Ich werde mit Dir sein

Andacht zum letzten Sonntag nach Epiphanias
Ein brennender Dornbusch.
Bild: Canva

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Der brennende Dornenbusch, der trotz Flammen nicht verbrennt. Das ist der Eyecatcher, damit Gott und Mose miteinander in Kontakt kommen. 

Gott benutzt dann den Namen, um Mose anzusprechen.

Bevor wir Menschen etwas tun, ruft Gott uns mit unserem Namen. Um mit uns in Kontakt zu sein. Um mit uns zu sein. Wir Christinnen und Christen feiern das in jeder Taufe, in der ja der Name des Täuflings eine wichtige Rolle spielt. Unser Name bekommt Bedeutung, wenn Gott ihn ruft.

Mose antwortet: Hier bin ich. Im Hebräischen ist dieses „Hier bin ich“ die normale Antwort darauf, wenn man angesprochen wird. Auch wenn zwei Menschen nebeneinander gehen, und der eine den anderen anspricht, sagt der Angesprochene „Hier bin ich“. Das hat nichts damit zu tun, dass sich jemand versteckt hätte. Aber wörtlich bedeutet diese hebräische Wendung: Ich bin jetzt da, mit all meinen Sinnen und meiner Aufmerksamkeit bin ich bei Dir.

Gott macht bei der Geschichte mit: Ich will mit Dir sein. Das bist Du, Mose. Das macht Dich aus. Ich, Dein Gott, will mit Dir sein. Nur deshalb kannst Du den Auftrag auch durchführen und tatsächlich eine ganze Völkerwanderung in Gang bringen.

Und Gott?

Ich werde sein. Im Hebräischen eine Verb-Form. Der Name, mit dem sich Gott Mose zeigt und auch dem Volk Israel zeigen will, ist eine Verb-Form. Ein Tu-Wort. Gott zeigt sich in seinem Tun. Nicht ein Begriff oder Attribute bezeichnen ihn, sondern Verben. Das, was er tut. Worauf wir hoffen und worin wir ihn erleben. Worin wir ihn erkennen – wenn auch meist erst im Nachhinein. Gott spricht, er sieht und hört, er erkennt, er fährt hernieder, macht sich klein, um den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen; er führt heraus, er befreit, er rettet. Das Tun macht Gott aus. Gott offenbart sich im Tun, in den Lebensgeschichten konkreter Menschen – damals wie heute. Bei den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob, bei Mose, und – denn das ist sein Name – er wird es auch weiterhin tun.

Was Gott tut, das ist sein Name. Ich werde sein. Ich werde da sein. Ich werde mit Dir sein. Immer und immer. Ich werde Dich bei Deinem Namen rufen. Und darauf warten, dass Du mir antwortest: Hier bin ich.

Amen.

Predigttext,
2. Buch Mose 3,1–15
Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh Deine Schuhe von Deinen Füßen; denn der Ort, darauf Du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott Deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will Dich zum Pharao senden, damit Du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
Jakob Kampermann