Kirchenkreisjugenddienst und Martin-Luther-Gemeinde erfolgreich bei Wettbewerb der Landeskirche
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Hildesheim. Frische Ananas mitten im Oktober auf dem Tisch? Unmöglich finden das die Jugendlichen, die ihre Herbstferien 2019 im Evangelischen Jugendhof Spiekeroog verbringen. Auf der Nordseeinsel nehmen sie am Jugendleiter*innenkurs der evangelischen Jugend Hildesheim-Sarstedt teil. Zu deren Grundsätzen gehört „fairtrade, bio oder regional“. Da passen Südfrüchte im Herbst auf keinen Fall ins Konzept. Und dafür haben sie jetzt den Preis „Fairer Einkaufswagen“ der Landeskirche gewonnen.
„Junge Menschen fragen intensiv nach den richtigen Wegen und stellen kritische Fragen,“ berichtet die Kirchenkreisjugendwartin Elske Gödeke. „Wir helfen Ihnen dabei, dass sie gehört werden.“ So hat das Team des Kreisjugenddienstes gemeinsam mit den Jugendlichen nachhaltige Leitlinien entwickelt, an denen entlang sie gemeinsam ihre Vorhaben ausrichten. Mit dieser Zielrichtung sind sie nun 1. Preisträger des „Fairtrade Award 2020“ geworden.
2011 hat der Kirchliche Entwicklungsdienst KED diesen Preis mit dem schönen Untertitel „Fairer Einkaufswagen“ ins Leben gerufen und schreibt ihn alle zwei Jahre aus: „Wir möchten mit der Auszeichnung kirchliche und diakonische Einrichtungen ermutigen, auch in Zeiten knapperer Kassen eine im globalen Sinne faire und ökologische Beschaffung in ihrer Einrichtung zu praktizieren.“ So kann man im Ausschreibungsflyer lesen. Sieben Kirchengemeinden und zwei kirchliche Einrichtungen bewarben sich in diesem Jahr.
Das Hildesheimer Jugendteam hat mit seinem Konzept, ergänzt durch einen kreativ gestalteten Film, die Jury überzeugt. Drei ökofaire Handlungsfelder stellen sie dabei heraus: Beschaffung und Verwertung von Lebensmitteln, Herstellung von Kleidung und vernünftigen Materialgebrauch. Zum Beispiel muss man nicht doppelt- und dreifach in Gemeinden das gleiche Spielmaterial anschaffen. „Besser ist die Frage: „Wo kann ich mir was ausleihen,“ meint Diakon Harald Breitenfeld.
Bei den T-Shirts, Cappies und anderen Merchandising-Artikeln schauen sie genau hin, woher die Ware kommt und wie sie produziert wurde. „Und wir lassen die Sachen bei einem Kleinunternehmer aus unserer Region bedrucken,“ ergänzt Elske Gödeke. Nun freuen sich die AkteurInnen über 600 Euro für den 1. Preis, einen Präsentkorb, die Urkunde und vor allem über die öffentliche Anerkennung.
Dass es trotz der Corona-Krise eine ansehnliche Zahl von Bewerbungen gab, freut auch Dr. Karin Köhler aus Barienrode. Sie ist Mitglied der Landessynode und gehört zur Jury dieses Wettbewerbs: „Es gab wirklich tolle Bewerbungen. Ich bin sehr froh, dass nachhaltiges Handeln inzwischen in sehr vielen Gemeinden angekommen ist. Sie setzen damit ein Zeichen der Hoffnung in unserer Gesellschaft.“
Das gilt für die Hildesheimer Martin-Luther-Gemeinde in besonderer Weise. Für ihr Engagement in einem Stadtquartier mit sozialen Brennpunkten wurde sie mit einem 3. Preis ausgezeichnet und kann nun das Preisgeld für weitere Vorhaben verwenden. Die Gemeinde versteht sich als Teil des Gemeinwesens dieses Stadtteils und bringt sich in vielfältiger Weise in das soziale, kulturelle und politische Leben ein.
„Wir machen uns gemeinsam auf den Weg in die Nachhaltigkeit,“ erklärt Diakonin Katrin Bode. Und Pastor Jochen Grön ergänzt: „Ich habe den Eindruck, dass der Ökofair-Gedanke überwiegend positiv aufgenommen wird.“ Die Gemeinde traut sich einfach, ungewöhnliche neue Wege zu gehen. Dazu gehört das Foodsharing durch einen für alle zugänglichen Kühlschrank. Oder das E-Lastfahrrad, mit dem der Pastor an verschiedenen Orten der Gemeinde auftaucht und unter dem Motto „Pastors Pause“ zum Plaudern über Gott und die Welt einlädt.
Dieses Rad, Marke „Radkutsche“ kann auch gegen eine Spende gemietet werden. Die Gemeinde möchte die Menschen ermutigen, fair zu handeln, „damit wir noch was Gutes zu vererben haben“, wie der Pastor meint. In einem Gemeinwesen an der Vernetzung mitzuarbeiten, die Kommunikation der unterschiedlichen Kulturen zu stärken, sich sozial einzumischen und damit Frieden zu stiften – auch das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.
„Unsere Vision ist auf jeden Fall die Rettung der Welt, sagt lachend Diakonin Carlotta Seidlitz in dem kleinen Film, mit dem die Preisträger auf der Homepage des KED vorgestellt werden. Und in ihrem Lachen ist dabei Freude, aber auch Respekt vor diesem großen Ziel zu spüren.