Es gibt ein Leben nach dem Tod

Andacht zum Sonntag Reminiszere
Ein Mann geht auf einem Friedhof zu einem Grab. Er hält einen Straß mit Blumen in der Hand. Sein Blick ist gesenkt.
Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Bei Trauerfeiern bin ich recht flexibel. Wenn die Angehörigen Wünsche haben, was bei der Feier passieren soll, bin ich bisher immer diesen Wünschen nachgekommen. Das betrifft den Text, der gepredigt werden soll. Das ist mit den Liedern so: Soll überhaupt gesungen werden oder lieber nicht? Hören wir Musik, die der Verstorbene gerne gehört hat? Sicherlich trifft das nicht immer meinen eigenen Geschmack, doch um den geht es an diesem Punkt auch nicht.

Aber ich erzähle immer von der christlichen Hoffnung, dass das Ende des Lebensweges, auf den wir in der Trauerfeier zurückblicken, nicht das Ende aller Wege ist. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Wir Christen erwarten ein ewiges Leben, ein Leben bei Gott. Und ich erzähle, dass diese Hoffnung durch die Auferstehung von Jesus Christus zur Gewissheit geworden ist. Diese Glaubensgewissheit macht sich an dem Datum von Ostern fest. Ich erzähle bei jeder Trauerfeier von Ostern.

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Es ist nicht alles furchtbar, was es bei einer Beerdigung zu sagen und zu fühlen gibt. Wir Christen glauben und hoffen noch am offenen Grab. Gerade da, wo es sonst nichts mehr zu sagen gäbe, haben wir noch Worte. Wir müssen sie nicht neu erfinden, sondern buchstabieren nach, was uns überliefert ist. Aber immerhin müssen wir nicht verstummen.

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Der Verstorbene verschwindet nicht „einfach“. Er ist aufgehoben und geborgen. Das ist ein Trost für uns, die wir zurückbleiben. Wir überlassen ihn Gottes Händen. Durch die Taufe ist der Verstorbene mit Gott verbunden. Auch der Tod kann ihn nicht aus Gottes Hand reißen. Als Zeichen dafür zünden wir bei dem Erinnern an unsere Verstorbenen in den Gottesdiensten noch einmal eine Taufkerze an.

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Das ist auch bei denen so, die durch den Tod jemanden verloren haben. Danach geht es weiter. In den ersten Tagen und Wochen gibt es viel zu tun. Dass tut gut, weil bei all dem Tun der Verlust nicht so dauerhaft und schmerzlich zu spüren ist. Und dann? Dann sind wir gefragt: Nachbarn, Freunde, Familie... Um die Traurigen wieder ins Leben zu locken – sicherlich behutsam und aufmerksam. Das erfordert Mut, weil der Kontakt mit Trauernden den Tod dem Leben so nahebringt. Ostern stärkt uns dabei den Rücken, weil es Leben in den Tod bringt.

Das zu Beginn der Passionszeit? Ja, gerade! So ist das mit Ostern.

Amen.

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Biblischer Text: 1. Korintherbrief 15,51–52
Siehe, ich sage Euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Jakob Kampermann