Ein Licht im finsteren Tal

Andacht zum 18. Sonntag nach Trinitatis
Ein Kind mit einer Kerze.
Bild: Rolf Oeser / fundus-medien.de

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

In unserer Kirche taufen wir. Damit zeigen wir, dass die Getauften zu Gott gehören. Gott zu den Getauften.

Niemand auf dieser Welt kann den Getauften diese Taufe wieder nehmen. Diese Taufe bleibt ihr Leben lang gültig und sogar noch darüber hinaus. In der Taufe sagt Gott „ja“ zu ihnen. Diese Zusage, dieses „Ja“ zu den Getauften, können sie nie mehr verlieren. Diese Zusage gilt immer.

Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen; kennt auch Dich und hat Dich lieb. 

Eine wunderbare Zusage ist das. Und wohl nur Gott möglich, dass das Kennen und Liebhaben so selbstverständlich Hand in Hand gehen.

Als sichtbares Zeichen für die Taufe, als sichtbares Zeichen für diese Zusage Gottes, benutzen wir Wasser. Mit dem Wasser übergießen wir dreimal die Köpfe der Täuflinge. Das können alle sehen. Vielleicht machen einige sogar ein Foto davon, um dieses Wasserzeichen festzuhalten. Ob das gelingt?

Das Wasser als Zeichen, das Wasserzeichen: Auf den Photos wird es noch zu sehen sein. Aber kann man es später auch an den Getauften sehen? Wie ein Papier, das man gegen das Licht hält, um ein Wasserzeichen darin zu finden?

Flüchtig wie das Zeichen des Wassers ist wohl die Segnung mit dem Zeichen des Kreuzes auf der Stirn und auf der Brust. Ein Zeichen für den Moment. Schön und gut. Aber kann man den Täuflingen das ansehen?

Gott beginnt in der Taufe eine Beziehung mit dem Täufling. Gott mit mir. Ich mit Gott. Die Taufe ist der Grundstein für den Glauben. Dafür, Gott zu vertrauen. Darauf zu vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint.

Uns stehen mit dem Glauben alle Möglichkeiten offen. Ja! Wer glaubt, dem stehen alle Möglichkeiten offen. Wer glaubt, der weiß, dass Gott alles möglich ist. Und der erwartet alles Mögliche aus Gottes Hand. Eben nicht von sich selbst. Wer glaubt, muss gar nicht selbst alles schaffen und leisten.

So wird dem, der glaubt, auch das Unmögliche möglich. Nämlich auch Misserfolge auszuhalten. Sogar das Misslingen gelingt. Die schweren Momente und Phasen, die jedes Leben mit sich bringt.

Diejenigen, deren Taufe schon etwas zurückliegt, können ein Lied davon singen. Zum Beispiel den Psalm 23: Und wanderte ich im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn Du, Gott, bist bei mir.

Meistens werden bei uns kleine Kinder getauft. Und das wird man ihnen ansehen können. Vielleicht versteht man es erst im Nachhinein. Ich wünsche den Täuflingen viele solcher Momente, in denen das Wasserzeichen der Taufe ganz deutlich zu erkennen ist. In denen sie ganz deutlich spüren: Ich gehöre zu Gott. Er meint es gut mit mir. Gott hat mir sein „Ja“ zugesprochen. Und das hat Bestand. Durch schwere Zeiten hindurch. Sogar über den Tod hinaus.

Ein Wasserzeichen muss man gegen ein Licht halten, um es zu sehen. Täuflinge bekommen bei der Taufe eine Taufkerze geschenkt. Auch sie ist ein Zeichen: Licht für ihren weiteren Lebensweg. In diesem Licht, im Licht dieser Taufkerze, wird das Wasserzeichen der Taufe sichtbar. Das Kreuz auf der Stirn und auf der Brust. Nicht direkt auf ihrem Körper. Wir taufen ja mit Wasser und stechen kein Tattoo. Dennoch sichtbar.

Amen.

Biblischer Text,
Ps 23, 4
Und wanderte ich im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn Du, Gott, bist bei mir.
Jakob Kampermann