100 Jahre Schwarzes Kreuz: Mit Gottes Liebe Straffälligen den Rücken stärken

Seit 100 Jahren betreut der Verein „Schwarzes Kreuz – Christliche Straffälligenhilfe e.V.“ aus Celle Inhaftierte in ganz Deutschland. 650 Christinnen und Christen engagieren sich aktuell in dem Verein, indem sie Briefe mit den überwiegend männlichen Gefängnisinsassen austauschen oder sie besuchen, in 12 christlichen Arbeitskreisen werden Gespräche angeboten. „Wir wollen denen, die im Gefängnis sitzen, den Rücken stärken, ihnen die Liebe Gottes vermitteln und ihnen damit ein Stück Selbstwertgefühl ermöglichen“, fasst die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ute Passarge zusammen. Dabei gehe es nicht darum, zu missionieren. „Wir wollen niemanden unseren Glauben aufdrängen. Uns ist es vor allem wichtig, auf die Bedürfnisse der Straffälligen einzugehen und dabei braucht es Fingerspitzengefühl.“ Das Angebot werde innerhalb der Gefängnisse sehr gut angenommen, berichtet Passarge, die auch für die Koordination der Ehrenamtlichen zuständig ist.

Es war der Präsident des Strafvollzugs am Oberlandesgericht Celle, Johannes Muntau, der 1924 den Grundstein zu der Arbeit des Vereins legte. „Muntau war nicht damit zufrieden, die Leute zu verurteilen und einfach ins Gefängnis zu stecken. Als Christ wollte er etwas für ihre Resozialisierung tun. Also überlegte er sich, ganz normale Menschen, Handwerker, Hausfrauen dazu zu motivieren, in die Gefängnisse zu gehen“, erzählt Ute Passarge. „Denn sie konnten einen ganz anderen Zugang zu den Straffälligen aufbauen als studierte Theologen, die als Gefängnisseelsorger eh‘ schon überlastet waren.“ Am 9.1.1925 gründete Muntau die „Christliche Gefangenenhilfe“, später den gleichnamigen Verein mit dem Zusatz „Schwarzes Kreuz auf grünem Grunde“. Er ermöglichte sogenannten „Laienhelfer:innen“ den Kontakt mit den Straffälligen in den 112 Strafanstalten, die ihm unterstanden. „Der lange Titel sollte ausdrücken, dass hier das Leid – gekennzeichnet durch das schwarze Kreuz – auf guten Grund (grüne Farbe) gestellt wird“, erläutert Passarge den ursprünglichen Namen.
Zunehmend mehr digitale Angebote
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden jegliche Besuche in den Gefängnissen untersagt, erst 1950 konnte der Verein in Niedersachsen seine bundesweite Arbeit wieder aufnehmen. Er ist eine anerkannte Organisation im Verbund der freiwilligen Straffälligenhilfe. Neben der Schulung und Betreuung von Ehrenamtlichen betreibt das „Schwarze Kreuz“ in Celle das „Projekt Brückenbau“ als eine von 14 offiziellen niedersächsischen Anlaufstellen, die straffällig gewordene Menschen in der Region und ihre Angehörigen unterstützen.
Um ehrenamtlich Interessierten den Zugang zur Mitarbeit bei dem Verein zu erleichtern, setzt das „Schwarze Kreuz“ zunehmend auf digitale Angebote. Dazu erklärt Daniel Gröger, seit Januar 2025 Geschäftsführer des Vereins: „Wir wollen mehr Menschen für unsere Ziele begeistern und werden deshalb künftig Ehrenamtlichen-Schulungen ‚to go‘ mit Videos anbieten, die jederzeit abrufbar sind. Zudem werden wir mehr Info-Veranstaltungen durchführen und mehr Präsenzstärke zeigen“, so Gröger.