Amélie zu Dohna wird als Äbtissin in Lüneburg eingeführt

Feier ist Staatsakt und Gottesdienst zugleich
Äbtissin Amélie Gräfin zu Dohna

Amélie Gräfin zu Dohna wird am 1. Mai als evangelische Äbtissin im Kloster Lüne eingeführt. Sie hat in dem mehr als 850 Jahre alten Kloster ein Amt übernommen, das Tradition und die moderne Rolle einer Geschäftsführerin vereint.

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Lüneburg. Die evangelische Pastorin Amélie Gräfin zu Dohna wird am 1. Mai offiziell als Äbtissin des Klosters Lüne in Lüneburg eingeführt. Sie ist damit die 47. Vorsteherin des Klosters, das im vergangenen Jahr sein 850-jähriges Bestehen feierte und seit der Reformation evangelisch ist. „Es ist ein vielseitiges weltliches und zugleich geistliches Amt“, sagte die 60-Jährige am Mittwoch bei ihrer Vorstellung.

Als Äbtissin ist sie Geschäftsführerin des Klosters mit seinen Liegenschaften und Kunstschätzen. Zugleich trage sie die Verantwortung für den Konvent, der Gemeinschaft des Klosters, zu der zurzeit elf Damen gehören, erläuterte zu Dohna, die die Aufgabe bereits Mitte Januar übernommen hat. Sie ist Nachfolgerin von Reinhild Freifrau von der Goltz, die nach 15 Jahren an der Spitze des Klosters in den Ruhestand getreten ist.

Die Amtseinführung mit geladenen Gästen in der Klosterkirche ist feierlicher Gottesdienst und Staatsakt zugleich. Sie wird geleitet von Landesbischof Ralf Meister und dem Kammerdirektor der Klosterkammer Hannover, Andreas Hesse. Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg (1497–1546) setzte ab 1527 in seinem Fürstentum die Reformation durch. Dabei verleibte er sich den Besitz der Klöster ein. Zugleich verpflichtete er sich dazu, sie zu erhalten – eine Aufgabe, die später vom Land Niedersachsen als Rechtsnachfolger an die Klosterkammer Hannover übertragen wurde.

In Niedersachsen hat sich somit eine deutschlandweit besondere Tradition erhalten. In 15 Frauenklöstern und Damenstiften blieben über den Konfessionswechsel hinweg Gemeinschaften von Klosterdamen bestehen. Diese müssen alleinstehend, evangelisch und bei Eintritt möglichst unter 65 Jahre alt sein. Zu ihren Hauptaufgaben zählt es, die Schätze des Klosters und damit den christlichen Glauben Besucherinnen und Besuchern zu vermitteln.

Die neue Äbtissin zu Dohna war zuvor als Pastorin am Dom zu Bardowick tätig. Davor organisierte sie als Tourismus-Seelsorgerin in Hannover unter anderem Fortbildungen für Pilgerbegleiter und Kirchenführer. Seit 2022 ist sie Mitglied im Konvent des Klosters Loccum bei Nienburg. Im Kloster Lüne wolle sie unter anderem neue spirituelle Angebote entwickeln, sagte sie. „Ich habe viele Ideen.“ Zunächst einmal wolle sie jedoch den Alltag im Kloster kennenlernen.

In Lüne haben die Konventsdamen im Alter von 60 bis Ende 70 zwar jeweils eigene Wohnungen. Dennoch lebten sie in einer besonderen Gemeinschaft mit gegenseitiger Unterstützung, sagte die Äbtissin. „Das Kloster bietet für Frauen auch über das aktive Berufsleben hinaus eine sinnvolle Aufgabe, in der sie gewürdigt und gebraucht werden.“

Bei der Einführung werden zu Dohna zufolge auch Äbtissinnen anderer niedersächsischer Klöster feierlich in ihren Gewändern einziehen, die besonderen Anlässen vorbehalten sind. Als Zeichen ihrer neuen Rolle werden der Äbtissin der Schlüssel und das Siegel des Klosters sowie der Äbtissinnen-Orden überreicht.

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Karen Miether / epd