Gott hat seit Weihnachten ein Gesicht. Und – das ist die andere Seite der Medaille: Das Gesicht der Welt verändert sich. Denn Gott bezieht eindeutig Stellung. Er stellt sich auf die Seite derjenigen, die ihr Kind zwischen Futtertrog und Heuhaufen, zwischen Tür und Angel zur Welt bringen. Er stellt sich auf die Seite der Hirten, die am Rande der Gesellschaft ein kärgliches Dasein fristen. Und mit dem Stern über der Krippe ruft er ausländische Gelehrte zu sich, die Herodes für seine politischen Zwecke missbrauchen will. Denen zeigt er sich.
Wenn die Reichen, die Zufriedenen und Satten Gott auch finden wollen, dann müssen sie Gottes Weg zu den Armen mitgehen. Und sich sagen lassen: O beugt wie die Hirten anbetend die Knie. Erhebet die Hände und danket wie sie!
Dem Kind in der Krippe begegnen die Hirten, handfeste Leute, in deren Alltag Gott und religiöse Dinge nicht viel Raum haben. Sie suchen keinen Heiland, keinen himmlischen Retter. Aber sie machen sich auf – zu dem Kind von Bethlehem und begegnen in ihm dem lebendigen Gott: Dem Gott, der ihnen so nahe kommt und der ein wirklicher Mensch, ein Baby wird, in Windeln gewickelt. Und diese Geburt verändert sie. Sie – die handfesten Leute: Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Das gilt für alle Menschen, die Gott erleben. Die erleben: Gott ist mir nahe. Er ist mit mir. Mit uns.
Wir sehen Gottes Gesicht in der Weihnacht und bleiben nicht ratlos zurück.
Amen.
Biblischer Text am Sonntag nach Weihnachten
Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen, ist Dir zu schwer. »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. »So höre nun, lass mich reden; ich will Dich fragen, lehre mich!« Ich hatte von Dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge Dich gesehen. Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.