Neue Pop-Profis starten in Gemeinden durch

Eine männlich gelesene Person in orange-rosa Shirt sitzt an einem Keyboard.
Bild: Susann Grünert

Es ist heiß an diesem Wochenende. Das erste Mal in diesem Sommer klettert das Thermometer auf 30 Grad. Jugendliche sitzen im Schneidersitz vor den Tagungshäusern des Evangelischen Jugendhofs Sachsenhain, andere spielen Fußball. Die Kapelle entlässt Gitarrenriffs und Dur-Akkorde. Prüfungsklänge.
21 Freizeitmusikerinnen und -musiker aus den Landeskirchen von Hannover, Braunschweig und Oldenburg haben sich unter die Jugendlichen gemischt für den Abschluss ihrer C-Pop-Ausbildung. 11 Prüfungen stehen ihnen an diesem Wochenende bevor. Spoiler: Sie werden alle bestehen.

Eine weiblich gelesene Person in schwarzem Shirt und heller Jenas sitzt im Freien.
Bild: Susann Grünert
Esther Bolz ist Verwaltungsangestellte und engagiert sich neben der Arbeit in ihrer Gemeinde.

Die C-Pop-Ausbildung ist ein zweijähriges Format, in dem die Teilnehmenden nebenberuflich das Handwerkszeug der Pop-Musik und Ensembleleitung lernen. Im Anschluss bekommen sie die Qualifikation C-Kirchenmusik Pop, mit der sie sich nebenberuflich in Kirchengemeinden anstellen lassen können.

Esther Bolz aus Sandkrug in der Nähe von Oldenburg ist eine von ihnen. Sie wartet auf den Beginn der Prüfung im Fach „Bandspiel“. Ausbildungsleiter Micha Keding, Gitarrist Ingo Hassenstein und Hartmut Naumann, Leiter des neuen Popularmusikzentrums in Hannover, bilden die Prüfungskommission. Die Verwaltungsangestellte hat sich sich für den Titel „Dieser Gott segne dich“ entschieden. „Es passt einfach so gut zum Abschluss unserer Ausbildung von Gottes Segen zu singen“, sagt sie. Sie wird Klavier spielen und singen, begleitet von einer Band. Die Prüfenden beurteilen Rhythmik, Timing, Technik, Stilsicherheit. 

Arbeitsintensive zwei Jahre

Eine Person ist von hinten zu sehen, die hat einen Gitarrengurt um die Brust. Eine andere im Hintergrund singt.
Bild: Susann Grünert
11 Prüfungen gilt es an diesem Wochenende zu absolvieren.

Esther Bolz engagiert sich neben der Arbeit in ihrer Gemeinde. Leitet einen Gospelchor und begleitet Gottesdienste am Klavier. „Ich wollte meine Fähigkeiten ausbauen und die Möglichkeit haben, im Nebenerwerb Geld mit meiner Musik zu verdienen.“ Sie ist dankbar für die zwei zurückliegenden Jahre. „Ich habe unfassbar viel gelernt und tolle Leute kennengelernt.“ Aber klar, auch viel Arbeit sei es gewesen.

An jedem 2. Sonntag im Monat fand ein Praxistag in Verden statt. On top: sechs Seminarwochenenden im Hildesheimer Michaeliskloster, dem Popularmusikzentrum in Burgdorf und im Sachsenhain Verden. Zwischen den Praxistagen gab es monatliche Lehrbriefe mit Unterrichtsinhalten und Hausaufgaben.

Ausbildungsleiter und Popkantor Micha Keding freut sich über den ersten Jahrgang der C-Pop-Ausbildung. Es sei eine richtige kleine Pop-Szene entstanden. „Die Teilnehmenden besuchen sich, machen Musik in den Gemeinden der anderen, helfen sich.“ Mit der C-Pop-Qualifikation könnten die Absolventinnen und Absolventen sich als Popkantorinnen und -kantoren anstellen lassen oder ein Musikstudium dranhängen.

Fast 20 von 150 Kirchenmusikerinnen und -musikern sind im Popularbereich tätig

Die Kirchenmusik entwickelt sich: Von rund 150 hauptberuflichen Kirchenmusikerinnen und -musikern sind mittlerweile fast 20 im Popular-Bereich tätig. Die Stellenplanung erfolgt durch die Kirchenkreise, teils auch über mehrere Kirchenkreise hinweg oder auf Sprengelebene. Die Kirchenmusikdirektoren sowie der Landeskirchenmusikdirektor Benjamin Dippel beraten die Kirchenkreise dabei. In manchen Kirchenkreisen gibt es einen „klassischen“ Kirchenkreiskantor neben einer Kreiskantorin mit Schwerpunkt „Popularmusik“, wie z.B. Hanna Jursch in Elze.

Die Stellenplanungshoheit liegt bei den Kirchenkreisen. Mit Projektstellen-Programmen oder anderen Fördermaßnahmen unterstützt die Landeskirche auch die Popularkirchenmusik.

„Wir waren noch zu keinem Zeitpunkt so gut und gemeinsam auf dem Weg einer breit aufgestellten Kirchenmusik wie jetzt“, sagt Benjamin Dippel. „Die Popularkirchenmusik gehört ganz selbstverständlich in die kirchenmusikalische Landschaft unserer Landeskirche. Es gibt viele Kooperationen mit den anderen musikalischen Genres, sei es mit Posaunenchören oder der ,klassischen‘ Kirchenmusik oder auch ,Singen mit Kindern‘. Alles wächst und es wächst gut zusammen.“

Auch das im Januar dieses Jahres eröffnete Popularmusikzentrum Hannover (PMZ) fördert die kirchenmusikalische Vielfalt und Professionalisierung. Unter der Leitung von Hartmut Naumann finden hier Workshop-Reihen zu verschiedenen Themen statt. In Planung ist auch eine C-Pop-Ausbildung.

Nächster C-Pop-Kurs

Es gibt noch Plätze im nächsten C-Popkurs, der im Sommer 2025 beginnt. Weitere Infos gibt es hier.

Susann Grünert/Michaeliskloster Hildesheim