„Eine singende Kirche ist eine lebendige Kirche“: Landessynode stärkt Zukunft der Kirchenmusik

Bild: Jens Schulze

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Kirchenmusik in der Landeskirche Hannovers: Ein paar Zahlen zum Staunen. – Bild herunterladen

Die Landeskirche verfügt erstmals über eine umfassende und grafisch aufbereitete Übersicht zur Kirchenmusik – und kann nun eine datenbasierte Steuerung von deren Planung, Förderung und regionaler Schwerpunktsetzung angehen. Das sagte Jan Meyer, Vorsitzender des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode, bei der Vorstellung seines aktuellen Berichts im Fokusprojekt „Kirchenmusik weiterdenken“.

Die von ihm vorgestellte „kirchenmusikalische Landkarte“ gibt einen beeindruckenden Überblick: Rund 52.000 Menschen musizieren demnach regelmäßig in mehr als 2.300 Gruppen – von Kinder- und Jugendchören über Gospel- und Posaunenchöre bis zu Kantoreien, Orchestern und Bands. Die Karte ist online unter anderem hier und auf der Website der Landeskirche zu finden.

„Die kirchenmusikalische Landkarte macht unsere Arbeit erstmals transparent“, betonte Meyer. „Sie ermöglicht regionale Vergleiche und zeigt öffentlich einsehbar, wo Chöre, Ensembles oder Orgelspiel zu finden sind.“ Der Kirchenmusikentwicklungsplan von der musikalischen Bildung von Anfang an bis zur Stärkung der Attraktivität des Berufsbildes gebe zudem eine klare Orientierung, sichere Kompetenzen und diene als Handreichung für alle Ebenen der Kirche. Meyer warb dafür, dass Kirchenmusik strategisch ein Querschnittsthema bleiben müsse, denn: „Eine singende Kirche ist eine lebendige Kirche“.

Die anschließende Aussprache zeigte, dass die Kirchenmusik in vielen Sprengeln sowohl als Bildungs- als auch als Bindungsfaktor von hoher Bedeutung ist. So betonte Dr. Karin Köhler (Sprengel Hildesheim-Göttingen), dass die Posaunenchorarbeit im ländlichen Raum „eines der größten Bildungsangebote für junge Menschen“ sei. Mit Blick auf aktuelle Herausforderungen hat sie ein „dringendes Votum“ ausgesprochen, die Kirchenmusik zu erhalten.

Auch Bernd Rossi (Sprengel Stade) hob die Relevanz der Kirchenmusik hervor. Die hohe Zahl aktiver Musikerinnen und Musiker habe ihn positiv überrascht, das müsse sichtbarer werden, sagte er. Zugleich mahnte er an, in der Zukunftsgestaltung „nicht nur aufs Sparen zu schauen“. Bestimmte Handlungsfelder müssten klar benannt und gesichert werden, denn Kirchenmusik ermögliche Anschlussfähigkeit für Menschen, die sonst kaum Berührung mit Kirche hätten. Mit Blick auf regionale Strukturen wies Martin Sundermann (Sprengel Ostfriesland-Ems) auf Lücken in der Aus- und Fortbildung hin und warb dafür, entsprechende Angebote stärker in Regionen außerhalb Hannovers zu verankern. 

Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track unterstrich die Herausforderungen und Chancen für Kirchenmusik im Zusammenhang mit dem schulischen Ganztag. Dieser sei gesellschaftlich unverzichtbar geworden; Kinder bräuchten jedoch weiterhin emotionale, kulturelle und soziale Bildung. Hier könne die Kirche wichtige Impulse setzen, etwa durch niedrigschwellige Angebote in Schulen. Man sei bereits im Gespräch mit der Landesregierung. 

Zum Abschluss der Debatte dankte Regionalbischöfin Marianne Gorka (Sprengel Lüneburg) dem Ausschuss für seine hervorragende Arbeit. Den engagierten Synodalen sei zu verdanken, dass die nun vorliegende Landkarte die Kirchenmusik „nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar“ mache. Das große Engagement der Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen müsse auch unter veränderten Rahmenbedingungen gesichert bleiben.

Die Landessynode nahm den Bericht einstimmig mit 57 Stimmen befürwortend zur Kenntnis. Das Landeskirchenamt und der Landeskirchenmusikdirektor wurden gebeten, die im Kirchenmusikentwicklungsplan benannten Handlungsfelder in die kirchenleitenden Prozesse einzubinden, die kirchenmusikalische Landkarte dauerhaft fortzuschreiben und mit digitalen Systemen zu verknüpfen. Die Synode empfahl den Kirchenkreisen zudem, den Kirchenmusikentwicklungsplan für eigene Entscheidungs- und Strukturprozesse zu nutzen.