Startseite Archiv Nachricht vom 07. Februar 2022

Star Wars-Gottesdienst der Jugendkirche Paulus war ein besonderes Erlebnis

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Bad Lauterberg. Star Wars und Kirche, passt das zusammen? Darth Vader im Gottesdienst, darf das überhaupt sein? Der epische Kampf des Guten gegen das Böse, ist das nicht im Grunde eine christliche Botschaft? Manche waren kritisch, was den Star Wars-Gottesdienst der Jugendkirche Paulus anging. Ganz anders Julius, Konfirmand aus Dorste, er erfuhr davon und wollte sich dieses Event unbedingt ansehen.

Sonntägliche Gottesdienste sind für den 13-Jährigen sonst eher lästige Pflicht denn wahres Vergnügen. Dafür ist er aber großer Star Wars-Fan, hat die Filme natürlich gesehen, in seinem Zimmer hängen Poster einiger Figuren, im Regal stehen ein paar Modelle aus Klemmbausteinen, für ihn traf die Ankündigung der Jugendkirche einen Nerv.

So ging es am Sonntag nach Bad Lauterberg, die Darth Maul-Maske durfte natürlich nicht fehlen, denn immerhin hatten sich ja auch Mitglieder des United Force Squad aus Göttingen in Kostümen angekündigt. Und das, was Julius nach dem Anmelden und Testen erwartete, sah schon ziemlich vielversprechend aus. Die Kirche in buntes Licht und Nebel getaucht, etliche kostümierte Akteure, dazu ein Fernsehteam des NDR – all das war schon einmal ganz anders als er Kirche kannte. Sogar ein Kampf war geplant.

„Ich hoffe, die halten sich auch an die Originalszenen“, bereitete dem Konfirmanden in diesem Moment noch deutlich mehr Sorgen als die Fragen, wie all das christliche Inhalte transportieren kann. Das Team der Jugendkirche hatte derweil andere Sorgen, nämlich dass die Technik funktioniert, dass auch der Livestream läuft, über den viele, für die die begrenzten Plätze in der Kirche nicht ausreichten, das Event verfolgen konnten und vor allem, dass jeder wusste, was er zu tun hatte.

Da zeigten sie sich dann aber als eingespieltes Team, denn schon der Einzug in Kostümen und zum Star Wars-Theme auf der Orgel begeisterte die Gottesdienstbesucher und machte deutlich, dass die lange Planung dieses Gottesdienstes bei allen Beteiligten mit viel Herzblut verbunden war. „Ich glaub, etwas so Aufwendiges haben wir noch nie auf die Beine gestellt“, hatte Lektor Maximilian Witt zuvor festgestellt.

Tatsächlich war der Gottesdienst als große Show inszeniert, Julius wie alle anderen Besucher bekamen viel zu sehen und dank  José Lopez de Vergara an der Orgel und Sängerin Maja Garneboge auch zu hören. Bei allem Drumherum war es aber eindeutig ein Gottesdienst, wenn auch in neuer Form, doch in aller Ernsthaftigkeit, die manche Kritiker im Vorfeld vielleicht angezweifelt haben.

Das wurde besonders in der Predigt deutlich, wo Maximilian Witt gleich zu Beginn noch noch einmal deutlich machte: „Wie passt Star Wars zu einer Predigt? Für mich ist das ganz einfach, geht es doch um die Versuchung durch das Böse.“ Im Folgenden kam er dann auf die Filmfigur Anakin Skywalker zu sprechen, der von der guten Seite auf die böse wechselt und zu Darth Vader wird.

Er frage sich, warum Menschen sich verleiten lassen, so Maxi, oft stehe am Anfang eine tiefe Verletzung, die dann in Hass umschlägt. Das trifft nicht nur au Anakin zu, sondern auf jeden von uns, denn wenn Angst und Wut von uns Besitz ergreifen, sei es, wenn Jugendliche Mobbing erfahren, ungerechte Lehrer oder wir alle in unserer Gesellschaft vieles, was alles andere als ideal läuft, können sich diese Gefühle umso mehr steigern. Die sozialen Medien sind oft geprägt von diesem Hass, es gibt ihn von rechts, von links, er schlägt in Extremismus um, bringt uns sozusagen auf die dunkle Seite.

Yoda sagte Hass führt zu unsäglichem Leid, schlug Maxi den Bogen, doch die Bibel gibt eine Antwort, indem sie die Liebe dem Hass entgegensetzt. Jesus sagte: Liebt eure Feinde. „Das ist es , was die Welt braucht, das ist das, was diese Gesellschaft braucht.“

Mit dieser Botschaft ging es in den epischen Kampf vor dem Altar, der bei manchen konservativeren Zuschauern im Stream wohl für Kopfschütteln sorgte. Bei Julius und vielen anderen jedoch verfing diese Art des Gottesdienstes und diese Predigt, brachte ihn zum Nachdenken und bleibt vermutlich noch eine ganze Weile in Erinnerung. Für den Konfirmanden jedenfalls blieb am Ende nur eine Frage offen: „Warum kann Kirche eigentlich nicht immer so sein?“

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land