Machtsensible Kirche: Pastoralkolleg im Gespräch mit Landesbischof Meister

Vier Personen sitzen rund um einen niedrigen Tisch im Gespräch.
Bild: Silvia Mustert

„Ist die protestantische Rechtfertigungslehre mitverantwortlich für sexualisierte Gewalt in der Kirche?“ Mit dieser zugespitzten Fragestellung hat der Zürcher Theologe Johannes Fischer eine Debatte angestoßen, die in theologischen Kreisen für nachhaltige Resonanz sorgt.

Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist ein Beitrag des Würzburger Systematikers Klaas Huizing in der Zeitschrift Zeitzeichen, in dem dieser die Rolle „toxischer Traditionen“ in der Kirche und deren Einfluss auf Machtverhältnisse kritisch beleuchtet.

Im Zentrum steht die Frage, ob bestimmte Grundannahmen der Reformation – allen voran die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade – ungewollt Strukturen stabilisieren, die Machtmissbrauch begünstigen oder dessen kritische Thematisierung erschweren. Insbesondere die theologische Aufladung von Schuld, Vergebung und Autorität rückt dabei in den Fokus der Analyse.

Das Pastoralkolleg Niedersachsen hat diese Diskussion aufgenommen und im Rahmen einer digitalen Fortbildung unter dem Titel „Die protestantische Rechtfertigungslehre – eine toxische Tradition?“ eine Auseinandersetzung mit den Implikationen dieses reformatorischen Erbes angestoßen. Die Teilnehmenden diskutierten die Frage, inwieweit traditionelle Lehren in der Gegenwart neu kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden müssen.

In einem Gespräch mit Landesbischof Ralf Meister reflektierten der Rektor des Pastoralkollegs, Dr. Folkert Fendler, sowie die beiden Leitenden der Fortbildung, Pastorin Imke Schwarz und Pastor Dr. Norbert Schwarz, mögliche Konsequenzen der Diskussion. Dabei wurde deutlich, dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Theologie, Macht und Verantwortung ein zentrales Anliegen künftiger Fortbildungsarbeit darstellt – gerade mit Blick auf die Qualifizierung hauptamtlicher Mitarbeitender in einer Kirche, die sich im Prozess der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte befindet. So wird im Programmjahr 2026 ein Pastoralkolleg zum Thema “machtsensible Kirche“ angeboten.

Landeskirche Hannovers