Sonja Thomaier ins ehrenamtliche Pfarramt ordiniert

Eine junge Person mit kurzen Haaren, Brille und Jeansjacke steht in einem hellen Flur.
Bild: Meret Köhne

Hannover. Am Samstag, den 18. November, wurde Sonja Thomaier von Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr in einem feierlichen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche in Hannover als ehrenamtliche Pastor*in ordiniert. Neben einem Promotionsvorhaben bei Professorin Maren Bienert an der Universität Hildesheim zum Thema „Queere Theologie“ wird Sonja Thomaier als ehrenamtliche Pfarrperson im Fachbereich „Queersensible Seelsorge und Beratung“ der Landeskirche tätig sein. Darüber hinaus wird Thomaier eine Anbindung an die Dreifaltigkeitskirche in der Oststadt haben, der ehemaligen Vikariatsgemeinde und Ort der praktischen Ausbildung.

Sonja Thomaier ist 34 Jahre alt und stammt aus Bielefeld. Im Jahr 2009 begann Thomaier mit einem Medizinstudium an der Universität Göttingen. Im Laufe der ersten Jahre wuchs jedoch die Faszination an der Theologie. Der Zufall brachte Sonja Thomaier mit einigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Theologischen Stifts in Göttingen zusammen, die eine Aufnahme in die Hausgemeinschaft ermöglichten und gemeinsam lange Abende mit Gesprächen über Glaubensfragen verbrachten. Das hat Thomaier darin bestärkt, endgültig das Studienfach zu wechseln. „Ich habe es schon immer geliebt, in Gedankengebäuden zu wandeln, dieses freie Nachdenken und Philosophieren, so war das erste Semester im Theologiestudium wie ein ‚Nach Hause kommen‘ für mich“, so Thomaier.

Das Theologiestudium führte Sonja Thomaier auch nach Jerusalem und Berlin, bevor 2020 in Göttingen das erste Theologische Examen folgte. Die praktische Ausbildungsphase zur Pfarrperson verbrachte Thomaier zunächst in einer Gemeinde in Verden. Nach einem intensiven Seelsorgepraktikum im Kinderhospiz Syke folgt der Wechsel zur Dreifaltigkeitskirche in Hannovers Oststadt zum ehemaligen Pastor Jürgen Kemper. „Es war eine lehrreiche Erfahrung mit meinem Mentor zum Beispiel über ‚flapsige Sprache‘ in der Gottesdienstgestaltung zu diskutieren“, erzählt Thomaier. Die Verbindung zur Gemeinde habe Thomaier neben der Kopfarbeit am Schreibtisch schon immer in gewisser Weise geerdet. Nun ist die Freude groß als ehrenamtliche Pastor*in die wissenschaftliche Arbeit mit dem Seelsorgeauftrag in der Queer-Community verbinden zu können. 

Bei der Ordination assistierten ein Team aus Pastor Axel Kawalla von der Dreifaltigkeitskirche und Pastor Theodor Adam, Beauftragter für Queere Seelsorge und Beratung. Superintendentin Bärbel Wallrath-Peter übergab die Ernennungsurkunde. Außerdem wirkten Assistierende aus dem persönlichen Umfeld von Sonja Thomaier sowie Kirchenvorstände mit, die der Pastor*in ein Segenswort zusprachen und die Hand auflegten.

Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr zitierte in ihrer Predigt den Ordinationsvers aus dem Buch des Propheten Jesajas als Überraschung für Sonja Thomaier: "Zu der Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott! Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, und er hat uns geholfen." (Jesaja 25,9) Es sei dieses Wir-Gefühl mit dem Sonja Thomaier nun in den Pfarrberuf startet. "Wo könnte man einen solchen Tisch der Gemeinschaft aufbauen? In der Dreifaltigkeitskirche oder in der Queer-Community oder ganz woanders? Intellektuell und ganz praktisch einen solchen Tisch aufzubauen, das ist Sonja Thomaiers Berufung", so Bahr in ihrer Predigt. 

Mehrere Personen, mit Talar und in alltäglicher Kleidung, stehen im Altarraum einer Kirche.
Der Gottesdienst wurde mitgestaltet vom katholischen Kollegen Daniel Konnemann, sowie Pastor Theodor Adam vom Fachbereich Queersensible Seelsorge. Als Assistierende legten außerdem Sylvia Hesse, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands der Dreifaltigkeitskirche sowie Studienfreundin Charlotte Jacobs und Schulfreundin Ekaterina Feldmann Sonja Thomaier segnend die Hände auf.
Meret Köhne