Kindertagesstätten, Krankenhäuser und Pflege allgemein sowie Migration und Kirchenasyl – diese bunte Themenvielfalt hat die Arbeit der Diakonie in den vergangenen Jahren geprägt. Das sagte der Vorsitzende des Diakonieausschusses, Norbert Wolf (Sprengel Stade), in seinem Abschlussbericht vor der Landessynode. „Diese Themen verdeutlichen den diakonischen Auftrag, soziale Verantwortung, Glaubensvermittlung und gesellschaftliche Teilhabe zu stärken“, so Wolf.
Einen ersten Schwerpunkt legte er auf die evangelischen Kindertagesstätten, die zu den wichtigsten Begegnungsorten zwischen Kirche und Gesellschaft gehörten. „Eine Kita ist ein komplexes System und eine große Chance für unsere Gemeinden, christliche Werte und Glauben zu vermitteln. Ich wüsste kein anderes Handlungsfeld der verfassten Kirche, das das schafft.“ Positive Erfahrungen mit evangelischen Einrichtungen veränderten insbesondere bei konfessionslosen Familien das Bild von Kirche deutlich: „Was für eine Chance, die wir nutzen sollten“.
Gleichzeitig spitze sich der Fachkräftemangel zu – verschärft durch demografische Entwicklungen und den Ausbau der Ganztagsschulen. Die Kirche reagiere mit Qualifizierung, Onboarding-Konzepten und der Öffnung von Stellen für nichtkirchliche Fachkräfte. Dies könne auch Chancen bieten.
Im zweiten Schwerpunkt – der Krankenhaus- und Pflegeversorgung – werde deutlich, dass viele Einrichtungen unter massiven wirtschaftlichen Belastungen stehen. Investitionsmittel reichten nicht aus, Kostensteigerungen seien unzureichend refinanziert. Der Ausschuss forderte eine aktive Krankenhausbedarfsplanung, die Versorgungssicherheit, Trägervielfalt und gerechte Finanzierung garantieren müsse. Pflegeeinrichtungen stehen ähnlich unter Druck. Projekte wie die Konzertierte Aktion Pflege in Niedersachsen (KAP.Ni 2.0) oder seelsorgerliche Unterstützungsangebote sollen entlasten. „Die Versorgung der Menschen muss im Fokus stehen“, sagte Wolf. Die kommende Landessynode solle hier weiterhin einen kritischen Blick zum Landtag und zur Landesregierung werfen und sich einmischen.
Zum dritten Schwerpunkt Migration stellte der Ausschussvorsitzende fest: „Ich bin persönlich entrüstet, wie wir dieses Thema in Deutschland behandeln. Wir als Kirche haben einen guten Grund, uns diesen Menschen zuzuwenden.“ Das Thema bleibe ein Marathon, der gestaltet werden müsse. Die Kirche investiere in Beratungsangebote, Unterstützung Ehrenamtlicher und Projekte für geflüchtete Frauen. Beim Kirchenasyl plädierte der Ausschuss für verantwortungsvolle Einzelfallprüfung und rechtliche Beratung, gerade weil politische Rahmenbedingungen sich veränderten und gesellschaftliche Spannungen wüchsen. Der Diakonieausschuss nehme die Sorgen und Ängste der Bevölkerung wahr und ernst. Kirche müsse einen Dialog ermöglichen und unterstützen, dass alle Personen zu Wort kommen und Meinungen ausgetauscht werden könnten. „An diesem Punkt komme ich zu der demokratiestützenden Aufgabe unserer Kirche. Wir Christinnen und Christen müssen in dieser Situation sorgsam und geduldig agieren. Wir müssen vor Ort in den Gemeinden und gesamtgesellschaftlich die Demokratie und eine offene und freie Gesellschaft stärken und weitere Eskalationen im Umgang mit Migrantinnen und Migranten verhindern. Die Menschenwürde mit der Gottesebenbildlichkeit ist unser Maßstab.“
„Diakonische Einrichtungen als Kirche zu sehen und zu erkennen, ist für Menschen immer noch ein Grund, Mitglied der Kirche zu sein und zu bleiben“, betonte Wolf abschließend. Eine stärkere Vernetzung von Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Diakonie sei für die gemeinsame Arbeit und auch für die öffentliche Wahrnehmung nötig.
Die Landessynode beschloss, den Bericht an die 27. Landessynode weiterzureichen.