Was ist für Dich das Paradies?

Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis
Zwei Hände, mit Mehl bestaubt, brechen ein dunkles Brot.
Bild: ollinka von Getty Images

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Meine Ausbildung zum Pastor liegt gefühlt schon lange zurück. Aber ich habe diese Ausbildung in guter Erinnerung. Die Zeit im Predigerseminar im Kloster Loccum. Von morgens früh bis zur Hora um 18 Uhr, dem Abendgebet, saßen wir Vikarinnen und Vikare in den Seminarräumen, hörten Referenten, bildeten Arbeitsgruppen, lasen, debattierten. Abends reisten die Referenten meistens wieder ab. Wir bleiben zurück. Und wenn zwei Handvoll Theologen auf einem Haufen hocken, hört das mit der Theologie nicht auf. Und plötzlich kommen die Themen auf den Tisch, die einen wirklich bewegen.

Ein Kollege von mir stellte dann immer wieder die Frage: „Sag mal, was ist für Dich das Paradies?“ Wie sieht das aus, wenn Gott sein wird alles in allem? Und wir als ein Tropfen eintauchen in das große Ganze...?

Er selbst hat eine recht handfeste Antwort auf diese Frage gefunden. Er sagte: „Wenn ich mit meiner Freundin im Bett liege und Fernsehen gucke.“ Etwas schöneres konnte er sich kaum denken.

 
„Sag mal, was ist für Dich das Paradies?“. 
Die Speisung der Fünftausend ist ein Zeichen der Fülle, des Überflusses Gottes. Dieses Wunder zeigt an: Gott gibt im Überfluss. Er wird ein Reich schaffen. In dem kein Mangel herrscht, in dem sich niemand Sorgen machen muss, dass er zu kurz kommt. Das Leben im Reich Gottes ist Leben in der Fülle. Es ist genug für alle da.

Und diese Fülle Gottes findet nicht nur Gestalt in Fischen und Broten, die alle satt machen. Genauso reichlich wie Jesus Fische und Brote gibt, verteilt Gott Gerechtigkeit, Nähe, Barmherzigkeit, Gnade. Mit seiner Gnade und seiner Barmherzigkeit geht er ganz verschwenderisch um. Mit großer Geste.

Gottes Barmherzigkeit ist kein leerer Gedanke, sondern eine Einladung zum Essen. Und die Barmherzigkeit Gottes geht durch den Magen. Und von dort aus ergreift sie den Menschen mit Leib und Seele.

So wird es sein, wenn Gott sein wird alles in allem. Wenn Gottes Reich letztgültig anbricht. Im Paradies.

Amen.

Jakob Kampermann