Das Kirchenparlament der evangelischen Landeskirche Hannovers wird sich im nächsten Jahr personell etwa zur Hälfte erneuern. Der neue Vorsitzende des zentralen Ausschusses mahnte bei der aktuellen Herbstsitzung den Mut zur Veränderung an.
Hannover. Mit einem Appell zu Kirchenreformen hat am Dienstag die Herbstsynode der evangelischen Landeskirche Hannovers begonnen. „Unsere Kirche der Zukunft wird sich weiter verändern müssen, keine Frage“, sagte der neue Vorsitzende des zentralen Landessynodalausschusses (LSA), Ruben Grüssing, vor dem Kirchenparlament. „Sie wird beweglicher werden müssen, mutiger, schneller im Anpassen an die Welt um uns herum, ohne dabei ihre Mitte zu verlieren.“ Grüssing betonte: „Veränderung bedeutet nicht Beliebigkeit. Veränderung bedeutet Treue in neuer Form.“
In seinem Bericht mahnte Grüssing insbesondere eine Stabilisierung der Finanz- und Verwaltungsstruktur sowie eine verlässliche Personalplanung an, damit kirchliche Stellen handlungsfähig blieben. Zudem betonte er, beim Handeln der Kirche müsse ihr Profil klar erkennbar bleiben. Für Grüssing (35), Kaufmann aus Detern bei Leer, war es der erste Bericht vor der Synode. Sein Vorgänger Jörn Surborg war im September im Alter von 60 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Der Landessynodalausschuss vertritt das Kirchenparlament zwischen seinen Tagungen.
Kirchenparlament wird 2026 zur Hälfte neu besetzt
Mit der viertägigen Sitzung in Hannover endet die Legislaturperiode der 26. Landessynode, die sich vor sechs Jahren konstituiert hatte. Im Februar 2026 wird die neu gewählte 27. Landessynode ihre Arbeit aufnehmen, dabei wird etwa die Hälfte der 79 Plätze neu besetzt. Der hannoverschen Landeskirche sind 1.219 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee angegliedert. Mit 2,1 Millionen Mitgliedern ist sie die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.
Die Synode tagt bis zum Freitag im diakonischen Henriettenstift. Am Mittwoch wird sie in nicht öffentlicher Sitzung über Fälle von sexualisierter Gewalt in der Kirche debattieren. Dabei erhalten auch betroffene Personen ein direktes Rederecht. Erstmals hatte die Landessynode betroffene Personen im Bereich der Landeskirche öffentlich eingeladen, vor dem Plenum zu sprechen oder einen Beitrag vortragen zu lassen. Für Donnerstag ist der Bericht von Landesbischof Ralf Meister geplant. Unter den Delegierten des Kirchenparlamentes sind zahlreiche Ehrenamtliche.