Startseite Archiv Nachricht vom 27. Januar 2016

Superintendentin bei Demonstration in Barsinghausen: Fremdenhass keinen Raum geben

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Barsinghausen/Reg. Hannover (epd). Nach dem Brandanschlag auf ein geplantes Flüchtlingsheim haben am Mittwochabend nach Polizeiangaben rund 1.500 Menschen in Barsinghausen bei Hannover gegen Fremdenfeindlichkeit demonstriert. Der Protestzug zog vom Bahnhof zu einem Parkplatz neben dem beschädigten Rohbau der Flüchtlingsunterkunft. Auch ein mit bunten Windrädern geschmückter Traktor fuhr in dem Zug mit. Um ihn herum versammelten sich die Demonstranten und zeigten Transparente mit Aufschriften wie "Die kommen sind willkommen", "Keine Macht den Doofen" oder "Null Toleranz für Brandstifter". Bereits am Morgen hatten die Schulen von Barsinghausen an der beschädigten Flüchtlingsunterkunft eine Mahnwache abgehalten.

Die evangelische Superintendentin Antje Marklein rief die Demonstranten dazu auf, ihre Kräfte für ein friedliches und gerechtes Miteinander zu bündeln. "Rassendiskriminierung und Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus und Fremdenhass dürfen keinen Raum haben", sagte sie. Es sei ein besonderes Zeichen, dass die Kundgebung am bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus stattfinde.

Barsinghausens Bürgermeister Marc Lahmann (CDU) nannte die Demonstration ein wichtiges Zeichen "für unsere Grundwerte und gegen den feigen Brandanschlag". Der Anschlag selbst könne allenfalls zu einer kurzen Verzögerung von vielleicht ein paar Wochen bei Fertigstellung der Flüchtlingsunterkunft führen: "Denn wir lassen uns durch die Tat nicht beeinflussen." Mitorganisator Ingo Arlt von der IG Metall verurteilte die Tat als Anschlag auf die "örtliche Demokratie". Er dankte all denjenigen, die sich in Barsinghausen mit Weltoffenheit, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft für Flüchtlingsinitiativen und Integrationsprojekte engagierten. "Halten wir zusammen, hält auch die Demokratie". Zu der Demonstration hatte das Bündnis "Barsinghausen ist bunt" aus Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden aufgerufen.

Der Brand hatte am Sonnabend einen Sachschaden von rund 100.000 Euro verursacht. Bei den Löscharbeiten fand die Feuerwehr in dem Rohbau mehrere geöffnete Gasflaschen. Es bestand Explosionsgefahr. Menschen wurden nicht verletzt. Das Heim sollte bis zu 70 Flüchtlinge aufnehmen. Bereits Ende März sollten die ersten 48 Menschen einziehen. Die Ermittlungen haben nach Polizeiangaben bislang noch keine Hinweise auf die Täter gegeben.

Landes- und Lokalpolitiker mehrerer Parteien hatte den Anschlag scharf verurteilt. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einer widerwärtigen Tat. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte, auch Taten, bei denen kein Mensch zu Schaden komme, verunsicherten die Männer, Frauen und Kinder, die aus großer Not nach Deutschland geflohen seien.
 

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