20 Jahre ist es her. Das Abitreffen nach fünf Jahren. Und es war „erschreckend und erhellend“. Vermutlich wie für viele andere an anderen Orten zu anderen Zeiten auch: Dieselben Cliquen fanden sich wieder. Dieselben Diven, Honks und Prolls wie „damals“. Es war halt noch nicht lange her. Und gleichzeitig ein untergründiger Wettstreit: Work-&-Travel-Erfahrungen, Auslandssemester, erste Jobangebote, besser, größer, weiter…
Zum 10-jährigen Abitreffen bin ich dann gar nicht erst gefahren. Es soll aber wider Erwarten weitaus netter, offener und entspannter gewesen sein.
Beim 15-jährigen Abitreffen dann trotz aller Skepsis die eigene Überraschung: mit wem man da alles ins Gespräch kam. Warum habe ich den und die nicht schon damals besser kennengelernt? Schade! Nachdenklich fuhr ich wieder nach Hause: Wie ich mich damals doch selbst in meiner (Schul-)Blase eingerichtet hatte – und was dabei alles an mir vorbeigegangen ist oder besser gesagt wer.
Auf das 20-jährige Treffen habe ich mich dann wirklich gefreut. Leider fiel es aus bekannten Gründen aus. Nun steht das 25-jährige an. Und ich bin gespannt…
Daran musste ich wieder denken, als ich den Wochenspruch der kommenden Woche las:
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petrus 5,5b)
Hochmut – über andere hinwegschauen, sich selbst genug sein. Demut – so verstanden – sich dem anderen zuwenden, offen sein. Ob es wirklich Demut war, die zu besseren Begegnungen und Gesprächen führte, kann hier sicher gefragt werden. Aber für mich steckt sie doch auch irgendwie darin, die Demut: Aus der eigenen Blase treten. Ja, sich dabei auch angreifbar machen. Aber sich dann als Mensch zu begegnen. Darauf hoffe ich nun wieder.
Natürlich ist das kein Allzweckmittel. Manche Diva bleibt eine Diva, mancher Honk ein Honk und mancher Proll ein Proll. Aber es ist doch erstaunlich, was für Begegnungen möglich sind mit ein wenig Mut, nennen wir es gerne auch Demut. Und das, was dann geschieht, das kann doch zumindest eine Prise „Gnade“ sein.
Amen.
1. Petrus 5,5b – Wochenspruch für den 11. Sonntag nach Trinitatis