Der Platz im Haus Gottes

Andacht zum 6. Sonntag nach Trinitatis
Eine Backsteinwand
Bild: Hemera Technologies/Photo Images

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Das Tolle bei Architekten ist ja, dass man das sehen kann, was die gestalten. Ich traf einmal im Sommerurlaub, als ich gerade angefangen hatte, Theologie zu studieren, einen Architekten, der mir sagte: "Mir würde da etwas fehlen, wenn ich nicht sehen könnte, was ich gemacht habe. Wenn ich ein Haus geplant habe und der Bau abgeschlossen ist, dann kann ich noch Jahre später an diesem Haus vorbei fahren und mir angucken, was ich da geschaffen habe. Was kannst Du denn von Deiner Arbeit sehen, wenn Du mal Pastor bist? Also, mir würde das fehlen…"
Im 1. Petrusbrief wird auch auch von einer Architektur gesprochen, von einem Hausbau. Allerdings von einem Bau mit Materialien, die jeden Architekten wahnsinnig machen würden: lebendige Steine.
Und auch Ihr als lebendige Steine erbaut Euch zum geistlichen Hause.

Lebendige Steine, das ist ein Widerspruch in sich. Und gerade deshalb ein fantastisches Bild. Darin sehe ich Stabilität. Ein Mauerwerk wird aus den verschiedensten Steinen zusammengefügt und ergibt so ein Ganzes. Etwas Stabiles, Festes. Etwas Schützendes. Aber der Zusatz „lebendig“ würfelt wieder alles durcheinander. Die Mauer aus lebendigen Steinen ist nichts Starres, sondern da ist Bewegung drin.

In dem geistlichen Haus, dem Gebäude, das sich aus den lebendigen Steinen zusammensetzt, ist jeder Stein sinnvoll und nötig. Jeder einzelne Stein ist von Gott in die Hand genommen. Jeder einzelne Stein ist begutachtet, beim Namen genannt, mit dem Wasser der Taufe gründlich gereinigt, bevor er ihn an dem richtigen Platz in dem geistlichen Haus eingefügt hat.

Wir sind heute eine Gemeinde. Zusammengekommen aus verschiedenen Lebensbereichen und Lebensaltern. Zusammengekommen als Einzelne, und doch zusammengefügt beim Hören auf Gottes Wort.

Wo ist eigentlich mein Platz in diesem Haus der Gemeinde Gottes? Bin ich ein Stein, der einen festen Platz hat? Wer steht neben mir und stützt mich? Wer steht unter mir und hält mich? Und wer steht über mir und verlässt sich darauf, dass ich ihn trage?

Ich denke, besonders schön ist es zu erleben, dass sich an diesem Haus immer wieder etwas tut. Da steckt auf einmal ein neuer Stein direkt neben mir. Diese neuen Steine sind nicht nur Schönheitsreperaturen. Sie tragen das ganze geistliche Haus entscheidend mit.
Und jeder einzelne Stein ist eine Besichtigung wert.

Amen.

Biblischer Text,
1. Petrusbrief 2, 5 - 10
Und auch Ihr als lebendige Steine erbaut Euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht in der Schrift (Jes 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.« Für Euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die aber, die nicht glauben, ist er »der Stein, den die Bauleute verworfen haben; der ist zum Eckstein geworden« (Ps 118,22) und »ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses« (Jes 8,14). Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass Ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der Euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht; die Ihr einst nicht sein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid.
Jakob Kampermann