
Frenswegen. Seit 2007 verleiht der Verein Begegnung – Christen und Juden. Niedersachsen e.V. den Blickwechselpreis für langjähriges oder innovatives Engagement in den christlich-jüdischen Beziehungen in Niedersachsen. Er kooperiert mit der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, den Bistümern und den beiden Bistümern und beiden jüdischen Landesverbänden. Um das Engagement im christlich-jüdischen Dialog auch für die Zivilgesellschaft deutlich zu machen, wird der Preis in Form eines künstlerisch gestalteten Granatapfels verliehen. Der Granatapfel spielt in der biblischen Symbolik, sowie der jüdischen und christlichen Kultur eine bedeutende Rolle. Nun wurde er in der Kapelle des Klosters durch den Vereinsvorsitzenden Dr. Jens Wening an den altreformierten Pastor Gerd Naber verliehen.
„Gerhard Naber hat Formate geschaffen für Schule und Gesellschaft, wo es nicht heißt, ich rede und du hörst zu, sondern wir lernen voneinander. Der Blickwechselpreis 2025 ist eine Würdigung von Haltung, vom Willen, Brücken zu bauen und von Zivilcourage und von einem langen Atem“, so Wening. Im Forum Christen und Juden habe Naber über Jahrzehnte zahlreiche Dialogveranstaltungen in Gemeinden und Bildungseinrichtungen organisiert. Besonders am Herzen lägen ihm Begegnungsformate zwischen jüdischen und christlichen Jugendlichen – echte „Blickwechsel“, wie es der Name des Preises so schön ausdrücke.
Sein Engagement reiche weit über konfessionelle oder institutionelle Grenzen hinaus. Er sei Ansprechpartner, Moderator, Netzwerker und immer in enger Kooperation mit jüdischen Gemeinden in Niedersachsen. Getragen von Respekt und echtem Interesse. An der Laudatio beteiligten sich auch Rabbiner Dr. Gábor Lengyel, der den freundschaftlichen langjährigen Austausch auf Augenhöhe betonte und Mitbegleiter der ersten Stunde, Heinz-Hermann Nordholt, der den Ort der Verleihung in Beziehung zum christlich-jüdischen Dialog setzte: “In der ökumenischen Stiftung Kloster Frenswegen begegneten sich von 50 Jahren zunächst Christen sechs unterschiedlicher Konfessionen und lernten aus einer Koexistenz ein miteinander Leben. Dann, nach der Gründung des Forums Juden-Christen im Kloster vor 38 Jahren kamen wiederum Menschen zum Dialog zusammen und wichtige Beziehungen wurden geschlossen, vor einigen Jahren auch das Gespräch mit der muslimischen Gemeinschaft, die ebenfalls zu Deutschland gehört. Dieser Ort hat das Ziel, Menschen zusammenzuführen, gerade solche, die ansonsten nicht so leicht Gelegenheit haben, einander zu begegnen.“
Der Preisträger selbst brachte in seinen abschließenden Worten noch einmal die für ihn wichtige theologisch reflektierte Perspektive für den jüdisch-christlichen Dialog ein: “Grundsätzlich neu zu lernen war, dass wir es im Verhältnis zum Judentum mit einem asymmetrischen Verhältnis zu tun haben. Juden, mussten wir einsehen, müssen sich mit keiner Faser um christliche Gedanken, irgendwelche Gedanken machen. Für Christen allerdings ist die Beziehung zum Judentum unabdingbar. Das Judentum ist mit Paulus Worten unsere Wurzel, unser Wurzelboden.“
Weitere Beteiligte an der Preisverleihung wie die Vertreterin des jüdischen Landesverbandes Marina Jalowaja, die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Thole und Dr. Brigitte Schroven, Vorstandsmitglied im aus dem Forum 2022 hervorgegangenen Vereins Forum Juden / Christen – Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Nordhorn / Grafschaft Bentheim, betonten die beharrliche aber verbindende Art des Preisträgers. Er sei nicht im akademischen Diskurs stehengeblieben, sondern gezielt in der zivilgesellschaftlichen Erinnerungsarbeit aktiv. Ob in der Stolperstein-Initiative, der Unterstützung lokaler Gedenkprojekte zur jüdischen Geschichte oder in zahlreichen Vorträgen zur historischen Verantwortung christlicher Kirchen. Jens Wening fasste es für die über 100 Anwesenden zusammen: „Wir sind hier, um uns selbst daran zu erinnern, dass unsere Demokratie, unser Miteinanderunser Glaube auf eben solche Menschen wie Gerd Naber bauen. Auf Menschen, die nicht aufhören zu fragen und nicht aufhören zu hoffen.“
