Sanftes Licht fällt durch hohe Kirchenfenster, fröhliches Kinderlachen füllt den Raum: Dutzende Kinder und Erwachsene befinden sich am Kirchentag in der Kreuzkirche Hannover, umgeben von hunderten schwebenden Origami-Tauben. An diesem Tag spürt man, was es bedeutet, zu den „Anfängen im Glauben“ einzuladen – so wie es die Landeskirche Hannovers als Schwerpunkt setzt. Ein besonders großes Format davon war in der Kinderkathedrale des Kirchentags 2025 in der Kreuzkirche zu erleben. Diese will künftig dauerhaft eine Kinder-Kathedrale sein - aber auch in anderen Gemeinden verschmelzen immer öfter kreative Mitmachaktionen, gemeinsames Staunen und die biblische Botschaft zu einem gelebten Stück Glaubensgeschichte.
Basteln, erzählen, glauben: Die Anfänge im Kita-Alltag
Schon in den Wochen vor dem Kirchentag wurden Geschichten erzählt, Vogelstimmen erraten, die Arche Noah entdeckt und der Regenbogen bestaunt. „Die Kinder waren sofort begeistert, als wir über die Taube gesprochen haben – dass sie fliegen kann, dass sie in der Stadt überall um uns herum lebt. Das hat ihnen gefallen“, erzählt Mareike Thelen, Erzieherin im ev.-luth. Kitaverband Lüneburg.
In bunten Bastelrunden lernten die Mädchen und Jungen, worauf es im Glauben ankommt: Geduld, Miteinander, Neugier. Mehr als 350 sorgsam gefaltete Friedenstauben entstanden, jedes einzelne Exemplar Ausdruck beflügelter Kinderhände, Kreativität und Gemeinschaftssinn. „Wir haben die Geschichte von der Arche Noah erzählt und uns gemeinsam herangetastet – erst mit Vogelgeräuschen, dann haben wir überlegt: Was bringt diese Taube eigentlich mit? Und da war für die Kinder ganz klar: Hoffnung. Und auch ein bisschen Frieden“, sagt Mareike Thelen.
Besonderes Augenmerk: Familien
Auch aus anderen Regionen der Landeskirche und ganz Deutschlands flatterten Tauben nach Hannover. „Die Tauben-Aktion war wegen ihrer Überregionalität etwas Besonderes – aber Kinder-Kathedralen gibt es schon länger und die Landeskirche will künftig nochmal ein besonderes Augenmerk auf eine familienfreundliche Kirche legen“, erklärt Hanna Dallmeier, Referentin für Gottesdienst mit Kindern und Familien im Michaeliskloster Hildesheim. Dabei können die Kathedralen für die Kleinen ganz unterschiedlich aussehen: „Themen und Inhalte leiten sich aus dem jeweiligen Raum ab, quasi aus den Bildern, der Musik oder Architektur, die man vor Ort hat. Überall bieten sich Anknüpfungspunkte. Wichtig ist generell beim Thema Kirche mit Kindern, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen: Wir sehen zum Beispiel, dass Gottesdienste für Familien dann als besonders lebensdienlich wahrgenommen werden, wenn sie mit einer Mahlzeit verbunden sind. Das entlastet die Familien“, so Dallmeier.
Eine Botschaft für heute und morgen
Mit der Tauben-Bastelaktion haben die Kinder Glaube als etwas Fassbares erlebt, etwas, das mit Kreativität, Freude und Gemeinschaft zu tun hat. Im besten Falle ließ sich Glaube auf diese Weise im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. Kinder brauchen Raum für ihre Fragen, Fantasie – und für eigene Anfänge im Glauben.
So kann religiöse Bildung heute gelingen: Sie beginnt dort, wo Kinder mitgestalten, Fragen stellen und ihre eigenen Antworten finden dürfen. „Vielleicht ist das bei manchen wirklich der Anfang einer langen Glaubensreise“, sagt Mareike Thelen. „Und wir Erwachsenen dürfen dabei zusehen, wie sie losfliegen – mit ihrer eigenen Hoffnung, ihrem eigenen Glauben.“