In Seifenblasen einen Abglanz Gottes finden

Andacht zum Sonntag Jubilate
Seifenblasen fliegen durch die Luft.
Bild: Pixabay

Der Autor

Ein Mann mit kurzen Haaren, Vollbart und Brille blickt in die Kamera.
Ralf Drewes

Ralf Drewes ist Pastor in der Nordstädter Kirchengemeinde in Hannover.

Ich lebe in einer Welt, in der man Knöpfe drückt. Einen Knopf, damit es hell wird, einen, der Musik macht, einen Knopf dreh ich, damit es warm wird in der Bude, einen, damit Wasser kocht und dann tippe ich auf ein paar andere Knöpfe und kann mit jemandem reden. Wie viele ich heute schon gedrückt habe... 50? 100? Da ist es so eine Sache, über die Schöpfung zu jubeln. Gott erschafft die Welt, in der es hell und dunkel wird, warm und kalt, nass und trocken – in der alles seinen Platz hat. Und Gott macht das irgendwie ohne Knöpfe in sechs Tagen. Jetzt soll ich jubeln, dass Gott die Welt erschafft – wo ich mir doch selbst meine Welt erschaffe. Mit 50, 100 Knöpfen, ganz schnell, hell, dunkel, warm, kalt. Terra X oder Galileo im Fernsehen oder maiLab auf YouTube, die erklären einem die Welt. Viele sagen: Wenn ich denen glaube, kann ich nicht an Gott glauben. Wie kann ein Naturwissenschaftler Christ sein?!

Der Naturwissenschaftler Carl Friedrich von Weizsäcker hat dazu was erzählt. Zu seinem zwölften Geburtstag bekam er eine drehbare, also auf Tag und Sekunde einstellbare Sternkarte. Mit der Sternkarte setzte er sich in einer warmen Sommernacht unter den Sternenhimmel. In der unaussprechbaren Herrlichkeit des Sternenhimmels war irgendwie Gott gegenwärtig. Zugleich aber hatte er gelernt, dass die Sterne Gaskugeln sind, aus Atomen bestehend, die den Gesetzen der Physik genügen. Die Spannung zwischen diesen beiden Wahrheiten – wie sollte er sie lösen? Wäre es möglich, auch in den Gesetzen der Physik einen Abglanz Gottes zu finden?

Die Sterne nur Gaskugeln. Wie Seifenblasen nur eine Mischung aus Lauge und Wasser sind, in die Luft geblasen wurde. Sehe ich nur die chemische Zusammensetzung oder sehe ich das schillernde vergängliche Wunderwerk? Ich staune in der Welt über die Welt. Gottes Abglanz. Und das zu erkennen, ist erst der Anfang, sagt von Weizsäcker. Er geht sogar noch weiter und schreibt: „Ich musste noch lernen, dass, wenn wir zu hören begonnen haben, dass Gott immer ruft, und später, dass Gott nicht über mir ist, auch nicht in mir, sondern ich in Gott.“

Amen.

Biblischer Text,
Sprüche 8,22–36
Der Herr hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Tiefe noch nicht war, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren,als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich beständig bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit;ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.
So hört nun auf mich, meine Söhne! Wohl denen, die meine Wege einhalten! Hört die Zucht und werdet weise und schlagt sie nicht in den Wind! Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich, dass er hüte die Pfosten meiner Tore! Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom HERRN.
Ralf Drewes