Startseite Archiv Nachricht vom 21. November 2022

Steinmeier würdigt historische Dimension von Rabbiner-Ordination

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Anlässlich der Ordination von fünf Rabbinern und einem Kantor durch das orthodoxe Rabbinerseminar zu Berlin hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag die historische Dimension des Festaktes gewürdigt: „Wer hätte sich vorstellen können, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Schoah in diesem Land wieder Rabbiner ausgebildet würden? Dass in Deutschland wieder ein so vielfältiges, in die Zukunft gewandtes jüdisches Leben erstehen würde?“, sagte das Staatsoberhaupt in der Synagoge der orthodoxen jüdischen Gemeinde Hannovers. Unter den zahlreichen Rednern war auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, der New Yorker Kosmetikkonzern-Erbe Ronald Lauder.

Als Bundespräsident empfinde er es als Ehre und als großes Glück, der Feier beizuwohnen. „Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude. Es bewegt mich zutiefst, dass heute zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in Hannover - einer Stadt, der ich mich sehr verbunden fühle -, dass hier zum ersten Mal in Niedersachsen wieder Rabbiner ordiniert werden“, betonte Steinmeier.
Die in der Zeremonie in ihr Amt eingeführten Rabbiner stammen gebürtig aus Deutschland, England, Moldawien und aus der Ukraine. Sie arbeiten bereits in jüdischen Gemeinden in Berlin, Sachsen-Anhalt, Kiel, Köln und London. Ausgebildet wurden sie am orthodoxen Rabbinerseminar in Berlin. Das 1938 von den Nationalsozialisten geschlossene Seminar wurde 2009 mit Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie der Ronald S. Lauder Foundation wiedereröffnet.

Lauder dankte Steinmeier für seine Teilnahme. Die Ordination in Hannover stehe für die Erneuerung einer uralten Religion, „die Fortführung einer Kette, die uns alle bis zu Abraham und Moses zurückführt“. Dass die deutsche Regierung jüdisches Leben fördere, sei nicht nur gut für Juden. „Es ist gut für alle Menschen, da wir jedes Land, in dem wir Juden leben, mit Handel und Kommerz, Wissenschaft, Medizin und Bildung sowie mit Musik, Literatur und Kunst bereichern.“
Stellvertretend für die kurzfristig erkrankte niedersächsische Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg (Grüne) überbrachte Staatssekretär Marco Hartrich (Grüne) die Glückwünsche der Landesregierung. Die Ordination sei „ein Zeichnen dafür, dass die jüdische Gemeinschaft weiter wachsen kann und wird“, sagte Hartrich. Seit dem Zuzug von Jüdinnen und Juden aus ehemaligen Sowjetländern sei ihre Gemeinschaft in Deutschland stark gewachsen, von 30.000 zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf heute mehr als 110.000.
Für die Integration der Zugewanderten leisteten die jüdischen Gemeinden wichtige Arbeit, betonte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Jedoch sorge er sich vor allem um ältere und ärmere Gemeindemitglieder, angesichts der aktuellen Preissteigerungen sowie angesichts des Krieges in der Ukraine. Denn viele hätten Verbindungen in das von Russland angegriffene Land. Zugleich warnte Schuster vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland. Auch deshalb seien Rabbiner als Seelsorger gefragt.

epd Niedersachsen-Bremen

Für die Landeskirche Hannover gratuliert Dr. Ursula Rudnick, Beauftragte für Kirche und Judentum in Haus kirchlicher Dienste herzlich: 
„Wer Tora vermehrt, mehrt Leben“ – so heißt es in der jüdischen Tradition. Hierzu werden die fünf frisch ordinierten Rabbiner des orthodoxen Rabbinerseminars zu Berlin jeder auf seine Weise beitragen: als Lehrer an einer Schule, als Rabbiner in einer Gemeinde, wie auch als Gestalter im interreligiösen Dialog. So arbeitet Rabbiner Itkin, der aus Hannover stammt, für das Projekt Meet2Respect. Gemeinsam mit einem Imam geht er in Schulen, um über Islam und Judentum zu informieren. Allen Rabbinern wünschen wir Gottes Segen für ihre Arbeit.“