Am Dienstag wurde jemand 75 Jahre alt, dem man mal ein Geburtstagslied singen könnte – hätte dieser jemand nicht selbst ein berühmtes Geburtstagslied geschrieben. Es ist Stevie Wonder und das Lied heißt – nun ja – Happy Birthday.
Stevie Wonder ist kurz nach der Geburt erblindet und trägt seitdem immer eine große schwarze Sonnenbrille. So kennt man ihn, so ist er schon lange dabei. Seine Eltern hatten wenig Geld, aber ihr blindes Kind haben sie musikalisch gefördert. Mit neun Jahren beherrschte er Klavier, Mundharmonika und Schlagzeug und sang im Kirchenchor. Dass andere Kinder ihn wegen seiner Hautfarbe beleidigten, konnte er nun gar nicht verstehen – schwarz und weiß sind für den Blinden ja echt keine Maßstäbe. Und dann, erzählt Stevie Wonder, gab es da die, die sagten: „Also, du hast sogar drei Dinge, die gegen dich sprechen: Du bist schwarz. Du bist blind. Und du bist arm. Aber Gott sagte zu mir: Ich will dich reich machen mit dem Geist der Inspiration, um andere zu inspirieren und Musik zu erschaffen, die die Welt ermutigt, ein Platz der Einheit zu sein, der Hoffnung und der Positivität. Das sagte Gott. Ihm hab ich geglaubt. Den anderen nicht.“
Als Stevie Wonders Lied in Deutschland herauskam, haben viele Leute es für einen Partysong gehalten. Vielleicht tun sie es immer noch. Es ist aber ein ganz politisches Lied. Stevie Wonder fragt darin, warum es keinen Gedenktag gibt für Martin Luther King, den schwarzen Pastor und Bürgerrechtler in Amerika, der erschossen wurde. Mit "Happy Birthday" wird nämlich Martin Luther King besungen, der Name kommt nur am Rand vor. Stevie Wonder griff damals mit dem Lied in eine politische Kampagne ein. Ein mächtiger Senator sowie der damalige US-Präsident waren gegen einen nationalen Feiertag für Pastor King. Stevie Wonder setzte auf eine neue Strategie, um den Gedenktag durchzusetzen: die Kraft der Musik. Wonder hatte eines von Pastor Martin Luther King gelernt: Dass man mit Verbissenheit und Verbitterung nicht zum Ziel kommt. Drei Jahre später musste der Präsident das Feiertagsgesetz unterschreiben. Stevie Wonder hat mit seinem Lied, den Boden bereitet. Wahrlich ein neues Lied!
Ich habe Gott geglaubt, den anderen nicht, sagt Stevie Wonder. Und das hat offenbar dazu geführt, dass ein bisschen mehr die Gerechtigkeit in den Blick und in den Alltag kommt. Hätte der kleine Stevie den anderen geglaubt und Gott nicht, dann wäre er heute ein musikalisch talentierter Nobody. Aber nun sehen wir: Auch was nach Party klingt, kann viel verändern.
Amen.
Psalm 98, 1