Klimaschutz muss auf allen Ebenen der Landeskirche hohe Priorität genießen und auch im Zukunftsprozess eine angemessene Rolle spielen. Das hat Dr. Bettina Siegmund, Vorsitzende des Umwelt- und Bauausschusses, vor der Landessynode in ihrem Bericht gefordert. Klimaschutz sei eine Querschnittsaufgabe und damit „Chance und Risiko zugleich“.
Der Weg zu einer klimaneutralen Kirche gelinge nicht allein durch Gesetze und Verordnungen, die lediglich den Rahmen für das Handeln stellten. „Klimaschutz ist die Summe unzähliger kleiner und großer Einzelmaßnahmen vor Ort. Von der Müllvermeidung und Blühwiese bis hin zu Investitionen in erneuerbare Energien.“ Siegmund bat alle Anwesenden darum, den Dank für viele bereits umgesetzte Maßnahmen in die lokalen Kirchengemeinden mitzunehmen.
Die große Chance, Klimaschutz an vielen Stellen einzubinden, berge zugleich die Gefahr, dass er im Alltagsgeschäft „unter die Räder kommt“. Deshalb brauche es einen Motor, der Klimaschutz in der kirchlichen Arbeit präsent halte und dafür sorge, dass der Rahmen des Klimaschutzgesetzes bestmöglich gefüllt werde.
Dazu sei die institutionelle Verankerung mit ausreichender personeller Ausstattung im Landeskirchenamt, der Schnittstelle zwischen politischer Willensbildung und operativem Geschäft, nötig, so Siegmund: „Wir brauchen eine enge Vernetzung zwischen dem Landeskirchenamt, der Evangelischen Agentur und dem Fachausschuss der Landessynode. Bisher war das durch die Doppelfunktion von Reinhard Benhöfer gewährleistet.“ Die Ausschussvorsitzende mahnte eine transparente Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit für die Zukunft an. „Reibungsverluste und Doppelstrukturen können wir uns nicht erlauben. Wir brauchen alle Kraft zur Bewältigung der Sachaufgaben.“
Mit Blick auf den Zukunftsprozess der Landeskirche und dessen Schwerpunkt „Anfänge im Glauben ermöglichen“ sieht die Ausschussvorsitzende den Klimaschutz außen vor: „Ich erlebe, dass er in der Gesellschaft und in der Kirche wieder zum Randthema wird. Aber die Erderwärmung wartet nicht. Sie schreitet voran, mit allen negativen Folgen für Mensch, Natur, Wirtschaft und gesellschaftliches Miteinander. Wenn Kirche glaubwürdig für Bewahrung der Schöpfung in gesellschaftlicher Verantwortung für kommende Generationen eintreten wolle, „dann muss der Klimaschutz ein essenzieller Baustein des Zukunftsprozesses unserer Kirche sein.“ Siegmund stellte folgende Anträge:
1. Die Landessynode nimmt den Bericht des Umwelt- und Bauausschusses betr. Klimaschutz im Kontext des Zukunftsprozesses der Landeskirche (Aktenstück Nr. 33 F) zustimmend zur Kenntnis.
2. Die Landessynode bittet das Landeskirchenamt zu prüfen, ob und wie eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung einer Klimaschutzreferentin bzw. eines Klimaschutzreferenten im Landeskirchenamt erfolgen kann.
3. Der Landessynodalausschuss wird gebeten, dieses Aktenstück und die Thematik an die 27. Landessynode weiterzureichen.
In der anschließenden Aussprache ging es um eine mögliche Stellenaufstockung im Landeskirchenamt (LKA) und damit verknüpft um das Thema Doppelstrukturen. Darauf wiesen die Synodalen Cordula Schmidt-Waßmuth, Ralph Scheferling (beide Sprengel Hannover) und Ulf Thiele (Sprengel Ostfriesland-Ems) hin: „Wir haben hier sicherlich Synergiedefizite“. Entscheidend sei gleichwohl eine wirkungsvolle personelle Verankerung des Themas. Auf die notwendige Einbeziehung der Evangelischen Agentur (EA) in den Prüfauftrag wies Rainer Müller-Brandes (Sprengel Hannover) hin.
Während bei der EA das operative Geschäft – etwa die Beratung der Gemeinden – laufe, wirke die entsprechende Personalstelle im LKA bei der politischen Willensbildung auf kirchlichen Ebenen (EKD) mit und in die Landespolitik hinein, erläuterte Siegmund und verwies in dem Zusammenhang auf den Apell der Klimaallianz, der auch die Landeskirche angehöre. Das Themenfeld Klimaschutz erweitere sich zudem absehbar um Fragen zur Ernährung, Endlagerung und andere Themen, sagte Ralph Charbonnier, der theologische Vizepräsident des LKA. Dies seien Themen, die nicht operativ durch die EA betreut werden könnten.
Im LKA sei Klimaschutz bislang vorrangig mit Blick auf Gebäude erfolgt, so Oberlandeskirchenrat Adalbert Schmidt. Ressourcen im Bereich Umweltschutz gebe es dort nicht.
Bettina Siegmund dankte abschließend für die intensive Debatte und bat mit Blick auf die halbe Stelle darum, die Frage, in welchen Strukturen man arbeiten wolle und wie diese personell unterlegt sein sollen, nicht aus dem Blick zu verlieren.
Die Landessynode stimmte den Anträgen zu.