Startseite Archiv Nachricht vom 24. November 2020

"Tische? Ach ja, die Tische!"

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Für Thomas Och, Leiter des Büros der Landessynode, und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die erste vollkommen digitale Landessynode eine ganz besondere Herausforderung. Ein Rückblick auf durchaus turbulente Wochen.

Vor sieben Wochen, da war für Thomas Och die Welt noch in Ordnung. Eine seiner größten Sorgen galt, so berichtete er seinerzeit dem Synodenpräsidium, den Tischen. Denn von ihnen habe er noch nicht genügend bestellen können. Er berichtete von der Suche nach Räumen, von verblüffend unterschiedlich hohen Saalmieten in der Stadt und Umland und strahle bei aller Turbulenz die ihm innewohnende Zuversicht aus. Nein, diese nunmehr viertägige Tagung werde im Henriettenstift wie geplant einen guten Verlauf nehmen. Thomas Och, so schien es, war ganz in seinem Element. 

Sieben Wochen später sitzt Thomas Och im Kollegsaal im Landeskirchenamt und blickt sich etwas ungläubig um. Dabei müsste er ganz genau wissen, warum es um ihn herum so ganz anders aussieht als sonst. Er hat es schließlich selbst geplant. Und doch. Aus der viertägigen sogenannten Präsenzveranstaltung ist die erste rundrum digitale Landessynode geworden. Einzig einige des Präsidiums des Kirchenparlaments werden im Landeskirchenamt beisammensitzen. Wobei der Ausdruck angesichts der übergroßen Abstände und der Plexiglasscheiben zwischen ihnen eine ganz neue Bedeutung erlangt. 
 

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen

Um die Zahl von Tischen macht sich Och seit dem 9. November keine Gedanken mehr. Seit diesem Tag steht fest, dass das Corona-Infektionsgeschehen ein leibhaftiges Zusammenkommen der Synodalen nicht zulässt. Seitdem denkt Och in Metern. „Maximal 150 Meter kann der Mediendienst Bramsche zwischen dem Pult der Bildregie und den Kameras überbrücken.“ Doch dieses Maß schreckt Och inzwischen nicht mehr. Zum einen, weil er in den 20 Jahren als Leiter des Büros schon unzählige Organisationshürden hat nehmen müssen. Zum anderem, weil inzwischen eine weitere Entscheidung gefallen ist: Die Tagung wird aus dem Landeskirchenamt heraus in das Internet und damit zu den Synodalen nach Hause gesendet. Für Och also ein Heimspiel.
 

Wenige Stunden vor Beginn der III. Tagung der 26. Landessynode blickt Thomas Och auf seinen Arbeitsplatz für die kommenden Tage. Och zählt zu nicht einmal einer Handvoll Menschen, die zugleich im großen Kollegsaal Platz nehmen dürfen. Neben ihm, an der Stirnseite des Raumes nehmen Synodenpräsident Dr. Matthias Kannengießer und seine Stellvertretung wechselweise Platz. Och gegenüber sitzt die buchstäbliche Schaltzentrale: Der Mediendienst Bramsche steuert von dort mit Unterstützung der Pressestelle, wann wer und wo das Wort ergreifen kann.

Wer den Kabeln aus dem Raum heraus folgt, braucht glücklicherweise keine 150 Meter, um einen weiteren Schauplatz zu finden: Die Kabel-Spur führt ein Stockwerk höher. Der Andachtsraum hat sich zum Mini-Studio gewandelt. Von hier kommt der Gottesdienst zum Auftakt der Synodentagung, aber auch Einzel-Statements für die Medien sowie die Einbringungsreden einiger Aktenstücke gehen von dort ins Netz. Ebenfalls nur wenige Meter vom Kollegsaal entfernt bezieht im Raum 132 die IT-Abteilung des Landeskirchenamts Stellung für technischen Support. Die Präsidiumsrunde des Landeskirchenamtes schaltet sich aus Raum 137 zu. 

Damit sind für Och erst einmal alle großen Schlachten geschlagen. „Nachdem der rechtliche Rahmen für die digitale Tagung geklärt war, war für uns das härteste Brett die Suche nach einem geeigneten Programm, das sowohl stabil genug als auch für alle möglich unkompliziert zu handhaben ist.“ Die Wahl fiel - auch nach entsprechend positiven Erfahrungen anderer Landessynoden sowie der Tagung der EKD und VELKD wenige Tage zuvor - auf Zoom. „Viele der Synodalen haben damit ja bereits seit März eine gewisse Routine aufgebaut.“ Die IT-Abteilung des Landeskirchenamtes hat inzwischen mit allen Synodalen persönlich Kontakt aufnehmen können, die nach einem Aufruf noch technische Tipps erbeten hatten. 

So weit, so gut? Thomas Och seufzt - mit einem Lächeln. „Doch, doch!“, ruft er lachend, „ich freue mich auf die Tagung.“ Solange die Internetanbindung nicht schwächele, werde ihm nicht bange. Und wenn sich Ende der Woche vielleicht noch jemand lobend äußere, dass alles gut geklappt hat, bleibe kein Wunsch offen. Viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, bleibe ihm allerdings nicht. Noch so eine Erfahrung aus den vergangenen 20 Jahren. „Nach der Synode ist vor der Synode.“ Die Planung gehe dann wieder von vorne los. 

Ob Thomas Och für die nächste Sitzung im Juni nun in Tischen oder Kabelmetern denken muss, darüber wagt der Leiter des Synodalbüros noch keine endgültige Prognose. Och geht auf Nummer sicher: „Ich plane einfach beides.“

Rebekka Neander

Die Technik hinter der digitalen Synode

20 Scheinwerfer, sechs Kameras, diverse Monitore und Laptops und Dutzende Meter Kabel haben ihre Plätze im Landeskirchenamt gefunden. Kai Fabien Rolf hat die letzten Verbindungen gecheckt und ist bereit für die Tagung der Landeskirchen-Synode von morgen bis Freitag. „Ein Livestream hat natürlich seinen eigenen Charme – was gesendet ist, ist gesendet“, sagt der Leiter des Medienstes der Evangelischen Jugend Bramsche, der für die Technik zuständig ist, und lächelt breit. 

Und diese Synoden-Tagung hat es in sich: Dutzende Synodale werden per Zoom-Konferenz zusammengeschaltet, den Mittelpunkt bildet quasi der Kollegsaal mit dem federführenden Präsidenten. Einbringungen können über einen separaten Raum ein Stockwerk höher vorgetragen werden – vor dem Altar und den Kerzen des Andachtsraums stehen nun Kameras, Schweinwerfer und Lautsprecher. Hier hat der Mediendienst auch die Andacht aufgezeichnet, mit der die Tagung eröffnet wird.

Mit vier Leuten werden die Bramscher im Kirchenamt sein, damit die Technik läuft. „Im November schlafen wir öfter auswärts, als zu Hause“, sagt Rolf. Denn in den letzten Tagen haben sie schon die Synode der EKD und den Medientag der Landeskirche Hannovers betreut – auch das waren Hybrid-Veranstaltungen, mit Anteilen „vor Ort“, aber auch Livestream-Übertragung und Zoom-Konferenz. „Es macht Spaß“, sagt Kai Rolf voll Energie.

Christine Warnecke