Hannover. Unter dem Motto „WOHNUNG_LOS: Gemeinsam mehr erreichen“ startete am 11. September 2024 der bundesweite Aktionstag „Tag der wohnungslosen Menschen“. Ein breites Bündnis von Verbänden, darunter der Diakonie, dem Caritas-Verband und der AWO, appellierte an die Politik, Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden und hob die grundlegende Bedeutung von Bündnissen, Netzwerken und Kooperationen innerhalb und außerhalb der Wohnungsnotfallhilfe hervor.
In Hannover war ein Team der Zentralen Beratungsstelle – Wohnungslosenhilfe des Diakonisches Werks Hannover auf dem Weißekreutzplatz vor Ort, um auf die Situation der von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Menschen aufmerksam zu machen. Auch die mobile Hilfe, wie die Straßenambulanz der Caritas und das Zahnmobil, ein Projekt des Diakonisches Werks Hannover und des Fördervereins Zahnmobil e.V., nahmen teil.
„Was auffällt ist, dass immer mehr Menschen die Wohnungsnotfallhilfe beanspruchen, die man vielleicht sonst eher nicht bildlich vor Augen hat,“ erklärt Sandra Brünger, Leiterin der Zentralen Beratungsstelle – Wohnungslosenhilfe. Es gebe vor allem auch immer mehr junge Menschen, die kämen. Jamal Keller, Sozialarbeiter von der Zentralen Beratungsstelle – Wohnungslosenhilfe, ergänzt: „Das bedeutet nicht, dass der Altersdurchschnitt insgesamt sinkt. Vielmehr kommen zu den älteren Wohnungslosen immer mehr junge Menschen hinzu.“ Die Gründe dafür seien vielfältig. Es gebe beispielsweise zu wenig bezahlbaren Wohnraum, die Kosten stiegen, Menschen verlören ihre Wohnung, die familiäre Situation verschlimmere sich oder Suchterkrankungen kämen hinzu.
Markus Janßen von der Beratungsstelle des Diakonischen Werks Hannover beobachtet außerdem, dass auch immer mehr Familien, häufig Mütter mit kleinen Kindern, das Beratungsangebot wahrnehmen. Die Tendenz sei steigend. In der Beratungsstelle erhalten sie Hilfe bei der Antragserstellung und Beratung zur Wohnungssuche.
In Göttingen überraschten am Aktionstag fünf Studierende mit einer besonderen Spendenaktion Wohnungslose. Dank ihr konnte die Straßensozialarbeit des Diakonieverbandes Göttingen-Münden in Göttingen 40 Beutel mit Lebensmitteln an Menschen ausgeben, die keine Wohnung haben.
Yordanos Siebert, Sonora Bijok, Cynthia Schwerdtfeger, Anna Ferrari und Melanie Jonson, Studierende an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie und Berufsakademie (VWA) Göttingen, erbaten für die Aktion in Göttinger Geschäften die Lebensmittel. Um sicherzustellen, dass in jedem Paket auch der gleiche Inhalt ist, sammelten sie zusätzlich bei Freunden, Bekannten und in ihren Familien Geld und Geschenke, um noch fehlende Lebensmittel, aber auch Hygieneartikel oder Hundefutter für die begleitenden Vierbeiner an Wohnungslose ausgeben zu können.
Jeder Mensch könne unverschuldet in eine Notlage geraten, erklärt Studentin Melanie Jonson. Umso wichtiger sei es den Studierenden gewesen, diesen Menschen Wertschätzung entgegenzubringen, ihnen eine Stimme zu geben und auf das Thema Obdachlosigkeit am Aktionstag aufmerksam zu machen.
Die guten Gaben und die Wertschätzung kamen gut an. So wie bei Empfänger Ralf Bokelmann: „Man freut sich darüber schon sehr“, so Bokelmann. Auch Mike Wacker, Sozialpädagoge und Abteilungsleiter der StraSo, zeigte sich dankbar für den Einsatz der Studierenden: „Solch eine wunderbare Spendenaktion hilft direkt den Menschen, die auf der Straße leben und sich in einer besonders prekären Lebenslage befinden. Gleichzeitig konnte auf die äußerst schwierige Lebenslage von Wohnungslosen aufmerksam gemacht werden.“
Wacker hofft umso mehr, dass die Politik ihr selbstgestecktes Ziel, die Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 zu beenden, erreichen wird. Die aktuellen Wohnungslosenzahlen in Göttingen lassen ihn bisher jedoch kritisch in die Zukunft schauen. Für Stadt und Landkreis Göttingen erfasste die Statistik (Stichtag: 1. Januar 2023) zuletzt 1.350 Wohnungslose.