Gott zeigt mir Mittel und Wege

Andacht zum 4. Sonntag nach Trinitatis
Eine als Mann lesbare Person steht draußen im Grünen und schneuzt in ein Taschentuch.
Bild: Robert Kneschke/Canva

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

„Dich hat’s richtig erwischt!“. Diese Worte meines Hausarztes wollte ich mitten im Sommer eigentlich nicht hören. Aber die Zeichen sind eindeutig: Halsschmerzen, Husten und vor allem Kopf- und Gliederschmerzen! Alle um mich herum genießen den Sommer. Doch ich quäle mich mühsam aus dem Bett und wundere mich, wie viele Knochen in meinem Körper überhaupt wehtun können.

Langsam, Schritt für Schritt, gehe ich unsere steile Treppe hinunter. Ich muss lachen, denn mein stöckeliger Gang erinnert mich an Oma Irmgard, die mit ihren damals fast achtzig Jahren diese Treppe regelmäßig gehen musste. Unwillkürlich habe ich ihre mahnenden Worte im Ohr: „Noch bist Du jung, aber Du wirst irgendwann an Oma zurückdenken.“ Für einen Moment bekomme ich Angst: Fühlt sich so Altsein an? Meine Pläne für das Alter sehen anders aus. Ich möchte viel unterwegs sein und mich des Lebens freuen! Aber mit solchen trägen Knochen ist daran nicht zu denken.

Während meiner Sommergrippe wird mir die Tatsache wieder bewusst: Wir haben weder das Alter noch die Gesundheit in der Hand. Wie wohltuend sind da die Worte Gottes: „Ja, ich will Euch tragen bis ins Alter und bis Ihr grau werdet.“

Gott, der mich das ganze Leben getragen hat, wird nicht müde, mich im Alter weiter zu tragen und festzuhalten. Mutig kann ich mich den Fragen und Aufgaben stellen, die das Alter so mit sich bringt. Auch wenn das Alter nicht so gesund ist wie gewünscht und erhofft. Ich vertraue darauf, dass Gott mir Mittel und Wege zeigen wird, die Treppe vor meinen Füßen zu bewältigen.  

Und bis dahin möge er mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern, wenn ich mein nächstes graues Haar entdecke.

Amen.

Biblischer Text,
Jesaja 46,4
Auch bis in Euer Alter bin ich derselbe, und ich will Euch tragen, bis Ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.
Jakob Kampermann