Startseite Archiv Nachricht vom 05. November 2022

Experte: Kunst in Kirchen eher nicht im Visier radikaler Aktivisten

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Hannover. Kunstwerke in Kirchen sind aus Sicht der Landeskirche Hannovers kaum gefährdet, Ziel von öffentlich inszenierten Anschlägen radikaler Klimaaktivisten zu werden. „Für unsere Kunstobjekte befürchten wir aktuell keine Taten“, sagte der Leiter des Kunstreferats in der Landeskirche Hannovers, Thorsten Albrecht, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die aktuelle Anschlagwelle auf Gemälde in großen Museen wird sich aus Sicht des Experten nicht auf Kirchen ausweiten, weil dort ein zentrales Ziel der Attacken nicht erreicht werden könne: „Wer sich an einen Altar oder ein Epitaph klebt, gelangt damit kaum an die große Öffentlichkeit“.

Besondere Vorkehrungen zum Schutz von Kunst gibt es Albrecht zufolge nicht. Zwar seien gerade die großen Stadtkirchen oftmals reich mit Kunst ausgestattet, jedoch befinde sich dann meist auch ein Betreuer für Kirchenbesucher vor Ort. Dort, wo in Kirchen berühmte Bilder etwa von Lucas Cranach hingen, werde bereits für deren Sicherheit gesorgt. „In der Kreuzkirche in Hannover beispielsweise kann man das Gemälde nur durch eine Glastür sehen. Man muss erst jemanden bitten, diese zu öffnen, um direkt davor zu stehen.“

In offenen Kirchen auf dem Land sei hingegen sicher nicht immer eine Aufsicht vorhanden. Dort gebe es ab und zu Diebstähle. „Ganz selten bricht jemand auch mal ein Stück Holz von einem Kunstwerk, etwa einem Epitaph, ab. Aber das findet nur sehr vereinzelt und ganz offensichtlich nicht so konzertiert geplant statt wie die aktuellen Attacken in großen Museen.“

Die Landeskirche selbst verfügt über eine eigene Kunstsammlung - überwiegend Skizzen und Entwürfe von Objekten, die später in Kirchen umgesetzt worden sind. Kirchengemeinden können die Werke zwar ausleihen, dauerhaft zu sehen sind sie aber nicht. Anders ist das bei einzelnen Kirchengemeinden, die wertvolle Objekte an Museen verliehen haben. So ist etwa der 1410 entstandene Marien-Altar der Buxtehuder St. Petri-Gemeinde in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. „Das Werk gehört der Kirchengemeinde“, sagt Albrecht, „das Museum sorgt aber für dessen Sicherheit“. Und dort ist nach Angaben der Kunsthalle schon seit einigen Wochen erhöhte Wachsamkeit angeordnet.

Religiös inspirierte Kunst war durchaus im Fokus der aktuellen Anschlagserie: Im August hatten sich zwei junge Frauen an ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geklebt, auch Raffaels (1483-1520) „Sixtinische Madonna“ diente als Klebefläche. Beide Kunstwerke hängen in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, in beiden Fällen wurde nur der Rahmen beschädigt.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen