Nachdem die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers im Februar zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Gesamtzahl der Kirchenmitglieder im Jahr 2021 veröffentlicht hatte, liegen jetzt detaillierte Zahlen für das letzte Jahr vor.
Zum Stichtag 31.12.2021 gehörten 2.368.643 Menschen zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Dies entspricht einem Rückgang von 58.043 Mitgliedern (2,4 %) gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 sind 42.400 Mitglieder verstorben (2020: 41.418), 32.022 Menschen traten aus der Landeskirche aus (2020: 26.507). Dem gegenüber stehen 15.744 Taufen (2020: 10.475) und 2.406 Aufnahmen (2020: 2.323). Die Zahl der kirchlichen Trauungen ist um 1.125 im Vergleich zu 2020 auf 2.047 angestiegen (2020: 922). 20.589 Jugendliche haben sich im Jahr 2021 konfirmieren lassen (2020: 16.981).
Auch im Jahr 2021 haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sich sehr deutlich auf das kirchliche Leben ausgewirkt. Nach dem historischen Tiefstand bei Taufen, Trauungen und Konfirmationen im ersten Jahr der Pandemie feierten im letzten Jahr deutlich mehr Menschen Gottesdienste in besonderen Lebenssituationen. Allerdings sind es immer noch spürbar weniger Taufen und Trauungen als im Jahr 2019. Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der Kirchenaustritte, die letztmalig vor 27 Jahren höher gewesen ist.
Die Erträge aus Kirchensteuern im Jahr 2021 betrugen 605,5 Millionen Euro (2020: 587). Im Haushaltsjahr 2020 schloss das Jahresergebnis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Gewinn von 68,5 Millionen Euro (2020: Verlust von 396 Millionen) ab. Das positive Ergebnis resultiert aus Kirchensteuereinnahmen, die höher waren als erwartet. Zudem kommen Tarifsteigerungen, die für 2021 eingeplant waren, erst 2022 zum Tragen. Und eine Reihe von geplanten Veranstaltungen konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.
„Die Zahlen zur Kirchenmitgliedschaft für das Jahr 2021 zeigen für mich zwei Dinge: Mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie werden wir in unseren Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen noch über viele Jahre zu tun haben. Es ist erfreulich, dass wir im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Taufen, Trauungen und Konfirmationen feiern konnten. Ich bin den vielen ehren- und hauptamtliche Mitarbeitenden sehr dankbar, die mit großem Engagement und viel Kreativität Wege gesucht und gefunden haben, um kirchliches Leben auch unter den gegebenen Bedingungen ansprechend zu gestalten.
Diese Erfahrungen ermutigen, auch weiterhin neue Wege zu gehen, um Menschen mit ihren vielfältigen Bedürfnissen anzusprechen. Die stark gestiegenen Austrittszahlen zeigen, wie wichtig es ist, dass wir in unserem Zukunftsprozess mit den Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Einrichtungen und mit allen Menschen, die sich dafür interessieren, nachdenken, wie wir Kirche künftig gestalten möchten. Ich bin zuversichtlich, dass dabei viele – auch unkonventionelle – Ideen, Vorschläge und Konzepte entstehen werden, die wir in den nächsten Jahren erproben können.“
„Menschen treten aus der Kirche aus, wenn sie den christlichen Glauben und die Kirche als irrelevant für ihr Leben betrachten und wenn sie keine Verbundenheit zur Kirche verspüren. Das nehmen wir ernst. Im Zukunftsprozess werden wir danach fragen, welche persönlichen Lebensfragen und welche Fragen des öffentlichen Lebens für die Menschen wichtig sind. Wir werden auf Kirchenmitglieder wie auch auf Menschen, die nicht Mitglieder unserer Kirche sind, zugehen, um gemeinsam Antworten und Handlungsansätze zu finden.
In der Pandemie haben wir vielfach erlebt, welche Kraft im christlichen Glauben steckt: Kraft, mit persönlichen Herausforderungen zurecht zu kommen, wie auch Kraft, durch persönliche Ansprache und praktische Hilfe Nöte zu lindern. Ebenso wurde verstärkt sichtbar, dass wir mit digitalen Medien seelsorglich Menschen nah sein, diakonische Hilfe organisieren und in Netzen der Zivilgesellschaft mitwirken können.
Es macht keinen Sinn, sich von sinkenden Mitgliederzahlen lähmen zu lassen. Sie weisen uns vielmehr auf die Aufgabe, die Relevanz des Glaubens im Alltag neu zur Sprache zu bringen und für kirchliches Engagement zeitgemäße Formen zu finden. Wir sind dankbar, dass sich viele Mitglieder ehrenamtlich wie beruflich für diese Anliegen engagieren.“