Yvonne Ahrens in Menslage zur Pastorin ordiniert

Menschen in festlicher Kleidung oder Talar vor einer Kirche.
Bild: Sandra Rott

Menslage/Bersenbrück. Am Sonntag ordinierte Regionalbischof Friedrich Selter Yvonne Ahrens in einem Festgottesdienst zur Pastorin. Mit der Ordination erhält sie das lebenslange Recht, öffentlich zu predigen, zu taufen und das Abendmahl einzusetzen.

„Ihr Weg ins pastorale Amt ist wirklich bemerkenswert“, so Regionalbischof Friedrich Selter in seiner Predigt. „Dass Sie jetzt an diesem Punkt stehen und wir Sie ordinieren, hat ganz viel mit Gottes Geleit zu tun, der Ihnen Menschen zur Seite gestellt hat, die Sie begleitet, Ihre Fragen gehört und Ihnen geraten haben. Denn Gott wirkt ja nicht durch Geisterhand, sondern durch Menschenherz und -hand.“ Yvonne Ahrens habe einerseits schon immer eine besondere Nähe zur Gemeinde gehabt, sich andererseits jedoch zunächst das Theologiestudium und den Beruf nicht zugetraut, erläuterte der Leitende Theologe.

Seit dem 1. Juli ist Yvonne Ahrens mit einer halben Pfarrstelle für die Kirchengemeinde Menslage im Kirchenkreis Bramsche mit rund 1400 Gemeindemitgliedern zuständig. Für die Gemeinde im verbundenen Pfarramt mit Berge und Bippen endete damit die knapp anderthalbjährige Zeit der Vakanz. Yvonne Ahrens stammt aus Neuenkirchen im Landkreis Diepholz und hat nach dem Abitur erst einmal eine Ausbildung als Vermessungstechnikerin absolviert.

Die endgültige Entscheidung für das Theologiestudium fiel in dieser Zeit. Die Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen, ihren Arbeitswelten und Perspektiven während der Ausbildung seien wichtig gewesen. „Und sicher habe ich in der Zeit auch das strukturierte Arbeiten und Organisieren gelernt – das hat mir im Studium und Vikariat sehr geholfen“, so die Dreißigjährige heute. Ihr Theologiestudium absolvierte Yvonne Ahrens in Göttingen, das Vikariat, den praktischen Teil der Ausbildung, machte sie in dem Kirchengemeindeverband Region Dassel im Süden Niedersachsens.

Die Idee, Pastorin zu werden, begleitete Yvonne Ahrens seit ihrer Konfirmanden- und Jugendzeit. Über zehn Jahre hat sie als Teamerin im Kirchenkreis gearbeitet, fünf Jahre davon in der mobilen Jugendkirche „Churchville“. Die Frage, ob Theologiestudium und Pfarrberuf für sie vorstellbar seien, habe ihr dort im richtigen Moment die Diakonin gestellt. „Das war der entscheidende Zuspruch“, erinnert sie sich.

Um den Segensvers zu ihrer Ordination hat Yvonne Ahrens die Pastorin ihrer Heimatgemeinde, Silke Kuck, gebeten. „Ich wollte mir den Spruch als „Wegbegleiter“ von jemandem, die mich sehr gut kennt, zusprechen lassen, um ‚hineinzuwachsen‘“, so die Theologin.

„Niemand hat Gott je gesehen. Aber wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns. Dann hat seine Liebe bei uns ihr Ziel erreicht“ (1. Joh. 4,12). Dort, wo Gott sei, ziehe sich die Liebe wie eine Spur durch unser Leben und die Welt, führte der Regionalbischof in der Predigt dazu aus. „Gott will, dass Liebe unsere Haltung zu den Mitmenschen und der Mitwelt bestimmt: Bei sich selbst und in anderen das Gute sehen, das Starke und das Verletzliche, das Können und die Bedürftigkeit, den Jammer und die Barmherzigkeit – und das alles annehmen können: Das entspricht einer Haltung der Liebe. Das ist der Kern des Evangeliums – oder wie der amerikanische Sänger und Prediger Al Green es gesungen hat: „Love is the message, the message is love!“ Für Yvonne Ahrens machen die Worte deutlich, „worauf ich vertraue: die Zuwendung und Liebe Gottes und was daraus erwachsen kann.“

Der Pastorin liegt die Teamarbeit mit Ehrenamtlichen in der Gemeinde und im Gemeindeverbund am Herzen. Sie will „Räume eröffnen, in denen Menschen über ihre Lebens- und Glaubensfragen ins Gespräch kommen und in denen sie sich – je nach ihren Gaben – einbringen mögen.“ Ein wichtiger Aspekt ist für sie die Arbeit mit Familien, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im benachbarten Kirchenkreis Diepholz hat sie dazu bereits Erfahrungen sammeln können und ihre Hobbies (Musik, Sport, Wandern) bieten reichlich Anknüpfungspunkte.

Ihre erste „eigene“ Gemeinde hat sich Yvonne Ahrens seit Anfang Juli systematisch durch Besuche und Zuhören erschlossen. Sie wolle das Leben der Menschen begleiten und so gestalten, wie es zu Menslage passe, sagt sie. „Die Menschen hier können sich darauf freuen, mit Ihnen Gemeinde neu zu denken und zu gestalten. Denn Sie bringen so viel mit und zugleich begreifen Sie sich weiterhin als Lernende, voller Neugier,“ betonte der Regionalbischof.

Menschen, die für Yvonne Ahrens in verschiedenen Lebensphasen eine wichtige Rolle gespielt haben, assistierten ihm bei der Ordination: Es sind ihre „Heimatpastorin“, Silke Kuck, ihre Schwester Michelle Ahrens, Britta Rook, Äbtissin des Stift Börstel, Sarah Coenen, ihre Mentorin im Vikariat, und Alexander Stichternath aus der Studien- und Vikariatszeit.

Brigitte Neuhaus/Sprengel Osnabrück