Stephan Schaede als neuer Abt eingeführt

Kontinuität und Wandel in Amelungsborn
Drei Männer im Ornat
Bild: Gunnar Müller

Landesbischof Ralf Meister hat in einem Fest-Gottesdienst in der Klosterkirche Amelungsborn Dr. Stephan Schaede als 59. Abt eingeführt. Meister würdigte den scheidenden Abt Eckhard Gorka für seine 23-jährige Amtszeit und langjähriges Wirken.

Amelungsborn. Dr. Stephan Schaede, Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist neuer Abt des Klosters Amelungsborn. Landesbischof Ralf Meister, zugleich Abt des Klosters Loccum, hat den 61-jährigen Theologen in einem Gottesdienst am Samstag in sein Ehrenamt eingeführt. In der vollbesetzten Klosterkirche nahm Meister dem bisherigen Abt, Eckhard Gorka, das Abtkreuz ab und legte es auf den Altar. Damit endete Gorkas Amtszeit offiziell.

In seiner ersten Predigt als Abt sprach Schaede persönlich und eindrücklich. Er rückte das Kloster als geistlichen Resonanzraum zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft in den Mittelpunkt. Schaede erzählte von seiner ersten Begegnung mit einem Kloster als Kind, inspiriert durch ein Bild von Caspar David Friedrich auf einem Plattencover seiner Eltern. „Eine Ruine dieses Klosters, die es so nie gegeben hat. Aber für mich als Kind gab es dieses Kloster wirklich.“ Heute stehe man nicht vor einer Ruine, sondern mitten in einem Ort gelebter Spiritualität, eingebettet in die zisterziensische Landschaft des Weserberglands.

Kirche mit vielen Menschen
Bild: Gunnar Müller
In der vollbesetzten Klosterkirche nahm Meister dem bisherigen Abt, Eckhard Gorka, das Abtkreuz ab und legte es auf den Altar.

Amelungsborn - ein "starker Ort"

Schaede lobte die Umgebung und die Menschen: „ein eigensinnig, fantasievolles Volk, unglaublich verlässlich, verwurzelt“. Er würdigte Amelungsborn als „einen starken Ort“ – geprägt von geistlicher Tiefe und ökologischer Verantwortung. Mit Freude sprach er von der „resistenten Frömmigkeit“ der Region und der „geistreichen Gastfreundschaft“ des Klosters, die von Gottes Geistesgegenwart zehre. Er warb für eine offene, ökumenische Weite und stellte das Kloster in eine lange Tradition des geistlichen Experimentierens. „Mit der Liebe Gottes gemeinsam die Dämonen der Furcht austreiben – das ist Auftrag dieses Ortes“, sagte er.

Humorvoll und pointiert hob Schaede die Bedeutung Amelungsborns neben den anderen Klöstern Loccum und Bursfelde hervor. Er zeigte sich der gegenwärtigen Herausforderungen bewusst: „Wir sind hier nicht weltvergessen, sondern geistlich eigensinnig. Und wir sind viele: Konventualinnen, Familiaren, Gäste – und Menschen, die mit ihrer Neugier diesen Ort lebendig machen.“

Ein Mann steht auf der Kanzel
Bild: Gunnar Müller
Schaede erzählte von seiner ersten Begegnung mit einem Kloster als Kind, inspiriert durch ein Bild von Caspar David Friedrich.

Der Abtswechsel wurde im Rahmen des traditionellen Kapiteltages vollzogen. Neben Landesbischof Meister und Mitgliedern des Konvents nahmen zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft an dem Gottesdienst teil. Die Einführung des neuen Abts war ein geistliches Zeichen der Kontinuität: Der Staffelstab wandert in „neue und doch längst vertraute Hände“, wie Gorka in seinem Bericht schrieb.

„Wir sind hier nicht weltvergessen, sondern geistlich eigensinnig. Und wir sind viele: Konventualinnen, Familiaren, Gäste – und Menschen, die mit ihrer Neugier Amelungsborn lebendig machen.“
Stephan Schaede, neuer Abt des Klosters Amelungsborn

Gorkas Erbe

Eckhard Gorka hat das Kloster Amelungsborn mehr als zwei Jahrzehnte lang geprägt. In seiner Amtszeit setzte er sich besonders für die spirituelle und kulturelle Ausstrahlung des Klosters ein. Gorka förderte die ökumenische Zusammenarbeit und machte das Kloster zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs. Seine Arbeit war von einem tiefen Verständnis für die Traditionen des Klosters gekennzeichnet und gleichzeitig von einer offenen Haltung gegenüber neuen geistlichen Strömungen.

Unter seiner Leitung wurde Amelungsborn zu einem lebendigen Zentrum der Spiritualität, das weit über die Region hinaus ausstrahlt. Gorka betonte stets die Bedeutung von Einheit in der Vielfalt und plädierte für eine theologische Weite, die auch dissonante Stimmen als von Gott gestiftet anerkennt. Mit seinem Ausscheiden hinterlässt er ein Erbe, das von Kontinuität und Innovation gleichermaßen gekennzeichnet ist.

Mehrere Männer im geistlichen Ornat.
Bild: Gunnar Müller
Der Staffelstab wandert in „neue und doch längst vertraute Hände“, wie Gorka in seinem Bericht schrieb.

Mit Stephan Schaede übernimmt ein profilierter Theologe und geistlich erfahrener Seelsorger das Amt – geprägt durch Stationen in Gemeinden, Akademiearbeit, Bischofsamt und nun in der Kirchenleitung der EKD.

Der neue Abt kehrt mit seinem Amt ein Stück weit in eine vertraute Umgebung zurück: Zwischen 2000 und 2004 war Schaede Gemeindepastor in Holzminden. Auch seine Frau, Pastorin Dr. Ina Schaede, ist mit der Region vertraut. Für Stephan Schaede ist Amelungsborn nun ein neuer Mittelpunkt im dichten Netz kirchlicher Verantwortung – einer, der durch die Kraft der Gemeinschaft lebt.

Drei Männer im Ornat vor einer Kirche.
Bild: Gunnar Müller
Drei Äbte: Eckhard Gorka, Stephan Schaede und Landesbischof Ralf Meister (von links)

Seine erste Predigt klang wie eine Einladung an alle, künftig gemeinsam den Ort Amelungsborn weiter zu gestalten: aus Liebe zum Glauben, im Bewusstsein seiner Geschichte und mit Blick auf die Zukunft.

Weitere Fotos vom Fest-Gottesdienst

Gunnar Müller/Sprengel Hildesheim-Göttingen