„Wohin jetzt mit uns?“, fragt die Mutter ihre 17-jährige Tochter abends auf dem Sofa. Sie hat den leeren Sessel im Blick. Der immer dort saß, ist fort. Am Ende war es richtig, denn so wäre es nicht weitergegangen. Nur – wie soll es nun weitergehen? Wohin jetzt mit dem Leben? Die alte Zeit ist vorbei. Wie kann eine neue beginnen? Sie liegt im Nebel und zeigt sich noch nicht.
Glaube hält für wahr, was man nicht sieht. So muss es gewesen sein für die Jüngerinnen und Jünger. Alles hatten sie stehen lassen für ihren Lehrer und Meister. Jetzt sind sie es, die stehengelassen werden. Sie blicken zum Himmel, wohin er ihnen genommen wurde. Zugleich hallt nach, wie er sagte: „Ich bin bei euch alle Tage“. Geht das zusammen? Wie lebt man solchen Glauben? Ihr Weg zurück ist zugleich ein Weg nach vorn. Sie lernen zu glauben, ohne zu sehen.
Zu Himmelfahrt wird der Glaube erwachsen. Erst mit der Zeit geht ihnen auf: Er ist nicht fort, sondern am rechten Platz. Seit Himmelfahrt steht der Glaube auf anderen Füßen.
„Seht nicht zum Himmel“, wird den Jüngern gesagt. „Seht euch um, wohin ihr gehört. Es ist nicht die Zeit aufzuhören, sondern anzufangen. Es ist nicht das Ende, sondern ein Neubeginn. Ihr wisst nicht, wo die Reise hingeht? Findet Mut. Voran ist die Richtung des Glaubens. Glaubt, dass es zu etwas führt, auch wenn ihr es nicht seht.“
Von damals bis heute vollziehen Menschen die Übergänge des Lebens. Mehr als einmal erleben sie Vergeblichkeit, Verlust und Brüche und arbeiten sich heraus. Oftmals ohne zu wissen, wohin es sie führt. Das Bild der Himmelfahrt weist über die Grenzen der Vorstellungen und formiert in dieser Verwandlung Mut, Widerstand, Aufbruch.
Als sich der Himmel öffnete, blieb auf der Erde der Glaube. Die Zurückbleibenden sammelten sich in ihrem Erstaunen. Dann lernten sie den offenen Himmel zu feiern. Wir glauben, ohne zu sehen, wir hoffen, ohne zu wissen, wir leben wir in dem, was uns verheißen ist. Christus spricht: „Ich bin da.“
Apostelgeschichte 1,3–11