Hilfswerke erinnern an soziale Arbeit im Lager Friedland

Ein weißes Gebäude mit der Aufschrift Evangelische Lagerkapelle
Bild: epd-bild/Jens Schulze (Archiv)

Friedland, Kreis Göttingen. Zum 80-jährigen Bestehen des Grenzdurchgangslagers Friedland bei Göttingen erinnern die dort tätigen Hilfswerke an ihre soziale Arbeit in der Einrichtung. Bis 1948 richteten das Deutsche Rote Kreuz, die evangelische Innere Mission und die katholische Caritas Büros, Suppenküchen und Kleiderkammern im Lager ein, die zum Teil bis heute bestehen, wie die Hilfswerke mitteilten. Ab 1957 unterstützte der Verein Friedlandhilfe vor allem Spätaussiedler aus Osteuropa mit eingeworbenen Spenden.

Das Lager Friedland selbst besteht seit 1945 – am 20. September des Jahres hatte die britische Armee die Einrichtung „betriebsbereit“ erklärt. Bis heute haben rund 4,5 Millionen Menschen das häufig so genannte „Tor zur Freiheit“ durchschritten.

Von Anfang an seien die evangelische und katholische Kirche mit dabei gewesen, um den Menschen in Not zu helfen, sagte der evangelische Lagerpfarrer Torsten-Wilhelm Wiegmann. Die Innere Mission, die Caritas und das Deutsche Rote Kreuz hätten Menschen geschickt, die sich zunächst ehrenamtlich dort engagierten. „Sie haben die Menschen bekocht. Sie haben warme Decken und Kleiderspenden gesammelt und an die Bedürftigen verteilt.“

Das Museum Friedland widmet sich am Dienstag bei einem Erzählcafé mit dem Titel „Engagement im Grenzdurchgangslager Friedland zwischen Haupt- und Ehrenamt“ den Mitarbeitenden im Lager. Bei Kaffee und Kuchen sollen Erfahrungen und Erinnerungen ausgetauscht werden.

Die Innere Mission bietet am 23. September einen Rundgang durch das Lager an. Stationen sind neben den historischen Orten wie der „Friedlandglocke“ und der evangelischen Lagerkapelle verschiedene Einrichtungen des Hilfswerks wie das Frauenzentrum und das Kinderhaus.

Eine Mitarbeiterin der Caritas berichtete von einer Begegnung Anfang 2015, als viele Geflüchtete aus Syrien nach Friedland kamen. Damals sei ein Mann mit einem amputierten Bein in die Kleiderkammer gekommen und habe eine Jogginghose anprobiert, die ihm die Mitarbeitenden herausgesucht hätten. „Er hat sich wahnsinnig gefreut, hatte fast Tränen in den Augen.“

Das Deutsche Rote Kreuz habe auch durch seinen Suchdienst für das Lager eine große Bedeutung gehabt, erläuterten die Hilfswerke. „Regelmäßig, wenn Transporte mit zurückkehrenden Kriegsgefangenen ankamen, standen hier in Friedland die Angehörigen, vor allem die Frauen mit ihren Suchschildern“, sagte die Leiterin des Museums Friedland, Anna Haut: „Immer in der Hoffnung, dass nun ihre Angehörigen dabei sein könnten. Und diese Hoffnung hat sich manchmal erfüllt, und manchmal wurde sie enttäuscht.“

epd Niedersachsen-Bremen