Startseite Archiv Nachricht vom 11. April 2023

Kirchen beschwören Hoffnung in Zeiten von Krieg und Krisen

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In ihren Osterpredigten betonen leitende Geistliche aus Niedersachsen den Wert von Zuversicht und Zusammenhalt. Gegen das Böse in der Welt sollten Menschen ihrer Hoffnung nach Frieden und Versöhnung folgen.

Leitende Geistliche aus Niedersachsen haben an Ostern zu Hoffnung, Versöhnung und Solidarität aufgerufen. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat am Ostersonntag die Verbundenheit von Christinnen und Christen in aller Welt betont. „Wir haben die gleiche Herkunft: Wir sind getauft im Namen Jesu Christi. Wir haben die gleiche Abstammung: Wir nennen Gott unseren Vater“, sagte Meister in seiner Festpredigt in der hannoverschen Marktkirche. Das oft gebrauchte Wort von der christlichen Geschwisterlichkeit habe für ihn durch einen Besuch im ukrainischen Odessa tiefere Bedeutung gewonnen.

Vor zwei Wochen habe er dort mit einer kleinen lutherischen Gemeinde einen Gottesdienst gefeiert, berichtete Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dabei habe er intensive Nähe zu den Menschen in der vom Krieg erschütterten Stadt gespürt. „Ich wollte ihnen in die Augen sehen, wollte ihre Stimme hören, in ihre Dörfer gehen und von ihrem Schicksal einen Eindruck bekommen.“ Diese Begegnung sei für ihn wichtiger gewesen, „als manches wohlfeile Gerede in unserem Land über Waffenlieferungen oder Frieden um jeden Preis“.

Meister betonte, wie wichtig es ist, den Menschen in der Ukraine zuzuhören. In Begegnungen habe er gespürt, wie groß der Wunsch ist, dass ihr Leid, aber auch ihre Hoffnungen bezeugt und erinnert werden. „Nicht nur Gutes, auch das Böse muss erinnert werden, damit Gerechtigkeit geschaffen wird“, betonte der Landesbischof.

Ostern heiße, sich „vom Bösen und Dunklen in diesem Leben nicht beeindrucken zu lassen und ihm nur einen schrägen Seitenblick zu gönnen“, betonte der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns am Ostersonntag in seiner Festpredigt im Braunschweiger Dom. Christinnen und Christen schauten „von der Zukunft Gottes her“ auf die Gegenwart, dabei zeige sich das Leben in neuem Licht: „Was war, muss nicht bestimmen, was sein wird. Es kann sich zum Guten verändern“, unterstrich Meyns. Er forderte dazu auf, „den Spuren der Hoffnung zu folgen“.

Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer bezeichnete Ostern als eine Zeit der Versöhnung. „Radikale und unversöhnliche Positionen in Gesellschaft und Kirche tun uns nicht gut.“ Wer an den furchtbaren Angriffskrieg gegen die Ukraine denke, der wisse sofort, wie wichtig der Einsatz für den Frieden sei.

Aber Frieden sei nicht allein die Abwesenheit von Krieg und das Schweigen der Waffen, sagte Wilmer: „Frieden kann auch bedeuten, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten zu begraben, die nicht mit Waffengewalt ausgetragen werden.“ Es gehe auch um das Abrüsten in Worten und Gedanken, um Dialogfähigkeit und um den Abbau verhärteter Fronten.

Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit betonte, das Osterfest rufe dazu auf, „Gottes gute Botschaft in Wort und Tat in die Welt zu bringen.“ Gewalt, Krieg und Unterdrückung dürfen weder im Iran noch in der Ukraine, auch nicht in Deutschland das letzte Wort haben, sagte er in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche.

Adomeit erinnerte an den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis hingerichtet wurde. Bonhoeffer habe sich von den Mitgefangenen mit dem Satz „Das ist das Ende, für mich der Anfang des Lebens.“ verabschiedet. Dieser Satz strahle „ansteckendes Vertrauen und eine ganz eigene Art Lebenskraft aus. Bonhoeffer ist für mich ein echter Osterzeuge“, unterstrich Adomeit.

Der schaumburg-lipppische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke rief Christinnen und Christen dazu auf, dem eigenen Glauben Ausdruck zu verleihen. „Immer schön neutral und zurückhaltend bleiben in Glaubensfragen, in Gebärden und in der Sprache, ist dem Leben und eben auch bisweilen der Gesundung nicht wirklich bekömmlich“, sagte Manzke am Ostersonntag in seiner Festpredigt in Bad Eilsen bei Stadthagen. Denn der Glaube könne im sprichwörtlichen Sinne Berge versetzen.

„Es gibt eine mich zum Teil beängstigende Zurückhaltung und Scheu, nicht nur in protestantischen Kreisen und Milieus, den eigenen Glauben auszudrücken und ihm eine Gestalt in Gebärden und Riten zu geben“, sagte Manzke. Er habe aber die Hoffnung, dass die nüchternen Norddeutschen in Wirklichkeit viel gläubiger sein, als er vermute.

Auch der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe forderte in seiner Osternachtsmesse im Osnabrücker Dom St. Petrus dazu auf, sich „persönlich und ganz bewusst“ dafür zu entscheiden, aus Gottes „Ja“ zu den Menschen zu leben. Die Botschaft der Auferstehung Jesu Christi zeige „in unübertroffener Weise“, wie Gott jeden Einzelnen mitnehmen wolle „auf den Weg aus Dunkel zum Licht, aus Zerstreuung in Gemeinschaft, aus bedrohender Not zum Leben“, sagte der Diözesanadministrator des katholischen Bistums. Wübbe leitet das Bistum Osnabrück nach dem Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode im März bis zur Wahl eines neuen Bischofs.

Ostern ist das älteste und wichtigste Fest des Christentums. In aller Welt erinnern Gläubige an diesem Tag an die Auferstehung Jesu Christi nach dessen Tod am Kreuz. Nach drei Jahren teils massiver Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie konnten in den Kirchengemeinden in Deutschland und im Vatikan die Feierlichkeiten in diesem Jahr wieder ohne Auflagen stattfinden.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen