Abschiedsgottesdienst für Superintendent Christian Berndt

Zwei Personen in Talaren in einer rot erleuchteten Kirche.

Winsen. Mit einem würdigen Gottesdienst, der von großer Herzlichkeit und Anteilnahme geprägt war, ist Superintendent Christian Berndt am vergangenen Freitagabend in den gesundheitsbedingten Ruhestand verabschiedet worden. Zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus Kirche, Kommune und Region waren gekommen, um ihm ihre Verbundenheit zu zeigen – die St. Marien-Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.

Bereits zu Beginn brachte Regionalbischöfin Marianne Gorka auf den Punkt, was viele empfanden: „Dieser Abschied fühlt sich schräg und falsch an. Er kommt viel zu früh und ungewollt.“ 

Die große Resonanz zeigte, wie tief Christian Berndt die Menschen in seinem Kirchenkreis über viele Jahre begleitet hat. Musikalisch eröffneten die Jagdhornbläser den Abend. Pastorin Flore Duda leitete mit einer Lesung aus dem Lukasevangelium ein, einem klassischen adventlichen Text über die Verheißung des Kommens des Menschensohns.

Im Anschluss wandte sich Christian Berndt selbst mit wertschätzenden Worten an die Gemeinde: „Ich bin dankbar, dass ich lebe.“ Er sprach seinen beiden Stellvertretern, seinen Mitarbeiterinnen und besonders seiner Familie seinen Dank für ihre Unterstützung aus. Die offizielle Urkunde des Landesbischofs Ralf Meister zum Eintritt in den Ruhestand wurde von Katja Stachnow, Leiterin der Winsener Kirchenkreissynode, verlesen.

„Zwei Augen – der seelsorgerliche Blick“
In ihrer Ansprache erinnerte sich Regionalbischöfin Gorka an gemeinsame Doppelkopfabende aus Studienzeiten und schlug die Brücke zu Berndts Dienst: „Dein Wert: zwei Augen – der seelsorgerliche Blick! Den bestätigen dir alle.“ Sein Blick für die Menschen, sagte sie, mache Berndt unverwechselbar: „Er ist einer, der die Menschen sieht.“ 

Dass er als Superintendent „zu sehr Pastor geblieben“ sei, habe Berndt stets als Kompliment verstanden – ein Zeichen seiner Nähe, seines Zuhörens und seines Vertrauens in die Menschen, mit denen er arbeitete.

Regionalbischöfin Gorka griff auch ein Bild aus Berndts letzten Jahren auf – seinen Schlaganfall im Sommer 2025: „Ein Augenblick – von jetzt auf gleich – und dich trifft der Schlag.“ Sie sprach offen aus, dass dieser Einschnitt für alle schwer zu akzeptieren gewesen sei, und fügte hinzu: „Es ist eine Ent-Pflichtung. Du bleibst Pastor. Du bleibst Superintendent – außer Dienst. Du bist aber fortan keinem mehr verpflichtet.“ Zum Abschluss ihrer Ansprache knüpfte sie erneut an das Doppelkopf-Bild an: „Du bleibst von Gott gesehen. Diesen Trumpf behältst du in der Hand.“ 

Segensworte und persönlicher Zuspruch
Bei der Entpflichtung sprachen Pastorin Alexandra Powalowski und Pastor Hans Georg Wieberneit, Diakonin Nikola von Holt sowie sein Namensvetter Christian Berndt, Superintendent des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen, Segensworte zu. Auch die Fürbitten brachten insbesondere persönliche Nähe und Dankbarkeit zum Ausdruck. Auch zwei der Kinder von Christian Berndt richteten ihre Worte an den scheidenden Superintendenten.

Nach dem Segen der Regionalbischöfin folgten Grußworte von Landrat Rainer Rempe, Bürgermeister André Wiese und Frank Gernert (Mitglied der Kirchenkreissynode). Bürgermeister Wiese hob besonders hervor, wie sehr Berndt als Mensch bleibe: „Ämter und Aufgaben kommen und gehen. Menschen bleiben in unserem Leben und in unserer Mitte.“
Dies zeigte sich auch nach dem Gottesdienst: Die Schlange derjenigen, die sich persönlich verabschieden wollten, schien kein Ende zu nehmen – ein deutliches Zeichen der tiefen Wertschätzung und Verbundenheit.

Das Amt des Superintendenten:
Superintendent:innen sind in der Landeskirche Hannovers die leitenden Geistlichen eines Kirchenkreises. Zu den Aufgaben gehören vor allem die Begleitung der Kirchengemeinden, die Dienstaufsicht über Pastor:innen und Mitarbeitende, die Vertretung des Kirchenkreises nach außen sowie die Gestaltung kirchlicher Entwicklungen vor Ort. Superintendent:innen moderieren Prozesse, führen Visitationen durch und tragen Verantwortung für die Umsetzung kirchlicher Beschlüsse im Kirchenkreis.

Der Begriff Superintendent stammt aus dem Lateinischen: superintendens bedeutet „aufschauend, überblickend, beaufsichtigend“. In der Reformation wurde der Titel für diejenigen eingeführt, die „von oben her“ den Überblick über mehrere Gemeinden behalten und ihren Dienst ordnen sollten – ähnlich einem bischöflichen Amt, aber regional begrenzt und stärker seelsorglich-praktisch ausgerichtet.

Barbara Suhrbier (Kirchenkreis Winsen/Luhe) und Anne-Katrin Schwanitz