Ave Maria

Andacht zum 4. Advent
Maria
Bild: Hans-Georg Vorndran / fundus-medien.de

Der Autor

Christian Plitzko
Bild: privat
Pastor Christian Plitzko

Christian Plitzko ist Pastor in der Deutschen evangelischen Gemeinde in Kairo und ganz Ägypten.

(Ein Brief, wie Elisabeth ihn geschrieben haben könnte.)

Liebe Maria,

immerzu muss ich an Dich denken. Unsere Cousine Rut hat davon erzählt, dass du schwanger bist. Ich kann mir vorstellen, dass das für dich ein großer Schreck gewesen ist. Was wohl Josef dazu sagt? Ist er gut zu dir? Weißt du, für Zacharias war das auch nicht einfach. Seit er weiß, dass ich schwanger bin, ist er wie verstummt.

Ich bin ehrlich, meine Schöne: Mutter zu werden verändert doch einfach alles. Stell Dir vor, in uns wächst neues Leben heran! Verstehst Du, was das bedeutet, Maria? In uns passiert Schöpfung. Gott selbst passiert in uns. Und hör mal, wenn wir seine Ebenbilder sind, dann bringen wir doch den Höchsten selbst zur Welt, meinst Du nicht?

Ach Maria, wie gerne würde ich Dich festhalten und mich dabei gleich mit. Wie gerne würde ich Dir die große Zuversicht ins Herz fließen lassen, dass Du ein wundervoller Mensch bist. Weißt Du, auch wenn wir nur ganz einfache Frauen sind – was nun an uns passiert, ist das große Glück des Lebens und der Liebe. Kann das Dein Josef so sehen? Liebt er Dich gut?

Meine liebe Maria. Auch die Könige werden geboren wie unsere einfachen Kinder. Und was in uns geschieht, ist ein Geheimnis, das größer ist als alle Königreiche dieser Welt. Maria! Gott hat Dich erwählt. Er hat uns erwählt. Nicht wegen unserer Macht oder unseres Reichtums, sondern einfach weil er weiß, dass wir ihm vertrauen können.

Maria. Josef wird es verstehen, das glaube ich. Wenn Gott Dich sieht, wie Du bist – voller Mut, voller Hingabe – dann wird es auch Josef erkennen. Denn Liebe erkennt, Maria. Sie sieht nicht nur, was vor Augen ist, sondern das, was im Herzen wohnt. Und Du, meine liebe Cousine, Du bist voller Gnade.

Halte durch, Maria. Gott ist mit uns. In allem, was vor uns liegt, in allen Zweifeln, die uns umtreiben, und in aller Freude, die uns überfluten wird. Lass uns darauf vertrauen, dass das Leben, das wir in uns tragen, die Welt verändern wird – denn es kommt von Gott.

Überlege doch einmal, ob Du nicht zu mir kommen willst. Dann können wir uns gegenseitig aneinander festhalten. Komm Maria, ich brauche jetzt Deine Nähe. Meine Cousine. Komm und vertrau mir, dass alles gut werden wird.

In tiefer Verbundenheit,
Deine Elisabeth

Lobgesang der Maria,
Lukas 1,46–56
Und Maria ging vor Ihr Haus und begann zu singen:
Meine Seele erhebt den Herren,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan,
der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht
bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm
und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron
und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit
und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern,
Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.
Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.
Christian Plitzko