Die Mitglieder der Synode der Landeskirche Hannovers haben für das Kloster Amelungsborn klare Vorgaben beschlossen. Bis zur Frühjahrstagung 2026 sollen ein belastbarer Businessplan sowie das Ergebnis der laufenden Gespräche über eine künftige Nutzung vorliegen.
Der Theologische Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Dr. Ralph Charbonnier, würdigte die intensiven Bemühungen um Perspektiven für den traditionsreichen Klosterstandort, betonte jedoch zugleich, es brauche „einen betriebswirtschaftlichen Blick“. Frühere Nutzungskonzepte seien gescheitert. Mit der diakonischen Bildungsgesellschaft „DiaCampus“ liege nun jedoch ein „Letter of Intent“ für eine geistlich-diakonische Bildungsarbeit vor. Bis Mai 2027 müsse auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit geprüft werden.
In der Aussprache unterstrich der Synodale Johannes Klapper (Sprengel Lüneburg) die spirituelle Bedeutung des Klosters. Zugleich stelle sich die Frage, ob die Kirche über ausreichende finanzielle Mittel verfüge. Der Synodale Bernd Rossi (Sprengel Hildesheim-Göttingen) mahnte, bei der Entscheidung die Verhältnismäßigkeit zu wahren: Die Auslastung der Tagungsstätte sei gering, der Zuschuss überproportional hoch. „Tolle Arbeit wird an vielen Orten in unserer Kirche geleistet, im kommenden Jahr müssen wir eine Entscheidung treffen!“
Seine Sprengelkollegin Corinna Engelmann verwies dagegen auf die wachsende Nachfrage nach Ruhe und Resilienz. „Vielleicht werden wir in einem Jahr froh sein, so einen spirituellen Kraftort in der Landeskirche zu haben.“ Auch der Synodale Harm Cordes (Sprengel Stade) sah in den jüngsten Entwicklungen eine Chance für den geistlichen Ort.
Landeskirchenamt und Konvent hatten zuvor die besondere Rolle des Klosters als eigenständigen geistlichen Ort hervorgehoben – getragen von einer klösterlichen Gemeinschaft, der Familiaritas und einem ökumenischen Frauenkreis, weitgehend ohne hauptamtliche theologische Stellen. Zugleich machten sie die angespannte wirtschaftliche Situation, den erheblichen Investitionsbedarf sowie die begrenzte Auslastung des Tagungsbetriebes transparent. Auch die bisherigen Zuwendungen der Landeskirche etwa für Hauswirtschaft, Küsterei und Verwaltung wurden offengelegt.
Vor diesem Hintergrund wurde eine Zukunftsperspektive als „geistlich-diakonischer Andersort“ entwickelt. Der Konvent hat seine Leitungsstrukturen neu geordnet, Verantwortlichkeiten an Präsenzzeiten geknüpft und Schritte zur Professionalisierung eingeleitet, unter anderem durch die Einbindung von Fachleuten für Bau und Ökonomie. Parallel starteten Kloster und Kirchenamt einen betriebswirtschaftlich fundierten Beratungsprozess, um auf Basis eines Businessplans die Belegung der Tagungsstätte zu erhöhen und Investitionen gezielt zu steuern.
Kern des Konzepts ist die mögliche Kooperation mit DiaCampus. In einer Absichtserklärung wurde eine Prüfphase bis Mai 2027 vereinbart, in der die Integration des Tagungsbetriebs in ein diakonisches Fortbildungsprofil ausgelotet werden soll. Inhaltlich wurden zehn programmatische Schwerpunkte formuliert: Amelungsborn solle als evangelischer Klosterort der landeskirchlichen Zentralaufgabe „Anfänge im Glauben“ dienen und Pilgerinnen und Pilgern, Tagungsgruppen und Einzelgästen geistliche Begleitung, Tagzeitengebete, Gastfreundschaft und „Kloster auf Zeit“ anbieten.
Hervorgehoben wurden zudem der ökumenische Charakter, die regionale Verankerung im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder, die Zusammenarbeit mit Schulen sowie die Bedeutung des Standortes für eine strukturschwache Region. Sollte sich das Kooperationsmodell als tragfähig erweisen, könnte sich das Kloster als geistlich-diakonischer Bildungsort mit klar erkennbarem Profil innerhalb der hannoverschen Kloster- und Bildungslandschaft etablieren. Gleichzeitig werde ein Plan für eine alternative, eingeschränkte Nutzung erarbeitet.
Eine Mehrheit der Synode befürwortete auf Antrag der Synodalen Marie-Luise Brümmer (Sprengel Hannover) ein schnelleres Vorgehen. Das Landeskirchenamt solle die vorgelegte Konzeption um die beabsichtigte Analyse eines Tagungshausberaters einschließlich eines Businessplans ergänzen und die Ergebnisse der Landessynode bereits in der Frühjahrstagung 2026 vorlegen.