
„Jesus hat das Reich Gottes verkündet, und gekommen ist die Kirche.“ Beim ersten Hören hat dieser Satz etwas Kirchenkritisches. Denn ganz offensichtlich ist unsere Kirche, wie wir sie erleben – und wie wir sie gestalten können –, nicht das Reich Gottes.
Vom Reich Gottes, dem Inbegriff von vollkommenem Frieden, vollendeter Gerechtigkeit und von liebevoller Gemeinschaft, ist in der real existierenden Kirche zu oft zu wenig zu erleben. Schwierige Erfahrungen mit der Kirche haben viele gemacht, geärgert haben sich die meisten auch schon über die Kirche – ich auch. Abgesehen davon gibt es genügend Beispiele aus der Geschichte und der jüngeren Vergangenheit, bei denen die Kirche Schuld auf sich geladen hat. Wer sich als Christ zu erkennen gibt, bekommt das bisweilen aufs Brot geschmiert… Kein Wunder, dass man sich an das Reich Gottes erinnern muss, wenn man noch etwas Gutes über die Kirche sagen will.
„Jesus hat das Reich Gottes verkündet, und gekommen ist die Kirche.“ Ja: Jesus hat das Reich Gottes verkündet! Doch die Kirche ist kein Betriebsunfall, bei der in der Absicht, das gute Reich Gottes zu schaffen, nur das Gutgemeinte, nämlich die Kirche, zustande gekommen ist.
Das Reich Gottes und die Kirche gehören untrennbar zusammen. Es ist unsere Vision und deshalb unsere Kraft. Es ist unser Potential.
Jesus hat das Reich Gottes verkündet. Gekommen ist die Kirche.
Eine Kirche, die aus der Verkündigung vom Reich Gottes lebt. In zweierlei Hinsicht: Einmal, weil sie vom Reich Gottes redet. Und dann, weil das Reich Gottes die Kirche lockt und antreibt. Das Reich Gottes ist unsere Hoffnung.
Und dann natürlich dies: Kirche ist das, was wir machen können, das Reich Gottes können und müssen wir Gott überlassen.
Unsere Welt ist kein hoffnungsloser Ort. Wir haben eine Hoffnung. Und von einer Hoffnung zu reden. Und die zu zeigen und zu leben. Eine Hoffnung, die über unsere Welt hinausreicht. Die nicht aus uns selbst heraus geboren werden muss, sondern die uns von Gott in die Herzen gegeben ist.
Amen.
Johannesevangelium 16,5–13