. 
Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Hameln-Pyrmont. Kunstvoll gearbeitete und hübsch anzuschauende Nesteldecken bot sie auch an ihrem Stand in der Marktkirche an. „Demenzkranke haben unruhige Hände, die dauernd beschäftigt werden wollen. Da haben sie mit der Nesteldecke etwas, womit sie zur Ruhe kommen können“, sagt sie zur Erklärung. 

Dr. Kai Witthinrich, ehemaliger Leiter des Museums in Bad Münder, half Gästen der Vesperkirche beim Entschlüsseln ihrer mitgebrachten Briefe, Karten und Zettel in Sütterlin, einer deutschen Schreibschrift aus dem vergangenen Jahrhundert. Er bereicherte so das Motto ‚Himmelsschlüssel‘ um eine weitere Facette. Der Eintritt zur Vesperkirche war frei. Neben obdachlosen Menschen und weiteren Interessenten nutzten auch Touristen das Angebot. 

Harald Langguth