Auszeichnung: Evangelische und katholische Studierendengemeinde sind queerfreundlich

Ein Kreuz durch das man eine Regenbogenfahne sieht.
Bild: Gunnar Müller/Sprengel Hildesheim-Göttingen

Hildesheim. Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) und die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) in Hildesheim sind im Rahmen des Semestereröffnungsgottesdienstes als queerfreundliche Gemeinden ausgezeichnet worden.

Vertreterinnen des Kirchenkreisjugenddienstes Hildesheim-Sarstedt überreichten die Auszeichnung am Mittwoch und würdigten damit das Engagement der Gemeinden für ein respektvolles, sicheres und inklusives Miteinander. Jonathan Overlach, Pastor der ESG, hob die Bedeutung einer queerfreundlichen Kirche hervor: „Es ist egal, wen Menschen lieben. Alle sollen sich hier wohl und willkommen fühlen.“

Die Hochschulgemeinde setzt sich bewusst für ein respektvolles, offenes Miteinander ein. „Toleranz gegenüber Intoleranz gibt es bei uns nicht“, betonte Overlach. Gerade angesichts zunehmender rechter Stimmen sei es wichtig, einen klaren Gegenpunkt zu setzen.

Auch Klara Maria Breitkopf, Sozialarbeiterin und Leiterin der KHG, hob hervor, dass Vielfalt innerhalb der Kirche keine Selbstverständlichkeit sei: „Wir haben hier in Hildesheim einen fortschrittlichen katholischen Bischof, aber das ist nicht überall so.“ Die Hochschulgemeinde gestalte ihre Räume inklusiv – unter anderem durch die Aufhebung traditioneller Geschlechterbeschilderungen bei Toiletten und die Bereitstellung von Periodenprodukten.

Für viele Studierende bietet die Gemeinde einen wichtigen Schutzraum. Antonia Plassmann, Studentin und Mitglied im Leitungsteam, sagte: „Ein safe space ist vom Anspruch her nicht möglich, aber wir wollen ein safer space sein. Hier kann man einfach mal ‚die Schulter fallen lassen‘.“ Besonders für queere Studierende sei ein solcher Raum von großer Bedeutung.

„Hier bin ich hundert Prozent ich selbst“, berichtete eine Studentin, die anonym bleiben möchte. Als sie an die Hochschulgemeinde kam, sei sie zum ersten Mal in einem kirchlichen Kontext nicht für ihre Identität hinterfragt worden. „Was für andere vielleicht nur eine Flagge mit vielen Farben ist, war für mich ein Zeichen, frei zu sein“, sagte sie.

Die Auszeichnung ist Teil der „Safer Space“-Kampagne des Kirchenkreisjugendkonvents Hildesheim-Sarstedt. Ziel der Initiative ist es, kirchliche Räume zu schaffen, in denen jede Person sich ohne Angst vor Diskriminierung oder Ausgrenzung frei entfalten kann. Gemeinden, die sich an der Kampagne beteiligen, setzen ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Respekt und Inklusion. Mit Aufklebern und Plakaten machen sie auch nach außen hin deutlich: „Unsere Türen stehen offen.“

Mit der Anerkennung als queerfreundliche Gemeinde bekräftigen ESG und KHG ihren Anspruch, Kirche als offenen, wertschätzenden Ort für alle Menschen zu gestalten – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Glaubensfragen.

Drei Frauen und ein Mann mit einer Auszeichnung
Bild: Gunnar Müller/Sprengel Hildesheim-Göttingen
Klara Maria Breitkopf (khg), Hailey Bradler und Mara Tumbrägel (beide vom Kirchenkreisjugendkonvent Hildesheim-Sarstedt) sowie Jonathan Overlach (esg) nehmen die Auszeichnung entgegen.
Gunnar Müller/Sprengel Hildesheim-Göttingen