Brand in der historischen Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld

Ein hellblaues Holzgebäude (eine Kirche), deren Fassade an der kurzen Seite beschädigt ist.
Bild: Christian Dolle

In der größten Holzkirche in Deutschland hat es in der Nacht ein Feuer gegeben. Die Löscharbeiten mit mehr als 100 beteiligten Einsatzkräften dauerten Stunden. Die Polizei ermittelt wegen möglicher Brandstiftung.

Clausthal-Zellerfeld. Der Brand in der historischen Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld in der Nacht zum Sonntag ist möglicherweise vorsätzlich gelegt worden. «Dem ersten Anschein nach spricht alles für eine Brandstiftung», teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig am Montag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Am Sonntag habe es eine vorläufige Festnahme gegeben, der Verdächtige sei aber mangels dringenden Tatverdachts wieder entlassen worden.

Oberstaatsanwalt Christian Wolters zufolge wird sich ein Sachverständiger im Laufe des Montags den Brandort ansehen. Zur Schadenshöhe konnten Staatsanwaltschaft und Polizei noch keine Angaben machen.

Der evangelische Kirchenkreis Harzer Land sorgt sich vor allem um die neue Orgel des schweizerischen Orgelbauers Goll aus Luzern. «Da die am 1. Advent 2022 eingeweihte Goll-Orgel hinter der Wand steht, an der es gebrannt hat, ist unsere Sorge groß, was wir vorfinden, wenn wir die Kirche wieder betreten und Fachleute den Schaden einschätzen können», sagte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Schimmelpfeng dankte den Feuerwehrmännern und -frauen für ihren couragierten Einsatz. «Der Schreck, dass es an unserer Marktkirche brannte, war groß, am Sonntagmorgen waren wir zugleich alle dankbar, dass nicht noch mehr passiert ist.»

Die Feuerwehr wurde den eigenen Angaben zufolge gegen 00.40 Uhr alarmiert. Die in der Kirche installierte Brandmeldeanlage habe den Alarm direkt bei der Leitstelle in Goslar ausgelöst. Dadurch sei der Brand frühzeitig bemerkt worden. Der „sicherlich nicht unerhebliche Schaden“ beschränke sich deshalb auf einen geringeren Teil des Gebäudes.

Als der Brandmeister vom Dienst an der Einsatzstelle eintraf, brannte es laut Feuerwehr hinter der Fassade, auf der Ostseite der Kirche, vom Boden bis unter dem Dachüberstand. Weil die Gefahr bestanden habe, dass sich der Brand ins Dachgeschoss ausbreitet, seien weitere Wehren alarmiert worden. Von drei Drehleitern aus sei die Fassade von außen geöffnet und Löschwasser aufgebracht worden. Zudem seien mehrere Trupps unter Atemschutz in der Kirche im Einsatz gewesen.

Dankbar, dass der Schaden nicht noch größer ist

Nach dem Brand an der Clausthaler Marktkirche wurde trotzdem Gottesdienst gefeiert

Küster Daniel Pätzolt ist es zu verdanken, dass die Tür schnell geöffnet werden konnte, wobei der Rauch auch schon in den Innenraum gezogen war. Durch das schnelle Eingreifen konnte weit Schlimmeres verhindert werden. Selbst die Orgel, die sich direkt hinter der beschädigten Fassade befindet, könnte nach ersten vorsichtigen Schätzungen in der Gemeinde glimpflich davongekommen sein. 

Am Sonntagmorgen entschieden die beiden Kirchenvorstands-Mitglieder Dorothea Römpage und Dorothea El-Bathich, dennoch einen Gottesdienst zu feiern. „Es ist ein Grund, dankbar zu sein, wenn es so abläuft“, sagt Römpage. Mit einem Zettel an der Tür der inzwischen versiegelten Kirche lud sie zum Gottesdienst ins Gemeindehaus ein. „Allerdings hatten wir anfangs kein Feuer, um die Kerzen zu entzünden, und ich fand es auch ein wenig makaber, zu fragen, ob jemand ein Feuerzeug dabeihatte“, erzählt Römpage mit dem Ansatz eines Lächelns, in ihrer Stimme jedoch schwingt der Schock der Nacht allerdings noch mit. 

In jedem Fall sind sie und alle anderen dankbar, dass der Schaden nicht noch größer ist und die Feuerwehr so schnell vor Ort war. Wie es jetzt weitergeht, werde sich allerdings erst in den kommenden Tagen regeln.

Dorothea El-Bathich (l.) und Dorothea Römpage vom Kirchenvorstand
Bild: Christian Dolle
Dorothea El-Bathich (l.) und Dorothea Römpage vom Kirchenvorstand luden die Gemeinde am Sonntag zum Gottesdienst ins Gemeindehaus ein.
epd niedersachsen-bremen/Christian Dolle