Das älteste Haus Hildesheims wird 1000
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Michaelis. St. Michaelis gehört zu den wenigen Simultankirchen in Norddeutschland: Im Hauptschiff feiern die evangelischen Christen ihre Gottesdienste, während die Krypta der katholischen Kirche gehört. So ist es kein Wunder, dass die Ökumene hier eine ganz besondere Rolle spielt. Jedes Jahr am Michaelistag, dem 29. September, wird sie besonders gefeiert.
Diesmal wird der Rahmen noch größer ausfallen. Denn exakt vor 1000 Jahren, am 29. September 1015, ist die Krypta von Bischof Bernward geweiht worden, als erster Bauteil der entstehenden Michaeliskirche.
Es war ein Großereignis, zu dem Bernward die befreundeten Bischöfe aus Schleswig und Münster einlud. „Wir wollen das, was vor 1000 Jahren passiert ist, heute wieder in Szene setzen“, kündigt Stadtdechant Wolfgang Voges an. Es werden zwar nicht drei Bischöfe beteiligt sein. Doch den Festgottesdienst am 29. September um 19 Uhr werden immerhin der katholische Bischof Norbert Trelle und der evangelische Landessuperintendent Eckhard Gorka gemeinsam leiten – Landesbischof Ralf Meister ist leider verhindert.
Der Michaelistag 1015 sei ungewöhnlich gut dokumentiert, sagt Christoph Schulz-Mons vom Freundeskreis St. Michaelis. So wisse man beispielsweise, dass die Bischöfe damals eine Prozession durch die Krypta führten. Das soll nun wiederholt werden. Aus dem Hauptschiff wird es durch die Nordeingang in die Krypta gehen, wo Dommuseums-Direktor Prof. Dr. Michael Brandt einige Erläuterungen zur Grablege Bischof Bernwards geben wird, und dann durch das Südtor zurück ins Hauptschiff. „Das ist ja seit neun Jahren wieder möglich“, betont Michaelispastor Dirk Woltmann. Im Zuge der umfassenden Sanierung wurden beide Zugänge geöffnet und die Höhen der Fußböden von Hauptschiff und Krypta angeglichen, so dass aus St. Michaelis wieder eine echte Wandelkirche wurde.
Bereits am Vorabend des Jubiläums, Montag, 28. September, feiern die evangelischen und katholischen Gemeinden ihr traditionelles Ökumenefest. Es beginnt um 18 Uhr in St. Michaelis. Nach Andacht und Vortrag sind die BesucherInnen zum Zwiebelkuchen im Michaelis-Gemeindehaus eingeladen.
Christoph Schulz-Mons hält zuvor den Festvortrag mit dem Titel „Der Michaelishügel im Jahr 1015“. Was passierte bei der Weihe der Krypta? Und wie sah es dort aus? Diese beiden Fragen will der Wissenschaftler ansprechen. Eins weiß er allerdings auch nicht: Wo sind die 66 Reliquien geblieben, die damals zur Weihe in die Krypta kamen? Der typische Aufbewahrungsort wäre vor oder unter dem Altar, doch dort befinden sie sich nicht. Schulz-Mons ist trotzdem sicher: „Sie sind noch da.“ Vielleicht seien sie in die Pfeiler der Krypta eingearbeitet, ist eine These, oder aber in die Strebepfeiler an der Außenmauer, so seine zweite Vermutung.
Fest steht, so Superintendent i.R. Rudolf Rengstorf, Vorsitzender des Freundeskreises St. Michaelis: „Die Krypta ist das älteste intakte Haus in Hildesheim.“ Auch sie wurde zwar beim Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg beschädigt, doch die Grundsubstanz ist erhalten geblieben.
Evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt