Klimaforscher Mojib Latif referierte in Peine

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Peine. Auf Einladung des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Peine war der bekannte Klimaforscher Mojib Latif zu Gast an der Fuhse. Im Rahmen des „Schöpfungsmonats“ September referierte er zum derzeitigen Zustand des Weltklimas und den Möglichkeiten die voranschreitende Zerstörung der Erdatmosphäre einzudämmen.

Vor und nach dem Vortrag gab es im Forum Gelegenheit, sich über die Arbeit verschiedener Vereine, Verbände und Initiativen zu informieren, darunter der NABU, die Biologische Arbeitsgemeinschaft, die Klimaschutzagentur, der ADFC, der Ökogarten, der Wasserverband, Gut Adolphshof, die Initiative gegen den Umbau des Kraftwerks Mehrum und die Klimaschutzagentur. Die Buchhandlung Thalia hatte einen Tisch mit aktuellen Werken des Referenten aufgebaut und der Weltladen lud zum Probieren fairer Produkte ein.

Zum Start des Vortrages begrüßte Superintendent Dr. Volker Menke die mehr als 250 Besucher: „Die Idee, Mojib Latif nach Peine einzuladen, war recht spontan. Ebenso spontan und schnell kam die Zusage auf meine Mail. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat und auch so viele Menschen hier sind, um den Vortrag zu hören.“

Latif blickte zunächst auf die Entwicklung der zurückliegenden 50 Jahre zurück. Schon 1972 habe der bekannte „Club of Rome“ die Grenzen des Wachstums gesehen und prognostiziert, dass das komplexe System der Weltwirtschaft irgendwann kollabieren werde. „Was exponentielles Wachstum bedeutet, weiß seit Corona vermutlich jeder. Man kann nicht vermeiden, irgendwann in eine Phase zu kommen, in der sich die Dinge verselbstständigen. Dann lässt sich nichts mehr kontrollieren. Nichtstun erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses“, erläuterte der Experte. Das Klimaproblem sei vor allem ein Energieproblem, das nur alle Länder der Welt gemeinsam lösen könnten. Die Hauptrolle bei der Erderwärmung, die so schnell voranschreite, wie nie zuvor, spiele das CO2. Das Gas verteile sich unaufhaltsam in der gesamten Atmosphäre – Verweildauer unbekannt, aber mindestens jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang. „Zurzeit ist der CO2-Gehalt so hoch wie seit 800.000 Jahren nicht. Problematisch ist die Unsichtbarkeit des Gases. Das war in den 1970er- und 1980er-Jahren beim Smog anders. Es wird erst gehandelt, wenn etwas offensichtlich ist. Dabei ist es sehr schwierig, vorherzusagen, wie sich das Klima tatsächlich entwickeln wird, aber die Geschwindigkeit, die wir sehen, ist beunruhigend“, führte Latif aus.

Die Temperatur steige nicht linear zur CO2-Konzentration und es gebe durchaus auch „normale“ Wetterphase oder wie in diesem Jahr einen relativ kühlen Sommer in Deutschland. „Da kriege ich dann immer gleich so doofe E-Mails, in denen der Klimawandel angezweifelt sind. Beträchtliche Teile der Bevölkerung scheinen jeden Anstand verloren zu haben und schaffen sich eine eigene Welt. Wehret den Anfängen. Unzufriedenheit ist kein Grund, Extremisten zu wählen“, bekräftigte Latif und erntete dafür lauten Spontanapplaus. Er forderte dazu auf, die sich jetzt schon ereignenden Katastrophen wie Dürre, Brände und Überflutungen ernst zu nehmen und den Katastrophenschutz zu verbessern.

Mit einer Nutzung erneuerbarer Energien könne man effektiv gegen den CO2-Ausstoß vorgehen. Allerdings sei hier das Engagement aller Staaten nötig. „Wir haben erneuerbare Energien im Überfluss, wir haben die Technologie, sie zu nutzen und innovative Gebäude zu errichten und das Geld dafür ist auch da. Wir müssen uns nur fragen, welche Welt wollen wir?“, schloss der Klimaforscher. Im Anschluss gab es noch Gelegenheit zur Diskussion, die rege genutzt wurde.

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Interessierte konnten sich beim Markt der Möglichkeiten über ökologische Projekte informieren.
Dr. Nicole Laskowski