"Schaut hin!" - ein Niedersachse dichtet das Kirchentagslied
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„Schaut hin“ - so heißt das Leitmotiv des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT), der im Mai 2021 in Frankfurt/Main stattfinden soll. Auch der Mottosong der Großveranstaltung trägt diesen Namen - und ein Mann aus Niedersachsen hat den Text dazu verfasst: Lothar Veit, Musiker und Journalist aus Rehburg-Loccum.
In dieser Woche hat der ÖKT „Schaut hin!“ als Musikvideo veröffentlicht, das Liederbuch für das Treffen ist im Online-Shop verfügbar. Auch eine Anleitung in Gebärden ist darin abgedruckt - und die rockig komponierte Musik von Peter Hamburger natürlich.
Singen ist allerdings ein Problem. Die Organisatoren planen notgedrungen überwiegend in hybriden Formaten, und die deutlich wenigeren Besucher werden vermutlich Pandemie-bedingt nicht lautstark miteinander Kirchentags-Songs schmettern dürfen. Denn Gesang in Gruppen, da sind sich die Wissenschaftler einig, kann durch die mikroskopisch kleinen Tröpfchen für eine enorme Verbreitung des Virus sorgen.
Ein Kirchentag also fast ohne gemeinsames Singen - wie das wohl werden wird? „Dafür fehlt mir tatsächlich die Phantasie“, sagt Veit, der seit 2005 für beinahe jedes Kirchentags-Liederheft eines oder mehrere Lieder geschrieben hat. Im Mai 2021 in Frankfurt wird womöglich kein Chor und keine Gottesdienstgemeinde eines seiner Lieder singen - sehr wohl aber Solisten auf der Bühne. Und natürlich sind Mitsummen, -brummen und -tanzen erlaubt. Der 47-Jährige, der mit Frau und zwei Kindern in Rehburg-Loccum wohnt, stellt die Regeln nicht infrage. „Die Fachleute werden es schon wissen“, sagt er. „Aber für die Chöre und alle passionierten Sänger tut es mir leid.“
Veit hat als Musiker durchaus schon unter der Pandemie leiden müssen: Die Premiere eines Kindermusicals, das der Journalist und Musiker getextet hatte, mussten die Veranstalter vor einigen Monaten absagen. Als Journalist, in seiner zweiten Profession, hat er dagegen schon einige Recherchen über die Folgen von Corona angestellt - auch für die Landeskirche Hannovers, erst jüngst über Konfirmationen im Ausnahmezustand.
Und ähnlich positiv wie die Konfirmanden, die Veit porträtieren durfte, ist auch der Song, der den Kirchentag musikalisch begleiten soll: „Blickt durch, mit offenen Augen. Geht los, mit offenen Armen“, heißt es da. Es geht nach vorn, trotz aller Einschränkungen und Fragen. „Teilt und schmeckt und seht“ - so dichtet Veit in Anlehnung an die biblische Geschichte der Speisung der 5000 (Markus 8,36).
In seinem eher kühl-glatten, für einen Kreativen erstaunlich aufgeräumten Arbeitszimmer sitzt Veit am PC und feilt an seinen Versen. Links an der Wand reiht sich Pokal an Pokal, allesamt errungen von dem leidenschaftlichen Tischtennisspieler. Und ähnlich präzise wie die weißen Bälle auf die Platte platziert der gebürtige Peiner auch die Worte in seine Liedtexte. „Ich bin echt pingelig, was Versmaß und Reime angeht“, sagt Veit. „Die Lieder sind ja schließlich zum Mitsingen gedacht. Da sollen die Leute nicht wegen eines falschen Wortes rauskommen.“
Alexander Nortrup