Statt Dübel gibt es Hilfe für alle

In Aurich startet das erste Kirchliche Bauamt neuen Zuschnitts
Ein Gruppenbild mit mehr als 20 Personen vor einem Haus mit roter Klinkerwand.

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Kontaktdaten für alle Ämter für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche Hannovers finden Sie hier.

Wenn Vorfreude die schönste Freude ist, dann liegen hinter der Bauverwaltung der Landeskirche, den jüngsten drei Landessynoden und nicht zuletzt den Kirchenkreisen im Norden Ostfrieslands ziemlich viele fröhliche Jahre. Oder, um es mit Bettina Siegmund zu sagen: "Diese Neustrukturierung hat mich meine gesamte synodale Zeit begleitet." Kurz: Es war ein weiter Weg.

Ein weiter Weg zur jetzt umso erleichterter und fröhlich gefeierten Eröffnung des neu geschaffenen "Kirchlichen Bauamts Ostfriesland", das seine Heimat im Herzen Aurichs hat unter derselben Adresse des bereits dort ansässigen Amtes für Bau- und Kunstpflege.

Was wie ein trockener und langwieriger bürokratischer Akt anmutet, bedeutet für die insgesamt 130 Kirchengemeinden der fünf beteiligten Kirchenkreise im alltäglichen Leben deutliche Veränderungen - zum Besseren.

  • Erstmals betreut eine regionale Verwaltungsstelle alle Gebäude der beteiligten Kirchengemeinden und -kreise und nicht - wie bislang - nur die Kirchen und die Denkmäler.
  • Neu ist auch die Kommission mit Beteiligung aller Kirchenkreise und -ämter, die über die Etatvergabe und die Reihenfolge der anstehenden Bauprojekte entscheidet.
  • Damit entsteht für alle Beteiligten eine neue, vollumfängliche Transparenz, wer wann welche Bedürfnisse hat.
  • Die Kommission entscheidet zudem, welche Projekte durch die Architekten der Landeskirche betreut und welche an freie Architekten vergeben werden.

 

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"Baufachzentrum" führte zu Missverständnissen

Der neue Titel des Amtes ist das Ergebnis eines Wettbewerbes, an dem sich alle Mitarbeitenden der Bauämter beteiligen konnten - mit einem durchaus amüsanten Hintergrund. Der Grundgedanke, alle Bau-Fragen unter einem Dach zu versammeln, führte zunächst zum Titel "Baufachzentrum". Für die kircheninterne Kommunikation im Grunde kein Problem.

Das Internet und seine Suchmaschinen allerdings hatten während der ersten Versuchsphase einen eigenen Plan. Und so dauerte es nicht lange und zwischen die Anrufe der Kirchengemeinden reihte sich auch Baumarkt-Kundschaft - auf der Suche nach Dübeln.

Dabei ist die Bedeutung des neuen Kirchlichen Bauamts durchaus ernsthafter Natur. "Die Menschen nehmen Kirche über ihre Gebäude wahr", mahnte Adalbert Schmidt, Leiter des Bauamtes der Landeskirche, zu Beginn der Feierlichkeit. Wenn die Zahl der Menschen sinke, die sich am Gemeindeleben beteiligten, werde die Wirkung der Gebäude umso wichtiger. Er beglückwünschte das Team in Ostfriesland, das nun im Bereich des Landeskirche ganz weit vorne sei mit dem Bauamt neuen Formats.

Werner Lemke, Baudirektor der Landeskirche, warf in seinem Grußwort den Blick zurück auf die vielen, durchaus gravierenden Umstrukturierungen, die die Bauverwaltung auf all ihren Ebenen in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht habe, und benannte auch den spürbaren Personalabbau bei gleichbleibender Gebäudezahl.

Claudia Brüggemann, die das neue Kirchliche Bauamt Ostfriesland leiten wird, dankte ausdrücklich ihrem Team, das auch den buchstäblichen Umbau der Bürogräume im Herzen Aurichs mitten in der Pandemie gemeistert habe. Sie blickt durchaus zuversichtlich in die neue Zeit: Befürchtete Reibungen gerade mit Blick auf die neu geschaffene Baukommission seien in der Erprobungsphase ausgeblieben. Und alle zwischenzeitlich vakanten Stellen konnten trotz Fachkräftemangels zeitnah wiederbesetzt werden. Eine zusätzliche Stelle gibt es obendrauf; die Ausschreibung läuft.

 

Nun gilt es: Leiterin Claudia Brüggemann (zweite von rechts) enthüllt mit ihrem Team Jasper Wenk (von rechts), Helma Harms und Angela Tusche das provisorisch verkleidete neue Eingangsschild. Zum Team gehört zudem Sandra Mehler.
Rebekka Neander l EMA

Informationen für Kirchengemeinden

Wie funktioniert die Neustrukturierung der Baufachverwaltung?
Was bedeutet die Einführung eines regionalen Baufachzentrums für das Amt für Bau- und Kunstpflege?

Das örtliche Amt für Bau- und Kunstpflege bleibt erhalten, auch der Standort bleibt erhalten, um den Mitarbeitenden einen Ortswechsel zu ersparen. Aus dem Amt für Bau- und Kunstpflege wird ein regionales Baufachzentrum, wenn die Kirchenkreise dies mehrheitlich wünschen. Die Mitarbeitenden in dem Amt für Bau- und Kunstpflege bleiben Mitarbeitende in der Anstellungsträgerschaft des Landeskirchenamtes, auch wenn die Dienststelle einen neuen Namen und neue Aufgaben erhält. Für das sogenannte regionale Baufachzentrum ist eine Namensänderung geplant, weil die Mitarbeitenden der Bauämter dies gewünscht haben. Es wird zukünftig Kirchliches Bauamt heißen; der Titel wird um einen Regionalteil ergänzt. Die Ortsbezeichnung sollen die örtlichen Kirchenkreise selbst bestimmen, damit die Identifikation mit dem Neuanfang besser gelingt.

Ein wichtiger Unterschied liegt darin, dass das zukünftige Kirchliche Bauamt grundsätzlich für das gesamte Portfolio zuständig ist und damit auch die Profanbauten mit in den Blick und die Zuständigkeit nimmt. Heute liegt der Fokus der Ämter für Bau- und Kunstpflege primär auf den sakralen und denkmalgeschützten Objekten, so dass sich hier das Aufgabenspektrum erweitert. Aufgrund der baufachlichen Expertisen und Erfahrungen der Mitarbeitenden wird es zu einem ausgewogenen Miteinander in der Bearbeitung des Portfolios kommen.

Gibt es einen Ansatz, wie viele Mitarbeitende in den Kirchlichen Bauämtern benötigt werden?

Für das Modellprojekt des regionalen Baufachzentrums in Aurich gab es eine Personalbedarfsberechnung, die sich an der Anzahl der Gebäude, dem Jahresumsatz der vergangenen Jahre und dem neuen Aufgabenprofil orientiert. Die Berechnung ist von der KGSt durchgeführt und mit der Landeskirche abgeglichen worden. Die KGSt verfügt über einen breiten Erfahrungshorizont in diesem Bereich und ist deutschlandweit tätig. Wenn sich weitere Kirchliche Bauämter bilden, wird die Landeskirche in vergleichbarer Weise vorgehen.

Ist das Baufachzentrum ein Teil des Amtes für Bau- und Kunstpflege oder ein Teil des Kreiskirchenamtes?

Wenn alle bisherigen fünf Ämter für Bau- und Kunstpflege und die vier Außenstellen in eigenständige Kirchliche Bauämter umgewandelt werden, wird es insgesamt neun Standorte im Bereich der Landeskirche geben. Derzeit gibt es 22 Kirchen(kreis)ämter. Die Landeskirche geht davon aus, dass jedes Kirchliche Bauamt mit zwei bis drei Kirchen(kreis)ämtern in der Region zusammenarbeitet und sich in der Baukommission abstimmt. Das Kirchliche Bauamt ist also eigenständig und nicht Teil eines Kirchen(kreis)amtes und für zwei bis drei Kirchen(kreis)ämter und die dazugehörigen Kirchenkreise tätig.

Woraus werden die Personalkosten und die Sachkosten finanziert?

Die Personalkosten für die Stellen und die Sachkosten werden zwischen dem Landeskirchenamt und den beteiligten Kirchenkreisen aufgeteilt. Dafür ist in jedem Einzelfall ein Verteilungsschlüssel zu finden. Es ist davon auszugehen, dass die Stellen, die es bisher schon in den Bauämtern gab, weiter vom Landeskirchenamt finanziert werden. Es ist vermutlich jedoch erforderlich, neue Stellen zu schaffen, um das neue größere Aufgabenprofil zu bewältigen. Dafür können bisher schon für die Kirchenkreise Tätige im Bereich der Archiektur und dem Bauingenieurwesen in das Kirchliche Bauamt wechseln oder es werden neue Mitarbeitende eingestellt. Die finanziellen Auswirkungen sind vor Einführung des neuen Modells gründlich zwischen den beteiligten Parteien abzuwägen.

Wie setzt sich die Baukommission zusammen und wie oft sollte diese tagen?

In der Baukommission sind idealerweise alle beteiligten Kirchenkreise regelmäßig mit einer Person mit einem stabilen Mandat vertreten sind. Das gleiche gilt für die Amtsleitungen der beteiligten Kirchen(kreis)ämter und die Leitung des Kirchlichen Bauamtes. Die Baukommission tagt in der Regel alle zwei bis drei Monate, um bei Verschiebungen in den Prioritäten bei den Baumaßnahmen und neuen Sachständen zeitnah nachsteuern zu können.

Wird die Baukommission die Aufgabe der Bau- und Umweltausschüsse der Kirchenkreise übernehmen?

Das ist nicht geplant. Die Bau- und Umweltausschüsse in den Kirchenkreisen beraten zunächst einmal intern im Kirchenkreis über die Anträge der Kirchengemeinden. Das Ergebnis der Entscheidung wird dann in die Baukommission getragen und dort verhandelt. So ist gewährleistet, dass die wesentlichen Aufgaben des Kirchenkreises in der Baukommission beraten und priorisiert werden können. Es entsteht damit eine große Transparenz über alle anstehenden Maßnahmen in der Region und eine nachvollziehbare zeitlich gestaffelte Abwicklung. Zudem kann für jede Maßnahme entschieden werden, ob diese von eigenen Architekten oder Architektinnen betreut wird oder gegen Honorar von freien Architekturbüros.