LAPPLAND – Die „lebende Jukebox“ feiert Jubiläum
Ein runder Geburtstag muss ordentlich gefeiert werden. Was dabei für viele Menschen die Geburtstagstorte und eine feucht-fröhliche Party ist, ist für Ulf Pankoke und seine neun Bläserkollegen und -kolleginnen gleich ein ganzes Jubiläumswochenende mit viel Musik und wohl einigen hundert Gästen. Denn am 25. Mai musiziert das Bläserensemble ab 18 Uhr in der Kirche in Dorfmark. Anschließend zieht die Geburtstagsgesellschaft weiter in den Eichhof am Pfarrhaus, wo LAPPLAND in der lebendigen Jukebox 20 Jahre Musikgeschichte aufleben lässt. Der Grill wird auch angeworfen und man wird gemeinsam in Erinnerungen schwelgen. Der Sonntag, 26. Mai, startet mit einem musikalischen Gottesdienst und Regionalbischöfin Marianne Gorka.
Die Geschichte von LAPPLAND beginnt 2004. Ulf Pankoke, damals noch Landesposaunenwart der Evangelischen Landeskirche Hannovers in Lüneburg, gründet das kirchliche Blechbläserensemble LAPPLAND. „Meine Vorstellung war, als Band gemeinsam zu experimentieren und zu schauen, ob sich auch Menschen außerhalb von Kirche für unsere Musik begeistern lassen“, erzählt der Bandgründer.
Die klassische Zehnerbesetzung mit vier Trompeten, vier Posaunen, einem Waldhorn und der Tuba ist schnell gefunden. Ebenso wie der Bandname. „Wir sind so ziemlich alle nordaffin – und so wurde LAPPLAND in die Runde geworfen und für gut befunden“, erinnert sich Ulf Pankoke. Die Stücke, die das Ensemble zunächst einstudiert, stammen aus der Literatur, einige arrangiert Pankoke selbst. Als Impulsgeber bringt er immer neue Ideen mit in die Proben, nimmt Gedanken der anderen Neun mit und stellt mit viel Leidenschaft Stücke zusammen.
Doch das kirchliche Bläserensemble zeichnet sich nicht nur durch seine musikalische Arbeit, sondern vor allem durch die besondere Aufführungskultur und außergewöhnliche Konzertformate aus.
Das kann ein musikalisches Picknick an der Weser sein, eine Klangwanderung „über alle Berge“ auf den Kaliberg Hannover oder aber „im norden lichter“ als musikalische Reise an den Nordseestrand, wo die facettenreiche Musik skandinavischer Komponisten in Geräuschkulissen eingebettet wird, die das Publikum an unterschiedlichste Orte entführt und so die pure, wilde Schönheit des Nordens hörbar macht.
„Ich mag es, raus in den öffentlichen Raum zu gehen und Menschen neugierig zu machen. Neugierig auf das, was wir als Kirchenmusiker zu bieten haben“, sagt Ulf Pankoke.
Aufmerksamkeit erregen – das gelingt LAPPLAND mit der lebendigen Jukebox. Wenn der umgebaute Bauwagen auf Stadtplätzen, Veranstaltungen oder beispielsweise auf dem Kirchentag oder dem Tag der Niedersachsen Station macht und die zehn Blechbläser Hörerwünsche erfüllen, sind es nicht nur Jazz oder Pop, die das Publikum nach Einwurf eines Euros als Wunschnummer eintippt. Ganz häufig öffnen sich die Rollläden am Bauwagen und das Ensemble soll Volks- und Kirchenlieder erklingen lassen. „Das ist doch ein schönes Zeichen, denn wir sind schließlich nicht in einer Mission unterwegs. Bei uns heißt es nur: Setz dich hin und wünsch dir was!“, sagt Pankoke lachend. Bis zu 200 Leute stehen an manchen Tagen vor der Jukebox. „Wenn du an einem Tag um die 120 Lieder spielst, ist das ein tolles Erlebnis, aber mitunter echt anstrengend.“
Die Liebe zur Musik hat die LAPPLAND-Crew auch menschlich zusammengeschweißt. Immerhin die Hälfte aller Gründungsmitglieder gehört bis heute zum Ensemble. „In den Jahren sind wir nicht nur älter geworden, wir haben Familien gegründet, haben die Band erfolgreich durch die Pandemie gebracht“, erzählt Pankoke. Manchmal, so der 54-Jährige, gestalte es sich ein bisschen schwierig, die Termine zu koordinieren. Gesetzt ist hingegen der „Familienausflug“ im kommenden Jahr, wenn es für alle Zehn mit Kind, Kegel und Jukebox im Gepäck nach Spiekeroog geht. Wieder einmal, um sich gegenseitig für Neues zu inspirieren und weiter zu experimentieren.
„Mein Wunsch für die Zukunft ist, am spielerischen Format LAPPLAND interaktiv dranzubleiben“, erzählt Ulf Pankoke. Bei „Mach Kirchenmusik“ werden Passanten zu Komponisten und erschaffen durch gemeinsames Handeln Musik. Wie das geht? Sie stellen sich auf eine der neun Spielflächen auf dem Boden. Diese beginnen zu Leuchten und aktivieren einen Musiker, der daraufhin aus einem Fenster zu spielen beginnt. Neun Musiker können so unabhängig voneinander „bedient“ werden und lassen als Ensemble ein Werk aus Chorälen, Kirchenmusikzitaten und Klangflächen entstehen. „Gerade für dieses besondere Musikerlebnis bekommen wir so liebe Rückmeldungen, die uns zeigen, dass Konzerte auch jenseits der üblichen Bühne berühren“, so der Trompeter.
„Irgendwo auf der Welt“ – so heißt eines der besonderen Konzertformate, die das Blechbläserensemble mit Liedern, Gedichten und Glückmomenten füllt. Aber gibt es denn einen Ort, an dem die Bläser irgendwann unbedingt einmal fröhlichen Lärm versprühen wollen? Ulf Pankoke muss nicht lange überlegen. „Lappland wäre cool!“