Innenminister Pistorius warnt vor Panikmache vor islamistischem Terror - Kirche ruft zu Kundgebung auf
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Hannover/Wolfsburg (epd). Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat nach Medienberichten über die Stadt Wolfsburg als Standort von islamistischen Terroristen vor unnötiger Aufregung gewarnt. "Es gibt keine konkrete Gefährdung oder Anschlagsplanung", sagte der Politiker am Donnerstag in Hannover. "An der Situation in Niedersachsen hat sich nichts geändert."
Zeitungsberichten zufolge leben in der Stadt bis zu 50 Anhänger und Sympathisanten der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Darunter sei auch die größte Ansammlung von Syrien-Kämpfern bundesweit. Weitere fünf Wolfsburger ließen sich derzeit im Irak und in Syrien zu Kämpfern ausbilden.
Seit längerem beobachteten die Sicherheitsbehörden Kreise von Salafisten in Wolfsburg, sagte Pistorius. Dazu zählten rund 40 Menschen, die einem islamistischen Netzwerk angehörten. Die Gruppierung, hauptsächlich Deutsch-Tunesier, habe sich im Laufe der Jahre entwickelt. Landesweit gebe es bis zu 400 Salafisten, die meisten gehörten aber dem politischen und nicht dem gewaltbereiten Spektrum an.
Den niedersächsischen Sicherheitsbehörden seien zudem bis zu 40 Menschen bekannt, die ausgereist seien, um sich vermutlich in Terrorcamps ausbilden zu lassen, ergänzte der Präsident des Landeskriminalamtes, Uwe Kolmey. Die Zahl der Rückkehrer liege im niedrigen einstelligen Bereich. In Wolfsburg werde ein weiterer Mann beobachtet, der aus einem Ausbildungslager zurückgekehrt sei.
Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) unterstrich, er sehe ebenfalls keine akute Gefährdung durch radikale Islamisten in seiner Stadt. Hinweise auf geplante Straftaten oder eine konkrete Gefährdung gebe es nicht, sagte der Politiker. Die in den Medienberichten genannten Zahlen könne er nicht bestätigen: "Wolfsburg ist stolz darauf, eine internationale und weltoffene Stadt zu sein."
Ein Bündnis von Religionsvertretern, Wirtschaft und der Stadt hat für den 24. Januar zu einer Kundgebung in der Innenstadt aufgerufen, um für Weltoffenheit zu demonstrieren. Die evangelische Superintendentin Hanna Löhmannsröben betonte als Mitinitiatorin, Gewalt und Terror nicht zu den Religionen gehörten. "Wir dürfen den wenigen Gewalttätern nicht das Feld überlassen", sagte Löhmannsröben.
Ende November hatte die Polizei einen Syrien-Heimkehrer und mutmaßlichen IS-Kämpfer in Wolfsburg festgenommen. Nach der Festnahme hatten Wolfsburger Religionsvertreter mit der Stadt eine gemeinsame Erklärung gegen Extremismus verfasst. Die Vertreter rufen in ihren vier Thesen auch dazu auf, für Religionsfreiheit und ein friedliches Miteinander einzutreten und über Extremismus aufzuklären. Die Erklärung liege bis Ende Januar in Kirchen, Moscheen, Synagogen und dem Rathaus zur Unterzeicnung aus.
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