Im Anschluss an den Bericht des Landesbischofs haben die Mitglieder der Synode über Themen wie den Umgang mit sexualisierter Gewalt, innerkirchliche Machtstrukturen sowie Formen gelebter Gastfreundschaft diskutiert. Auch die Frage, wie Kirche Glaubensräume schaffen und jüngere Generationen ansprechen kann, stand im Mittelpunkt der Aussprache.
In einer engagierten Aussprache äußerten sich die Mitglieder der Landessynode zu Fragen des Umgangs mit sexualisierter Gewalt in der Kirche und zur Notwendigkeit struktureller Veränderungen. Dabei wurden Dankbarkeit für bereits Erreichtes ebenso wie kritische Anmerkungen zu verbleibenden Herausforderungen formuliert.
Die Synodale Dr. Karin Köhler (Sprengel Hildesheim-Göttingen) unterstrich die Notwendigkeit eines kontinuierlichen und sensiblen Umgangs mit Betroffenen sexualisierter Gewalt. Zudem forderte sie eine intensivere Auseinandersetzung mit den bestehenden Machtstrukturen innerhalb der Kirche: „Bei allem Guten was passiert, müssen wir dennoch noch besser werden.“
Ihr pflichtete der Synodale Dr. Johannes Nikodemus Keymling (Sprengel Hannover) bei. Trotz sichtbarer Fortschritte und großen Engagements komme es immer wieder zu Fehlern: „Aus unserer Sicht tun wir ja bereits viel – trotzdem passieren Dinge, die bei Betroffenen zu Irritationen und Verletzungen führen.“ Die Herausforderung bestehe darin, eine echte Sensibilität zu entwickeln, auch wenn es letztlich kaum möglich sei, die Perspektive Betroffener vollständig einzunehmen.
Mehrfach verwiesen Synodale auf die Bedeutung sicherer Räume – eine zentrale Voraussetzung für gelebte Gastfreundschaft. So erinnerte Ann-Marie Reimann (Sprengel Hannover) an die Diskussionen und Formate zum Thema sexualisierte Gewalt: „Danke an alle, die nicht leise werden, sondern sich immer wieder mit voller Kraft einsetzen.“
Landesbischof Meister selbst bedauerte eine konkret benannte Situation im Rahmen des Kirchentags, in der eine in Aussicht gestellte Teilnahme an einem Gottesdienst mit einer Betroffenen nicht zustande kam: „Das war tatsächlich eine Situation, die nicht hätte passieren dürfen. Das bedauere ich sehr.“ Er betonte zugleich, dass unmittelbar danach ein Gesprächsangebot unterbreitet worden sei. Meister informierte die Synodalen in diesem Kontext über ein weiteres Schreiben, das von der betroffenen Person Kerstin Krebs am heutigen Donnerstag an das Synodalbüro und die Bischofskanzlei gesendet worden sei, in dem Krebs ihre bereits vor Jahresfrist geäußerte Rücktrittsforderung erneuert habe.
In einem weiteren Schwerpunkt der Aussprache griffen die Synodalen Gedanken des Landesbischofs zur Frage auf, wie Glaube entstehen kann und welche Rolle die Kirche als Ermöglicherin geistlicher Erfahrungen spielt. Meister hatte betont, dass es nicht allein darum gehe, Menschen dauerhaft in eine bestimmte Frömmigkeit zu führen, sondern ihnen „Momente des Glücks“ zu ermöglichen und Räume zu eröffnen, in denen persönliche Gotteserfahrung geschehen kann.
„Ob wir damit Menschen lebenslang in eine Christusfrömmigkeit bringen, ist vielleicht gar nicht der Ansatz. Aber wir geben ihnen Momente des Glücks“, so Meister. Meister betonte zudem, dass Kirche durch einen Stil der Gastfreundschaft lebendig werde – eine Gastfreundschaft, die auf Augenhöhe, Anerkennung und Interesse beruht, ohne missionarischen Unterton.
Die Synodale Franziska Baden (Sprengel Lüneburg) stellte den Antrag, das Landeskirchenamt – genauer: das Michaeliskloster und die Evangelische Medienarbeit – zu beauftragen, bis zum 26.06.2026 Materialien für ein Hochzeitsevent wie „einfachheiraten“ oder „Trauungen to go“ zu entwickeln, die Kirchenkreisen zur Verfügung stehen. Ziel sei es, Veranstaltungen landesweit zu vernetzen, Doppelarbeit zu vermeiden und Haupt- sowie Ehrenamtliche bei Planung und Durchführung zu entlasten. Der Antrag wurde von den Synodalen mit großer Mehrheit angenommen.
Insgesamt wurde in der Aussprache deutlich, dass sich die Synodalen der Verantwortung bewusst sind, Kirche als offenen und zugleich sicheren Ort zu gestalten – für Gläubige wie für Suchende. Der Weg dorthin sei geprägt von Offenheit, Selbstkritik und dem festen Willen, die Kirche weiterzuentwickeln.